Bürgermonitor Betriebe sind noch immer auf Suche nach Räumen
Neersen. · Die Gebäude an der Virmondstraße 115 werden kommendes Jahr abgerissen. Einige gekündigte Mieter haben keinen Ersatz gefunden.
„Es läuft alles einvernehmlich“, sagt Willy Kerbusch, Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft (GSG) der Stadt Willich sowie Erster Beigeordneter und Kämmerer, was das Grundstück Virmondstraße 115 in Neersen betrifft. Nachdem die GSG das dortige 11 123 Quadratmeter große Areal gekauft hatte, auf dem mehrere klein- und mittelständische Unternehmen in den alten Hallen beheimatet sind, war es zu Unruhe gekommen: Alle Mieter hatten die Kündigung erhalten und standen vor dem Problem, adäquate gewerbliche Flächen zu finden.
Bei den an der Virmondstraße 115 ansässigen Unternehmen herrschte großer Unmut über die Kündigung, zumal den Betroffenen zunächst kein direkt nachvollziehbarer Grund genannt wurde. Die Stadt Willich führte Gespräche mit den Firmen und suchte nach Lösungen. „Wir haben bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten geholfen, schließlich liegt uns die Wirtschaftsförderung am Herzen, und wir wollen die Unternehmen in Willich halten“, sagt Kerbusch. Die Hälfte der Unternehmen verfügt laut Kerbusch bereits über neue Räumlichkeiten für den Betrieb. Die anderen erhalten weitere Unterstützung bei der Suche, so Kerbusch weiter.
Bis Ende des Jahres soll der Gebäudekomplex leerstehen und im Anschluss komplett abgerissen werden. Die Virmondstraße 115 erhält danach einen Neubau – und zwar ein Feuerwehrgerätehaus. Die Adresse ist der neue Standort für den Löschzug Neersen der Freiwilligen Feuerwehr Willich.
Eine chemische Reinigung hatte das Grundwasser verschmutzt
Das Grundstück als solches ist nicht unumstritten, da es Altlasten birgt. Auf dem im Jahr 1951 erbauten Komplex befand sich seinerzeit bereits eine Vielzahl kleinerer gewerblicher Betriebe, unter anderem eine Schreinerei und ein metallverarbeitender Betrieb. Dazu kam eine Hutfabrik. Dieser war eine chemische Reinigung angegliedert, in der das Mittel Perchlorethylen aus der Gruppe der chlorierten Kohlenwasserstoffe (CKW) eingesetzt wurde. In der Vergangenheit war nicht bekannt, dass Betonböden keine wirksame Sperrschicht für CKW darstellen. Insofern ist das flüssige Perchlorethylen durch den Fußboden und die vorhandenen Kanäle in den Untergrund diffundiert und damit ins Grundwasser gelangt.
Seit fast 20 Jahren läuft
die Grundwassersanierung
Grundwasserverunreinigungen im Bereich des Nierssees führten 1999 auf die Virmondstraße 115 zurück. Hier wurde der Ausgangspunkt der Belastung ermittelt. Es kam zu Boden- und Grundwasseruntersuchungen, deren Ergebnis ein Bodenaustausch im Bereich einer ehemaligen Klärgrube auf dem Gelände war. Zudem wurde im bestehenden Betriebsgebäude eine Bodenluftsanierung durchgeführt.
Seit dem Jahr 2000 ist zudem im Abstrom auf dem Grundstück eine Grundwassersanierung in Betrieb. Hierbei wurden rund 300 000 Kubikmeter kontaminiertes Grundwasser abgepumpt und mit Aktivkohle gereinigt. Dadurch konnte die über 700 Meter lange Schadstofffahne nahezu vollständig aufgelöst werden. Im vergangenen Jahr wurden in dem Betriebsgebäude erneut bisher nicht bekannte Belastungsbereiche lokalisiert. Diese sollen nach dem Rückbau des Gebäudes ausgekoffert und entsorgt werden. Es handelt sich um verunreinigte Bodenpartien unterhalb zweier alter Gruben und einer alten Abwassertrasse.
Aktuell läuft eine optimierte Grundwassersanierungsanlage, die voraussichtlich zwei Jahre lang in Betrieb bleibt. Den Abbruch der alten Gebäude plant die Stadt für Anfang des kommenden Jahres.