Neersen: Impressionen aus der Großstadt
Der Düsseldorfer Michael Sichelschmidt stellt im Schloss aus.
Neersen. "Ich glaube, ein schöneres Ambiente kann man sich als Künstler für eine Ausstellung nicht wünschen." Die Düsseldorfer Galeristin Rita Christiane Nicols trug dick auf, als sie in die Ausstellung des Künstlers Michael Sichelschmidt einführte, die in der Galerie Schloss Neersen eröffnet wurde. Schön, dass der in Düsseldorf lebende Künstler dieses Ambientes uneingeschränkt würdig ist.
Michael Sichelschmidt begeisterte die Vernissage-Besucher mit seiner gegenständlichen Malerei. "Nach dem Regen" heißt das extrem stimmungsvolle Bild auf der Einladungskarte, eine Impression eines nicht gerade noblen Stadtteils nach einem starken Regen und bei Abenddämmerung - eine Szenerie mit Straßenbahn. Noch bevor das Bild jetzt im Schloss gehängt wurde, hatte es bereits einen neuen Besitzer gefunden.
Sichelschmidt hatte zunächst einen kurzen beruflichen Schlenker gemacht, indem er als OP-Pfleger arbeitete. Von 1979 bis 1984 studierte der 56-Jährige dann an der Düsseldorfer Kunstakademie, war Meisterschüler bei Professor Rolf Sackenheim.
Was jetzt in der Motte von Schloss Neersen auffällt, ist die Vielseitigkeit des bekennenden Stadtmenschen: Impressionen aus der Großstadt gehören ebenso zu der Ausstellung mit dem Titel "Ansichten und Einsichten" wie Menschen, die zumeist miteinander kommunizieren.
Und der Künstler, der in Oberkassel unmittelbar am Rhein aufwuchs, zeigt auch einige typische Niederrhein-Impressionen. Die Bilder sind das Ergebnis und der Extrakt genauer Beobachtungen. Die Landschaftsimpressionen sind topografisch nicht identifizierbar. Rita Christiane Nicols machte auf die Fähigkeit des Künstlers aufmerksam, "den Zauber eines bestimmten Augenblicks einzufangen".
In Neersen sind jetzt Auszüge von Motivgruppen zu sehen. Die Stadt steht dabei für Geborgenheit, sie ist bei Michael Sichelschmidt positiv besetzt. Trotzdem hat er auch ländliche Idyllen, die auch von Industrieanlagen im Hintergrund nichts von ihrem Charme einbüßen, mit Öl auf Leinwand gebannt.
Das Bild "Sommerabend" fiel Bürgermeister Josef Heyes als erstes auf: "Das könnte mein elterlicher Hof sein, nur die Scheune ist etwas zu klein." Im Mittelpunkt steht aber nicht das einsame Gehöft, sondern der Himmel, der den größten Teil der Leinwand beansprucht und der ein spannendes Spiel zwischen Wolken und Sonne widerspiegelt. Sichelschmidt achtet darauf, seine Bilder, nicht "totzumalen", wie er es nennt.
Die Ausstellung ist bis zum 7. Dezember geöffnet, und zwar dienstags bis freitags von 17 bis 19 Uhr und samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr.