Blau ist die Farbe der Europäischen Union (EU). In der Aula des Mataré-Gymnasiums in Büderich tragen Schülerinnen blaue T-Shirts, vor der Bühne hängt eine Girlande mit EU-Flaggen. Selbst die Stühle sind blau, wenn auch etwas dunkler. Dass dieses Blau so präsent ist, hat einen besonderen Grund. Die Schule hat sich als Botschafterschule des Europäischen Parlaments qualifiziert. Am Freitag wurde ihr die Zertifizierungsplakette überreicht.
Das ist vor allem der Verdienst von den Schülerinnen in den blauen T-Shirts. Sie sind Teil der Botschafter-AG, zu der auch ein Junge gehört. Die Arbeitsgemeinschaft (AG) hat sich unter anderem mit dem Ziel gegründet, Botschafterschule zu werden. Rund zehn Schüler aus der neunten und zehnten Klasse sowie der Oberstufe arbeiteten darauf hin. Begleitet wurden und werden sie von den Lehrerinnen Katrin Moldenhauer und Jana Tenberken. „Ich finde es schön, dass die Schüler durch die AG die Möglichkeit bekommen, sich zu engagieren“, sagt Tenberken.
Ein Höhepunkt war eine Fahrt nach Straßburg. Dort hat die Gruppe das Europäische Parlament besucht und Gespräche mit den Abgeordneten geführt. „Besonders bereichernd war die Simulation, in der wir selber in die Rolle eines Abgeordneten schlüpfen konnten“, sagt eine Schülerin. Dadurch hätten sie gelernt, wie Entscheidungen in der EU getroffen werden.
Um sich als Botschafterschule zu zertifizieren, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Zum Beispiel muss es eine Stelle an der Schule geben, die über die Europäische Union informiert. Im Mataré-Gymnasium hängen nun direkt am Eingang in einem Schaukasten ein Steckbrief zur Europäischen Union und die Ergebnisse zur Europawahl 2024.
Eine weitere Voraussetzung ist die Organisation eines Europatages. „Im letzten Jahr hatten wir mehrere kleine Aspekte“, sagt Katrin Moldenhauer. So habe die Botschafter-AG mit Schülern aus Sozialwissenschafts-Kursen eine Podiumsdiskussion zur Europawahl organisiert. Vertreter von der SPD, FDP, CDU und Bündnis 90/Die Grünen kamen ins Mataré-Gymnasium und stellten sich den kritischen Fragen der Schüler. Von der FDP kam damals Moritz Körner. Er ist seit 2019 Mitglied im Europäischen Parlament und überreichte den Schülerinnen am Freitag die begehrte Plakette.
In seiner Rede lobt Körner das Engagement der Schüler. Heutzutage würden viele den Sinn der Europäischen Union hinterfragen. Für ihn sei es jedoch ein Wunder, dass über 400 Millionen Europäer gemeinsam Gesetze machen. „Deswegen müssen wir diese Idee besonders kommunizieren“, sagt er.
Das versuchen die Mitglieder der AG zum Beispiel mit Workshops. „Mir ist es wichtig, dass die Schüler mehr über die EU lernen“, sagt Julia. Zusammen mit den anderen hat sie Workshops für die fünften und sechsten Klassen organisiert. Dabei sind die Schüler in die Rolle der Lehrer geschlüpft.
In den fünften Klassen haben sie mit einer Rallye und einem Quiz generelles Wissen über Europa vermittelt. Im sechsten Jahrgang ging es etwas mehr in die Tiefe. So drehte sich der Workshop zum Beispiel um die Geschichte und die Werte der EU.
Mit der offiziellen Zertifizierung als Botschafterschule des Europäischen Parlaments muss die AG solche Events jetzt öfter organisieren. Deswegen will sie die Workshops und den Europatag jährlich wiederholen. Aber auch im Schulalltag soll das Thema Europa nicht untergehen. Man wolle die Schüler regelmäßig über das Parlament informieren, sagt Moldenhauer.
Die Arbeit geht also weiter, doch davor hat Moritz Körner noch eine Überraschung für die Gruppe. Er lädt die Mitglieder ins EU-Parlament nach Brüssel ein. „Das habt ihr euch verdient“, sagt er. Die Freude über die Einladung ist groß.