E-Mobilität Kein neues Konzept für E-Mobilität
Die Stadt hält ein von Dritten erstelltes Gutachten für unnötig. Das will sie jetzt im Ausschuss begründen.
Braucht die Stadt Meerbusch ein eigenes, von Dritten erstelltes Elektromobilitätskonzept? Die Piratenpartei hatte Ende 2017 einen entsprechenden Antrag gestellt und zuletzt gemeinsam mit der Fraktion Die Linke eine weitere Anfrage zum Elektromobilitätskonzept der Stadt Meerbusch. Die Verwaltung hält ein solches Konzept für nicht notwendig und wird das den Politikern in der kommenden Sitzung des Bau- und Umweltausschusses (Donnerstag, 5. Februar) auch erläutern.
„Sinnvoller wäre es aus unserer Sicht, punktuell weitere Maßnahmen zu beschließen“, sagt Technischer Beigeordneter Michael Assenmacher. „Denn nach unserer Einschätzung würde ein solches Konzept keine neuen Erkenntnisse bringen und macht für eine kleinere Stadt wie Meerbusch auch nicht wirklich Sinn.Vieles, was in solchen Konzepten vorgeschlagen wird, ist hier längst umgesetzt.“
Auch unter finanziellen Gesichtspunkten sei ein eigenes Elektromobilitätskonzept für Meerbusch wenig attraktiv. Es würde zwar mit rund 20 000 Euro gefördert, Assenmacher schätzt jedoch, dass diese Summe nicht ausreichen und ein solches Papier insgesamt wohl teurer wird. „Für das Geld sollte die Stadt lieber noch zwei E-Fahrzeuge anschaffen“, schlägt der Fachmann vor.
Assenmacher: Meerbusch ist schon auf einem guten Weg
Und damit ist er bereits mittendrin im Thema Elektromobilität: Denn in Meerbusch sei in dieser Hinsicht schon Vieles auf den Weg gebracht, es seien zahlreiche Anreize für die Bewohner geschaffen worden. „Die Stadt versucht, in Sachen E-Mobilität eine Vorreiterrolle zu übernehmen, und die Bürger ziehen bereits gut mit“, sagt Assenmacher. Eben diese Informationen wolle man den Politikern und den Bürgern nun im Bauausschuss gesammelt darstellen.
Da sind etwa die beiden E-Smarts, die im vergangenen Jahr für die städtische Fahrzeug-Flotte angeschafft wurden. Zwei weitere und ein Klein-Transporter sollen in diesem Jahr folgen, außerdem zwei weitere E-Bikes (zwölf gibt es bereits für den dienstlichen Gebrauch).
Assenmacher: „Wir stellen unseren Fahrzeugpool nach und nach um.“ Zudem gewährt die Stadt ihren Mitarbeitern ein zinsloses Darlehen über 1500 Euro für fünf Jahre. Davon können die Mitarbeiter sich ein E-Bike kaufen, das sie auch privat nutzen. Im aktuellen Haushalt sind dafür 45 000 Euro veranschlagt.
Auch die Fördermittel für 13 zusätzliche Ladesäulen in Meerbusch sind genehmigt: Zwei stehen bereits, elf weitere sollen in diesem Jahr errichtet werden. „In Meerbusch ist total viel auf dem Weg“, sagt auch Dana Frey von der Stabsstelle Umwelt. Sie betont: „Denn nur wenn die entsprechende Infrastruktur da ist, wird Elektromobilität für die Bürger überhaupt attraktiv.“
Die Stadt könne schließlich niemanden zwingen, elektrisch mobil zu sein. „Aber“, sagt die Umweltexpertin, „wir können unsere Einflussmöglichkeiten bestmöglich ausnutzen und entsprechende Anreize schaffen.“
Prozentual sind mehr E-Fahrzeuge als im Rest des Kreises unterwegs
Und die kommen bei den Meerbuschern anscheinend an: Im Vergleich zu anderen Städten im Rhein-Kreis Neuss liegt Meerbusch nämlich weit vorne in Sachen E-Fahrzeuge (zum Jahresende waren in der Stadt 80 E-Fahrzeuge gemeldet), besonders die schicken Tesla-Limousinen stehen bei den Meerbuschern hoch im Kurs. Und Michael Assenmacher kann sich weitere Maßnahmen vorstellen: „Wir wünschen uns beispielsweise E-Busse, aber das müsste die Rheinbahn entscheiden.“ Auch eine öffentliche Ladestation für E-Bikes, etwa auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz, wäre eine tolle Sache.
Kritischer sieht Andrea Blaum, Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Meerbusch, das Thema Elektromobilität. „Zu Beginn war ich eine uneingeschränkte Befürworterin“, sagt sie. „Aber mittlerweile sehe ich das anders: Solange man für die Akkus nämlich Kobalt und Lithium braucht und der Strom für E-Autos auch aus Kohle und Gas gewonnen wird, ist das problematisch.“ Außerdem: „Auch E-Autos verstopfen die Straßen.“
Sie selbst ist seit anderthalb Jahren ohne eigenes Auto mobil und nutzt für kurze Strecken das einzige Carsharing-Angebot in der Stadt. Ihr Vorschlag: „Elektro-Autos sind sinnvoll, wenn sie den ÖPNV und den Fahrradverkehr nicht ausbremsen und wenn die Nutzung von E-Autos mit dem ÖPNV durch Car-Sharing-Stationen verknüpft wird.“
Außerdem: E-Bikes seien eine gute Sache, und auch Elektro-Roller nach dem Vorbild der sogenannten Eddy-Roller, wie sie in Düsseldorf unterwegs sind, seien möglicherweise einen Versuch wert. Andrea Blaum: „Meerbusch hat die idealen Distanzen für solche Roller.“