Für Kevin: Spender standen Schlange

1008 Menschen haben sich am Samstag Blut abnehmen lassen. Vielleicht kommen sie als Knochenmarkspender für den leukämiekranken Kevin in Frage.

Willich. 1008 Menschen kamen am Samstag in den Saal der Gaststätte Krücken, krempelten einen Ärmel hoch und ließen sich ohne mit der Wimper zu zucken Blut abnehmen. Außerdem wurden 9530 Euro gesammelt. Alle hoffen, dass so ein Knochenmarkspender für den fünfjährigen Kevin aus Willich gefunden werden kann. Der Junge ist an Leukämie erkrankt.

Foto: Kurt Lübke

Nein, es war keine Karnevalsveranstaltung bei Krücken, auch wenn bunte Luftballons als Wegweiser angebracht worden waren. Nicola Wenderoth von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Und sie lobte die perfekte Logistik.

Michael Schmitz, mit dem kleinen Kevin verwandt, hatte sich selber Blut abnehmen lassen. Der Regimentsspieß des ASV leitet den Initiativkreis für das krebskranke Kind.

Rund 50 Männer und Frauen hatten sich den Samstag Zeit genommen, um den Spendern Blut abzunehmen, unter ihnen Martina Kirches; die 23-Jährige desinfizierte unzählige Male ihre Hände, zog Schutzhandschuhe an, desinfizierte die Armbeuge der Blutspender, nahm die Handschuhe ab, desinfizierte erneut ihre Hände.

Die medizinische Fachangestellte arbeitet im Wegberger Krankenhaus, wohnt aber in Willich. Sie arbeitete sehr routiniert - trotzdem kam es vor, dass jemand nach der Blutabnahme schlapp machte, auf eine Liege gelegt wurde, die Füße hoch.

Bei Heike Greins (39) ging alles schnell und komplikationslos. Andrea Graß hatte sich endlich Zeit genommen für den kleinen Piekser: „Ich wollte es eigentlich schon lange gemacht haben, ich habe selber Kinder und kenne Leute, die den kleinen Kevin kennen“, sagte die 51-Jährige. Ihren Mann habe sie auch mitbringen wollen, aber als Knochenmarkspender kommen nur Menschen bis 55 Jahre infrage. Vier Milliliter Blut wanderte von der Vene in ein Glasröhrchen.

Dr. Tobias Zimmermann ist Frauenarzt in Willich. Er gehörte zu den Ärzten, die sich den Samstag zum Blutabnehmen freigehalten hatten. „Ich hätte nicht mit einer so großen Resonanz gerechnet“, gestand der 42-Jährige. „Das ist hier alles sehr gut organisiert.“ Er habe sich vor Jahren bereits typisieren lassen. Auf Sonderwünsche ging er ein: „Eine Frau wollte, dass ich ihr im Liegen Blut abnehme.“

Die Spender mussten Formulare ausfüllen und wurden um eine Geldspende gebeten, damit die Blutproben auch untersucht werden können. Christoph Seffern, Rettungsassistent und Anrather Schützenkönig 2013, hat gut und gerne 100 Mal gepiekst. „Vor sechs Wochen in Nettetal waren 4760 Menschen zu einer Typisierungsaktion gekommen“, sagte Seffern. Was ihm bei Krücken auffiel: „Die Menschen sind gut drauf, es läuft alles sehr harmonisch ab.“ Für eine Stärkung mit Kuchen war gesorgt.

Frank Käuper aus Viersen, wie Christoph Seffern bei der Rettungswache, weiß, wie es ist, wenn die Blutprobe ergibt, dass man als Spender geeignet ist: „Ich hatte schon einige Tage Schmerzen“, sagte der 43-Jährige, der sich einer Art Dialyse unterzogen hat. So wurden Stammzellen herausgewaschen. Für eine Stammzellspende müssen die Gewebemerkmale des Spenders mit denen des Patienten zu 100 Prozent übereinstimmen. Mit der Stammzellspende kann man Lebensretter werden.

Mehr Infos über den Kampf gegen Blutkrebs stehen im Netz:

www.dkms.de