Haiti hat noch einen langen, beschwerlichen Weg vor sich
Heute vor zwei Jahren bebte die Erde um Port-au-Prince.
Tönisvorst/Port-au-Prince. Korruption, Kriminalität, Cholera und eine kaum vorhandene Infrastruktur — die Situation in Haiti zwei Jahre nach dem Erdbeben klingt nicht gut.
Genau diesen Eindruck will Janika Simon von action medeor korrigieren: „Wir kommen in Haiti voran, aber wir müssen auch geduldig und hartnäckig sein.“
Die Lebensbedingungen werfen Schwierigkeiten auf. Das war zwar auch vor dem Erdbeben so, weil Haiti zu den ärmsten Ländern der Welt zählt. Doch die Lage hat sich durch das Erdbeben verschlimmert. So war Ende 2010 eine Choleraepidemie ausgebrochen.
„Es gibt kaum Abwassersysteme, die Fäkalien werden in den Fluss geleitet. Aus diesem wird auch das Wasser zum Kochen geholt“, beschreibt Simon die Situation. Überfälle und Vergewaltigungen häufen sich. „Die Polizei kann man rufen, aber die hat vielleicht kein Auto oder Benzin, um an den Tatort zu kommen.“
Das Medikamentenhilfswerk action medeor engagiert sich seit zwei Jahren in Haiti. „Wir wollen Medikamente zur Bekämpfung von Durchfall-, oder Atemwegserkrankungen verfügbar machen“, sagt Simon.
Die Menschen wohnen in Hütten oder Zelten, haben nicht viel Kleidung. Wenn es im Winter nass, zugig und unter 20 Grad ist, erkälten sich viele der Haitianer.
„Einige Menschen haben noch nie einen Arzt gesehen, sie sind sehr dankbar für die Hilfe“, sagt Simon.
Das Hilfswerk bildet auch Menschen aus. Als Geburtshelfer, weil die Sterberate bei Entbindungen hoch ist, und als Bauer von Trocken-Toiletten (Komposttoilette ohne Wasserspülung), um die Hygienebedingungen zu verbessern. „Damit bieten wir den Jugendlichen auch eine Zukunft“, erklärt Simon.
Die Verantwortlichen rechnen mit drei weiteren Jahren, bevor eine spürbare Verbesserung der Lebenssituation im Land eintritt. „Nach dem Tsunami 2004 hat es auch fünf Jahre gedauert. Es geht nicht schnell, aber es geht voran“, sagt Alexandra Geiser, Leiterin der Humanitären Hilfe bei medeor.
Bernd Pastors vom Vorstand freut sich, dass Simon das Leben in Haiti so gelassen nimmt. „Viele Helfer halten das nur ein oder zwei Jahre aus.“