Schulstress belastet Familien: „Es weht ein anderer Wind“

Schulstress belastet das Familienleben. Das ist aber nicht bei allen der Fall.

Willich/Tönisvorst. „Meine Tochter besucht seit dem letzten Sommer die 5. Klasse eines Gymnasiums. Seitdem ist nichts mehr wie es war“, schreibt eine Mutter und reagiert damit auf die Umfrage der WZ „Stresst Schule die Familie?“.

Von Überforderung sei bis dahin angesichts eines sehr guten Abschlusszeugnisses der 4. Klasse keine Rede gewesen. Schnell aber sei klar geworden, dass nun ein anderer Wind weht. „Wir sitzen täglich, auch an den Wochenenden, vor den Hausaufgaben“ — dazu Referate in Biologie oder Religion und regelmäßiges Vokabellernen für Englisch.

„Ich weiß nicht, wann meine Tochter das letzte Mal abends ein Buch gelesen hat, wie sonst üblich bei uns,“ sagt die besorgte Mutter. Ihr Kind sei „immer ein Powerkind“ gewesen. Jetzt reagiere es oft „mit Kopfschmerzen und Erschöpfung“. Die Familie habe noch nicht ihren Rhythmus gefunden.

Kein Einzelfall, wie die WZ-Online-Umfrage zeigt: Da stimmten bis gestern 163 Leser ab. 37 Prozent von ihnen sind der Meinung: „Hausaufgaben stressen die ganze Familie.“ Ein Viertel der Befragten (25 Prozent) ist dafür, dass die Schule eine intensivere Vorbereitung leisten müsste. 39 Prozent der Teilnehmer sagen: „Trotz Schularbeiten bleibt genug Zeit für Freizeit.“

Als besonders stressig hat auch eine andere Mutter die Zeit des Übergangs zur weiterführenden Schule empfunden. Die knapp sieben Wochen „zwischen dem Neubeginn am Gymnasium und den Herbstferien waren Stress pur — obwohl wir uns immer für sehr organisiert gehalten haben“. Längere Schultage, mehr und neue Fächer, viele Tests, das Vorbereiten auf Klassenarbeiten — „wir hatten nur Schule im Kopf“.

In der Grundschule sei alles ein Selbstläufer gewesen. „Mein Sohn ist immer gern zur Schule gegangen. Er ist ein sehr gewissenhafter Schüler. In der ersten Zeit an der neuen Schule kam er aber oft schlecht gelaunt nach Hause und schien angesichts der Fülle an Hausaufgaben überfordert.“

Mittlerweile sei der Junge in der sechsten Klasse. „Er kommt nun deutlich besser zurecht.“ Die guten bis sehr guten Noten der Grundschulzeit erreicht er nicht mehr. „Da müsste er noch mehr Zeit fürs Lernen investieren.“ Dabei ist er doch erst zwölf, sagt die Mutter.

Herbert Grinders (St. Hubert) hat die Umfrage der WZ online kommentiert (www.wz-niederrhein.de). Er ist der Meinung, dass Hausaufgaben in der ganzen Familie nur Stress auslösen, „wenn die Kinder Probleme haben, und die haben sie nicht nur bei Hausaufgaben, sondern zu oft, weil ihre Eltern eine falsche Schulwahl getroffen haben“.

Wir haben unsere Umfrage geschlossen. Sie können uns aber weiter Ihre Meinung zum Thema mailen: redaktion.willich@westdeutsche-zeitung.de