Nachhaltigkeit Wuppertal: „Hier schlägt das Herz der Kreislaufwirtschaft“
Wuppertal · Auf der Abendveranstaltung des Circular Valley Forums in der Stadthalle wird deutlich, wie die Bewegung an Fahrt aufnimmt.
Am Ende sollten all jene auf der Bühne in der ehrwürdigen Wuppertaler Stadthalle Aufstellung nehmen, die dem sogenannten Circular Valley ein Gesicht geben: Stifter, Sponsoren, Kooperationspartner, Partnerfirmen und andere, die in diese Idee von Kreislaufwirtschaft viel investieren. Und als sie da so standen, wo gerade die Streicher des Wuppertaler Sinfonieorchesters in drei Blöcken noch ihr außergewöhnliches Können dargeboten hatten, da wurde klar: Diese Bewegung, die der Wuppertaler Initiator Carsten Gerhardt als mögliches Zentrum für Kreislaufwirtschaft für Deutschland, Europa und die Welt zu etablieren versucht, wird größer. Nachhaltiger. Und versucht das auch als Multiplikator seiner selbst nach außen zu tragen: Die Gala des Abends zum Circular Valley Forum am Freitag war Ausdruck davon. Mit gutem Essen, vielen Gesprächen, Multiplikatoren, Politikern und Künstlern.
Zwei der Letzteren begrüßte Gerhardt als zwei „der größten deutschen Künstler unserer Zeit“: Objekt- und Aktionskünstler HA Schult (85), mit seinen berühmten „Trash People“ so etwas wie künstlerischer Vordenker der Idee der Kreislaufwirtschaft, und der bildende Künstler Tony Cragg (75) aus Wuppertal – einer der teuersten lebenden Künstler, der das Forum mit einer Skulptur und eigenen Zeichnungen bereicherte, die selbst viele Fans noch nicht kannten. Beide reichten sich darauf die Hand, beide gestalteten mit ihrer Kunst das Bühnenbild mit, auf dem am Abend der NRW-Europaminister Nathanael Liminski und Flanderns Ministerpräsident Matthias Diependaele vor fast 700 Gästen über die Zusammenarbeit in Sachen Kreislaufwirtschaft berichteten. Die Kooperation hatte im vergangenen Jahr an selber Stelle zwischen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Diependaeles Vorgänger Jan Jambon vertraglich vereinbart ihren Ursprung genommen.
„Das ist das, was uns hier ausmacht? Das ist der europäische Gedanke“, sagte Gerhardt. Liminski erzeugt mit Flandern praktische Wirklichkeit in Sachen Kreislaufwirtschaft: Unternehmen und Politik beider Regionen arbeiten in der chemischen Industrie, bei Batterien und Baustoffen zusammen. Weitere Länder haben, so hieß es am späten Freitagabend, inzwischen ihr Interesse erklärt, Teil dieses Netzwerks zu werden, darunter die Niederlande und Wales.
Liminski, zugleich Chef der NRW-Staatskanzlei, hat alle drei bbisherigen Circular Valley Foren besucht – und konnte die Bedeutung aus erster Hand erläutern. Die Kreislaufwirtschaft sei für das Land und den Industrie-Standort Nordrhein-Westfalen besonders wichtig. Es biete gewaltige Chancen, Ressourcen zu schonen, Emissionen zu verringern und damit resilienter zu werden. Deshalb freute sich Liminski, dass sich dank des Circular Valleys „das Herz der Kreislaufwirtschaft“ in der erweiterten Rhein-Ruhr-Region befindet. Bereits am Nachmittag hatte die deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ausführlich die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) vorgestellt, die das Kabinett voraussichtlich im Dezember verabschiedet – wenn denn die aktuellen politischen Verhältnisse in der Republik das nicht noch zu verhindern wissen. Die Strategie will den Verbrauch von Rohstoffen und Abfall verringern sowie den Anteil von recycelten Materialien erhöhen. Wie geht es weiter? Am 12. und 13. März 2025 gibt es die erste Messe zum Thema, die Circular Valley Convention in Düsseldorf. Und am 14. November kommt man zum nächsten Forum zusammen.