Der Trend geht zur Urnenbestattung

Nach fünf Jahren werden Gräber nicht mehr gepflegt.

Tönisvorst. Die Grabpflege auf den kommunalen Friedhöfen in St. Tönis und Vorst wird immer mehr zu einem Problem. Die Ruhezeiten betragen bis zu 30 Jahre. Das Friedhofsamt denkt daher über Alternativen nach, um den Pflegeaufwand für die Hinterbliebenen in vertretbaren Grenzen zu halten.

Einen Wandel im Umgang mit den Verstorbenen stellt Monika Flöth vom Tönisvorster Friedhofsamt fest: „Es ist schon längst keine Ehrensache mehr, die Gräber 30 Jahre lang zu pflegen, was bis vor etwa zehn Jahren oft noch selbstverständlich war.“

Die Trauerarbeit habe sich verändert und sei in vielen Fällen nach etwa fünf Jahren abgeschlossen. Dies merke man durch die vielen ungepflegten Gräber auf den beiden Friedhöfen. Die städtische Mitarbeiterin schätzt die Zahl dieser verunkrauteten Grabstellen auf etwa ein Drittel.

Immer mehr werden daher Urnenbestattungen gewünscht, die im vergangenen Jahr in St. Tönis sogar bei über 70 Prozent (vor zehn Jahren waren es noch nicht einmal zehn Prozent) und in Vorst bei annähernd 50 Prozent lagen. Auch die anonymen Bestattungen seien sprunghaft nach oben gegangen.

Das Friedhofsamt ist dabei, diesen Wandel zu berücksichtigen. So wurden bereits 2011 in St. Tönis und Vorst sogenannte Urnenstelen errichtet. In St. Tönis entstanden 30 Urnenkammern, in Vorst 20. In eine Kammer können bis zu vier Urnen aufbewahrt werden. Die „Ruhezeit“ bei einer Urnenbestattung beträgt generell 20 Jahre. Der entscheidende Vorteil: Die aufwändige Grabpflege entfällt.

Bänke ringsum der Stelen sollen zur Andacht und zum Verweilen einladen. Urnenkammer-Plätze sind auf beiden Friedhöfen noch frei. Abteilungsleiterin Sabine Dicker und Monika Flöth haben über weitere Verbesserungen nachgedacht.

So werden sie bald den zuständigen kommunalpolitischen Gremien den Vorschlag zur Errichtung von Urnengemeinschaftsanlagen und Rasenreihengräber machen.

In beiden Fällen erfolgt nach dem Abschluss entsprechender Verträge die Pflege durch die Stadt. Die Urnengemeinschaftsanlagen, in der bis zu zehn Urnen platziert werden können, sollen in diesem Jahr in St. Tönis und Vorst getestet werden.

Monika Flöth macht noch einen Vorschlag: „Damit sich die Friedhöfe auch wirklich zu Parkanlagen entwickeln, könnte man in bestimmten Bereichen Rosengärten oder einen Memoriam-Garten anlegen.“ Zum Beispiel seien in einem Memoriam-Garten Urnen- wie Erdbestattungsplätze möglich.

Die Hinterbliebenen schließen dann einen Dauergrabpflegevertrag ab und brauchen sich um die Grabpflege nicht zu kümmern. Neben der gärtnerischen Bepflanzung könne eine derartige Anlage durch Sitzgelegenheiten, Wasserspiele oder Skulpturen aufgewertet werden. Das tut der Seele gut, hilft bei der Trauerarbeit.

Um eventuell die Ruhezeiten zu reduzieren, hat Sabine Dicker für den St. Töniser Friedhof gerade ein neues Bodengutachten in Auftrag gegeben. Worüber Sabine Dicker besonders empört ist: „Der zunehmende Vandalismus auf unseren Friedhöfen.“ So wurden zum Beispiel am Totensonntag in St. Tönis frische Kränze gestohlen.