Corona-Folgen Zur Lage der Landwirte: „Vieles läuft verhalten“

Kreis Viersen · Je nach Produkt sind die Auswirkungen in der Landwirtschaft durch das Coronavirus unterschiedlich.

André von Dahlen aus Neersen hat den ersten Spargel gestochen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Kaum ein Wirtschaftszweig, der nicht durch das Coronavirus und seine Auswirkungen Einbußen bis hin zu Pleiten befürchtet. Auch Landwirte und ihre Verbände haben düstere Zeiten vorhergesagt, wie drohende Unterversorgung, weil unter anderem Erntehelfer fehlen. Im vergangenen Jahr hatte die WZ mit ihrer Serie „Kuh, Karotte & Co.“ verschiedene Bauern und ihre Arbeit auf dem Feld und im Stall vorgestellt. Mit einigen von ihnen hat sie nun gesprochen und gefragt, wie sich die Corona-Pandemie auf ihre Tätigkeit auswirkt.

André von Dahlen hat den ersten Spargel gestochen. Für ihn beginnt jetzt die Haupterntezeit. Doch so richtig loslegen kann er nicht. Der Neersener hatte bislang immer Kräfte aus Rumänien. Diese bleiben in diesem Jahr aus. Auch wenn mittlerweile Erntehelfer nach Deutschland dürfen. „Haben Sie sich mal die Auflagen angesehen?“, fragt von Dahlen. Die könne er nicht erfüllen. Er zählt auf: Jeder ein eigenes Zimmer, im Falle einer Infektion die Möglichkeit zur Isolation, möglichst alleine arbeiten, nicht einkaufen gehen und keinen direkten Kontakt mit den anderen. „Das kann ich nicht leisten und auch nicht kontrollieren. Wenn etwas passiert, dann bin ich dran.“ Er hat über Anzeigen nach Helfern gesucht und wenige Rückmeldungen bekommen. Nun hofft er, dass die vier Aushilfen ihm noch eine Weile erhalten bleiben. Denn darunter sind beispielsweise auch zwei Schüler. Sollten diese wieder regulären Unterricht haben, steht er fast alleine da: „Dann gibt es nur wenig oder keinen Spargel“, sagt von Dahlen, der auch noch andere Gemüsesorten anbaut. Er nimmt diese Option gelassen. „So ist das im Leben eben. Anderen geht es auch so.“

Dem Fahrer vom Milchtankwagen
wird nur noch zugewunken

„Wir merken den Druck nicht so“, sagt dagegen Bernd Steves. Er betreibt in Anrath hauptsächlich Milchwirtschaft und hat Leihkühe. Letztere tragen die Kälber von Kühen und Bullen für einen anderen Züchter aus. „Das geht fast so weiter wie bisher. Nur die Besuche vom Tierarzt laufen anders ab“, sagt Steves. Ansonsten würde mehr schriftlich gearbeitet, um den persönlichen Kontakt zu vermeiden. Das verhalte sich auch so mit den Fahrern der Milchtankwagen. „Wir winken uns jetzt nur zu“, so der Anrather. Der Druck auf den Milchpreis sei nicht so groß wie beispielsweise beim Fleisch.

St. Huberter merkt geringere Nachfrage nach Rindfleisch

Den spürt Heinz-Jürgen Krouhs aus St. Hubert. Er züchtet und mästet Limousinrinder. Einen Teil der Tiere bringt er zum Schlachten zur Naturschlachterei Thönes in Wachtendonk. Dort spüre er eine leicht verstärkte Nachfrage. Da es eine Festpreisbindung mit Thönes gebe, sei der Preisverfall nicht so zu merken. Das sei bei den Großschlachtereien, die er auch bedient, anders. „Die bestellen nur noch, wenn sie einen Abnehmer gefunden haben“, sagt Krouhs. Für ihn bedeute dies 30 bis 50 Cent weniger auf das Kilo Schlachtgewicht. „Da niemand weiß, was morgen ist, läuft vieles sehr verhalten ab“, so das Resümee des St. Huberters.

Ziegenhof in Vinkrath
macht Käse wie gewohnt

Der Bööscher Ziegenhof in Vinkrath von Bettina Konnen ist bei Liebhabern von Produkten aus Ziegenmilch bekannt. „Wir haben die Milch, also müssen wir sie auch verarbeiten“, sagt Konnen im WZ-Gespräch. Sie spürt nach eigener Aussage kaum eine Veränderung. „Wir haben sowieso hohe Hygienestandards, waschen uns 100 Mal am Tag die Hände.“ Normalerweise würden die Produkte von den Händlern, die sie dann weiterverkaufen, abgeholt. Nun fahre ihr Mann die Ware aus. „Mit Desinfektionsmittel im Auto und unter Einhaltung der Abstandsregelungen“, so die Vinkrather Molkereimeisterin. Das gelte auch für den kleinen Hofladen, in dem sie unter anderem Käse und Eis verkauft.

Stautenhof hält im Hofladen Kunden auf Abstand

Landwirtschaft und Hofverkauf verbindet der Stautenhof in Anrath. Dort betreibt die Familie Leiders seit 1997 einen Biohof. „In der Landwirtschaft läuft größtenteils alles wie gehabt weiter. Auf die Arbeit in den Ställen und auf den Feldern hat die aktuelle Situation keinen großen Einfluss“, sagt Anika Launert, zuständig für die Öffentlichkeitsabriet. Die Mitarbeiter in der Landwirtschaft seien in zwei Gruppen aufgeteilt, um eine gewisse räumliche Distanz einhalten zu können. Für den Hofladen dagegen seien einige Veränderungen nötig gewesen, um ihn weiterführen zu können. „Während der letzten Wochen haben auch wir uns mit Einschränkungen und immer wieder erneuerten Vorgaben auseinandersetzen müssen, die die Gesundheit unserer Mitarbeiter und die unserer Kunden während der Covid 19-Zeiten schützen sollen“, sagt Launert. Eine Konsequenz sei die Schließung des Bistros gewesen. Nun gibt es kein Frühstück mehr. Der Mittagstisch dagegen könne nach Vorbestellung abgeholt werden.

Die Kunden des Hofladens müssten jetzt vor diesem warten, bis ein Mitarbeiter grünes Licht für den Einkauf gibt. „Nur so können wir dafür sorgen, dass sich nicht zu viele Personen in unseren Verkaufsräumen aufhalten“, erklärt Launert. Zusätzlich gebe es die Möglichkeit, sich nach Betreten des Hofladens die Hände zu desinfizieren. Aufkleber auf dem Fußboden weisen nun nicht nur auf die Einhaltung von Abständen hin, auch Plexiglasscheiben an den Kassen und den Bedienungseinheiten sorgten für mehr Schutz auf beiden Seiten. Launert: „Dem Kunden wird der Weg durch den Hofladen auf einer Einbahnstraße vorgegeben, so dass sich niemand in die Arme läuft. Einkaufswagen, EC-Geräte, Türklinken etc. werden ständig desinfiziert.“ Bislang, so freut sie sich, habe es „sehr viele positive Rückmeldungen“ gegeben. Abschließend sagt sie: „Wir versuchen, diese Zeit mit viel Geduld, neuen Ideen und Gelassenheit gemeinsam mit unseren Kunden zu meistern.“