Projekt auf Acker in Anrath Der „Sattmacher“ ackert und spendet
Anrath. · Kaj Binder gärtnert in Anrath für soziale Einrichtungen und liefert frisches, selbst angebautes Gemüse.
Die Parzelle Nummer 44 auf dem Acker des Anrather Stautenhofs unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von den anderen, die bei den „Ackerhelden“ bestellt werden. Dort wachsen Salat, Mangold, Zwiebeln, Kartoffeln und Rote Bete bis hin zu Zucchini, bewirtschaftet von Kaj Binder. Allerdings landet die Ernte dieser rund 40 Quadratmeter großen Fläche nicht in der Küche des 31-Jährigen, sondern unter anderem beim Verein Meerbusch hilft, der Armenküche Düsseldorf und den Altstadtengeln in Düsseldorf.
Kaj Binder verteilt, was er anbaut, und nicht nur das. Der 31-jährige Meerbuscher hat die Initiative „Sattmacher“ ins Leben gerufen, bei der es darum geht, Lebensmittel – allen voran selbst angebautes und geerntetes Gemüse – Menschen zukommen zu lassen, die sich Frisches nicht selbst kaufen können. „Als es Ende März mit Corona losging und viele Tafeln schließen mussten, weil Menschen hamsterten und es einfach weniger Lebensmittel für die Tafeln gab, habe ich überlegt, wie man helfen könnte“, sagt Kaj Binder.
Er ist gelernter Tanzpädagoge und Fitnesstrainer, der sich selbst eine Auszeit von seinem normalen Berufsleben genommen hat und seit zwei Jahren auf einem landwirtschaftlichen Biobetrieb in Kaarst arbeitet. Dann sprach er seinen Arbeitgeber auf übrig gebliebenes Gemüse an, das noch auf den Feldern stand und nicht verwendet wurde. Der Chef gab grünes Licht. Kaj Binder durfte auf dessen Flächen Porree und Kartoffeln für bedürftige Menschen ernten. „Es war eine Riesenaktion, bei der etliche Bekannte geholfen haben“, erinnert sich Binder.
Er hatte im Vorfeld diverse Hilfsorganisationen angesprochen und diese danach mit den beiden Produkten versorgt. Die Düsseldorfer Altstadtengel beispielsweise kochten eine Käse-Lauch-Suppe für ihre Kunden. Er gab dem Projekt den Titel „Sattmacher“ und machte weiter.
Er sprach unter diesem Namen rund 50 weitere landwirtschaftliche Betriebe in der Region an. Die Frage war immer die gleiche: Besteht die Möglichkeit, für bedürftige Menschen zu ernten beziehungsweise Lebensmittel zu erhalten? Einer der Höfe, die sich meldeten, war der Anrather Stautenhof. Der Bio-Betrieb bot das nicht verkaufte Brot aus seiner hauseigenen Bäckerei an und machte einen weiteren Vorschlag: Zusammen mit Ackerhelden offerierte der Stautenhof Binder eine der Parzellen für die Selbstbewirtschaftung, und das kostenlos.
Binder überlegte nicht lange. Der 31-Jährige sagte zu und startete vor rund acht Wochen mit der Bearbeitung der Ackerfläche. Seitdem konnte er bereits ernten und das Gemüse weitergeben. Aktuell bestückt Kaj Binder sein Land für die zweite Ernte und sucht weitere Helfer. Ihm ist nämlich eine zweite Ackerheldenfläche angeboten worden.
Erste Helfer haben sich schon gemeldet, darunter auch Marco van den Berg, der sich in der Ausbildung zum Landwirt befindet. „Ich finde die Idee von Kaj prima und möchte gerne mitmachen“, sagt der Osterather. Bei den derzeitigen heißen Temperaturen müssen sie vor allem bewässern, und das mindestens jeden zweiten Tag.
Kaj Binder hat dazu weitere Mitstreiter gefunden, die sich gemeinsam mit ihm auch um die Logistik kümmern und unter anderem ein Auto zur Verfügung stellen, mit dem Gemüse und Brot zu den verschiedenen Organisationen transportiert werden kann. Inzwischen kümmert sich ein achtköpfiges Team um das Projekt. Der Kontakt zum „Sattmacher“: