Kreis Viersen: Bei E-Mobilität ist noch reichlich Luft nach oben E-Mobilität: Es gibt noch viel zu tun
Kreis Viersen · Bei der Anzahl der Elektroautos und auch bei der Lade-Infrastruktur kann der Kreis Viersen noch zulegen. Diverse Projekte gehen an den Start.
Klimakrise. Erneuerbare Energien. Alternative Transportmittel. Elektromobilität. Dass die Elektromobilität im Kommen ist, steht außer Frage. Bund, Länder und Kommunen setzen sich nach eigenen Angaben für ihren Ausbau ein. Vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur werden besonders diejenigen Kommunen unterstützt, die die Stockstoffdioxid-Grenzwerte überschreiten. Gefördert werden die Beschaffung der Elektroautos sowie die Bereitstellung der Ladeinfrastruktur. Dies ist im Kreis Viersen nicht der Fall. Dennoch wird das im Sommer 2018 gestartete grenzüberschreitende Elektromobilitätskonzept „ShareEuregio“ des Kreises mit Fördermitteln des Landes NRW in Höhe von 340 000 Euro und Interreg-Fördermitteln (1,5 Millionen Euro) aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt.
Doch wie ist denn eigentlich der aktuelle Stand im Kreis Viersen in puncto E-Mobilität im Vergleich zu strukturell ähnlichen Kreisen? Und auf welche Herausforderungen muss sich der Kreis in Zukunft einstellen? Diesen Fragen ist die WZ auf den Grund gegangen.
Der Kreis Wesel steht in
Sachen E-Mobilität besser dar
Zahlenmäßig schneidet der Kreis Viersen (530 Einwohner pro Quadratkilometer) im Vergleich zum Kreis Wesel mit einer ähnlichen Einwohnerzahl pro Quadratkilometer (442) und einer ähnlich ländlichen Struktur schlecht ab: Während aktuell in 2019 im Kreis Wesel 2539 Elektroautos zugelassen sind, fahren auf den Straßen des Kreises Viersen gerade einmal 1164 E-Autos, das heißt weniger als die Hälfte. Dies macht einen Gesamtanteil von 0,47 Prozent aller zugelassenen Kraftfahrzeuge (Kfz) im Kreis Viersen aus (Kreis Wesel: 0,69 Prozent). Und das obwohl der Kreis im Jahr 2014, zu den Anfängen der Elektrozeit mit einer Zahl von 337 zugelassenen KfZ (Kreis Wesel: 81) gut startete.
Besser verhält es sich mit der Lade-Infrastruktur: Laut der Dachmarke „Elektromobilität NRW“ des Wirtschaftsministeriums beträgt die Anzahl der Ladesäulen im Kreis Viersen 44. Nach einer Umfrage des Klimaschutzmanagers des Kreises gab es bis Ende 2018 allerdings nur 33 Ladesäulen. Für das Jahr 2019 ist der Bau von 33 bis 39 weiteren Ladesäulen geplant. Im Kreis Wesel versorgen derzeit 48 öffentliche Ladesäulen die Elektroautofahrer mit Strom, für E-Bikes stehen 55 Ladestationen zur Verfügung.
E-Bikes sind auch im Kreis
Viersen ein Verkaufsschlager
Der bundesweite Marktanteil von E-Bikes – ein Verkaufsschlager der deutschen Fahrradindustrie – ist auf 23,5 Prozent des Gesamtfahrradmarktes gestiegen. Auch Fahrradhändler aus dem Kreis Viersen bestätigen diesen Zuwachs. Nach eigenen Angaben sind 80 Prozent aller verkauften Fahrräder bei Zweirad Wingerath in Willich E-Bikes. Auch der Inhaber von Adrieno Bikes in Grefrath sagt, dass der Trend klar in Richtung E-Bikes gehe. Sogar innerhalb der jüngeren Bevölkerung stoße das Konzept „E-Bike“ auf wachsenden Zuspruch. Ähnliche Zahlen gibt der Kempener Fahrradhändler Markus Claaßen an: Ungefähr 65 Prozent aller verkauften Fahrräder in 2018 seien E-Bikes gewesen. Vor 15 Jahren hätte es einen merklichen Anstieg der Verkaufszahlen gegeben. Unter anderem, um die Sicherheit bei den neuen E-Bike Geschwindigkeiten zu gewährleisten, soll ein neuer Radschnellweg von Krefeld bis nach Venlo gebaut werden (die WZ berichtete).
In Planung ist das grenzüberschreitende E-Mobilitätskonzept „ShareEuregio“ des Kreises Viersen, Mönchengladbach, Venlo und Roermond. Das Projekt, das im Sommer 2018 gestartet ist und ein Volumen von drei Millionen Euro umfasst, hat eine Laufzeit von dreieinhalb Jahren. Geplant ist die Anschaffung von 40 E-Bikes und 40 Elektroautos, die hauptsächlich von Unternehmen und öffentlichen Institutionen als Fuhrpark Erweiterung genutzt werden sollen. Außerhalb der Dienstzeiten sollen die Fahrzeuge dann der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Abgesehen von den Europäischen- und Landesfördermitteln werden die deutschen Kommunen vom Energieversorger NEW und der Wirtschaftsförderung des Kreises Viersen gefördert. Eingeführt werden soll ein einheitliches Buchungs- und Abrechnungssystem via App, um das Aufladen der E-Fahrzeuge zu vereinfachen. Die Akquise der Unternehmen ist jedoch noch in den Startlöchern. Dazu und auch über die Modelle und die jeweiligen Kosten kann der Kreis Viersen derzeit keine Angaben machen.
Festzustellen ist auch, dass die Ladesäuleninfrastruktur des Kreises zum jetzigen Zeitpunkt nicht für einen rapiden Anstieg der Elektroautozahlen gewappnet ist. Gerade im Bereich der Schnellladesäulen (43-99 KW), an denen das Aufladen 30 bis 60 Minuten dauert, steht der Kreis mit seinen zwei Säulen für 1164 E-Autos eher bescheiden dar. Es bleibt also abzuwarten, wie der Kreis Viersen auf dem Gebiet der Elektromobilität in Zukunft voranschreitet.