Tönisvorster Gymnasium Michael-Ende-Schüler zapfen bald Wasser aus Automaten

St. Tönis · Umweltprojekt von 2018 wirkt nach: Viele Gymnasiasten verzichten auf Einwegflaschen. SV verfolgt Kiosk-Idee.

Der durchschnittliche Verbrauch von Einweglaschen (401 pro Tag/Sek 1) konnte im Rahmen des Projekts „klimafreundliche Schule“ am MEG auf 258 gesenkt werden. Nun sollen Automaten die Bilanz weiter verbessern.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

„Global denken – lokal handeln.“ Der Satz ist nicht von einem Plakat der Friday-for-Future-Schülerbewegung abgeschrieben, wie sie zuletzt etwa in Essen vor der Hauptversammlung des Energiekonzerns RWE demonstriert hat. Der Satz ist ein Jahr alt. Er stand in der Einladung zu einer Pressekonferenz, zu der Achtklässler des Michael-Ende-Gymnasiums Mitte April 2018 gebeten hatten. Sie stellten sich in dem von Biologielehrer René König  angestoßenen Projekt für eine „klima-freundliche Schule“ mit Selbstversuch der Frage: „Was können wir  zum Wohl unseres Planeten tun?“

Dazu wollten die Schüler alltägliche Bequemlichkeiten verändern, um „nachhaltig gegen den Klimawandel vorzugehen“: 1. auf Einwegflaschen  verzichten. 2. Recycelbares Papier  nutzen. 3. nach Möglichkeit keine Kunststoffverpackungen und Alufolie benutzen. Und 4. Aus dem Eltern-Taxi aussteigen und stattdessen zu Fuß, mit dem Rad oder  dem Bus zur Schule kommen.

Was ist aus den Zielen geworden? Wie nachhaltig agieren die MEGler? Konnte die Projektgruppe Mitschüler, Lehrer, Eltern überzeugen mitzumachen?

Lehrer König zieht ein insgesamt  positives Fazit. Ein Schüler, Leon Hamacher, habe sogar mit Klassenkameraden  einen eigenen Naturschutzverein gegründet, der mit dem Nabu Kontakt aufnehmen wolle.

König hat über das Projekt „tabellarisch“ Buch geführt. „Die Schüler wollten Aufmerksamkeit für das Thema erzielen. Das ist ihnen gelungen.“  Man habe messen wollen, wie viele Schüler sich auf ein klimaschützendes Verhalten konkret einlassen. Dazu wurden die Schüler der Sekudarstufe 1 vor Projektbeginn aufgefordert, Fragen zu beantworten, wie sie zur Schule kommen, wie viele Einwegflaschen sie nutzen und so weiter. Nach dieser Erhebung haben  die Achtklässler ihre Präsentation gezeigt, die Folgen von Klimawandel vor Augen geführt, daran appelliert, auf Plastik und unnötige Autofahrten zu verzichten, um die Umwelt zu schonen.

Klassen notierten über Wochen ihren Einwegflaschen-Verbrauch

Über vier Monate lang konnten Klassen ihre persönliche Zählung fortsetzen. Dort, wo sie unterbrochen wurde, setzte König die ursprünglichen Werte  ein. Trotzdem machten die Messungen Mut: Die Zahl der genutzten Einwegflaschen ging deutlich nach unten, von täglich 401 auf durchschnittlich 258. Autofahrten  wurden von 204 auf 101 gesenkt. Die Zahl der Hefte aus Recycling-Papier erhöhte sich von 215 auf 362. König: „Wir sehen klar: Die Akzeptanz durch die Schüler ist da.“

Das Michael-Ende-Gymnasium  selbst will die Nachhaltigkeit des Projekts stärken. „Die Problematik des Klimawandels wird nun  verpflichtend mit mehr Stunden in Klasse 7 zum Thema gemacht. Das ist ein Beschluss der Fachkonferenz.“

Außerdem sollen noch in diesem  Schuljahr drei Wasserautomaten aufgestellt werden, zwei im Schulzentrum, einer im Gebäude Kirchenfeld. Die Anschlüsse sind bereits gelegt. Eine Firma stellt die  Wasserspender auf. Dort können Schüler künftig Mehrwegflaschen mit gekühltem stillen oder gesprudeltem Leitungswasser füllen. „Die Wasserspender sind  von der Firma vorfinanziert. Sie übernimmt auch die Wartung der Geräte. Die Schüler zahlen dann per Karte das gezapfte Wasser.“

Außerdem hat die SV angeregt, einen Kiosk  einzurichten, in dem recyceltes Papier und Hefte verkauft werden könnten. Ein Raum dafür soll bis Sommer zur Verfügung stehen.  „Das Interesse an den Angeboten ist hoch“, freut sich König. Das Thema Umweltschutz beschäftige die Schüler sehr, auch die Friday-for-Future-Demonstrationen. Für den 24. Mai ist daher geplant, im Rahmen von Exkursionen mit Elterngenehmigung an Veranstaltungen in Krefeld teilzunehmen. „In allen Jahrgangsstufen besteht Interesse“, so König. Politisieren wolle man das Umweltbewusstsein der   Schüler aber nicht. Wer nicht teilnehmen wolle,  bleibe in der Schule und werde unterrichtet.

Eines bleibt nachzutragen vom ursprünglichen Projektzeitraum. Damals hatten die Schüler um finanzielle Unterstützung gebeten. In der Sparkasse in St. Tönis war  ein Sparschwein aufgestellt worden. Mit dem Geld wollen die Schüler „global denken und lokal handeln“ – und bald einen Baum pflanzen.