Schwerer Kampf gegen Aids
Über sein Hilfswerk für Kinder in Südafrika berichtete Autor Lutz van Dijk bei einem Besuch bei der action medeor in Vorst.
Vorst. Lutz van Dijk kennt die Vorurteile. Er ist Jugendbuchautor mit vielfacher Auszeichnung, der vor allem über Afrika schreibt. Und über Ausgrenzung.
Auch in dem kleinen Township in Südafrika, in dem er ein Heim für an Aids erkrankte Kinder und Aidswaisen (Hokisa) eröffnet hat, gibt es unter den vielen Kirchengemeinden solche, die Aids als Strafe Gottes ansehen.
Und wenn hierzulande ein Thilo Sarrazin oder eine Gloria von Thurn und Taxis das große Problem vieler Menschen auf dem Schwarzen Kontinent mit einem „die sollen mal aufhören, so viel rumzuschnackseln“ abtun, dann nimmt er das zwar zur Kenntnis, „aber ich versuche, es zu ignorieren. Denn es hilft nicht weiter.“
Van Dijk weiß, wie lange das Problem totgeschwiegen wurde. Deswegen gab es keine Aufklärung und auch keine Therapie. „300 000 Menschen sind in dieser Zeit gestorben.“ Die Unkenntnis sei so groß gewesen, dass Männer sagten: „Was haben wir damit zu tun. Das ist ein Problem der Frauen.“
Der derzeitige südafrikanische Präsident Jacob Zuma habe in seinem Wahlkampf vor zwei Jahren gar behauptet, man könne sich davor schützen, wenn man nach dem Geschlechtsverkehr dusche.
Bei einem Besuch beim Hilfswerk action medeor in Vorst, von wo aus sein Projekt unterstützt wird, erzählt der Autor Zuhörern auch von der Schätzung, dass fünf oder sechs der südafrikanischen Fußball-Nationalspieler HIV-positiv sind. „Aber noch bekennt sich niemand.“
Das Ansinnen, die Fußballweltmeisterschaft im Vorjahr zum Anlass zu nehmen, das Tabu zu brechen, sei abgelehnt worden. Begründung. „Die WM ist ein sportliches Ereignis. Es soll nicht zu politischen Themen missbraucht werden.“
Lutz von Dijk erzählt auch von den schönen Dingen. Darüber, dass pünktlich zur WM der Film „Themba“ lief, zu dem er mit seinem gleichnamigen Buch die Vorlage lieferte. Ein Junge, der es zum Nationalspieler schafft, erfährt, dass er in Folge eines Missbrauchs HIV-positiv ist und sich dazu bekennt. „Jens Lehmann spielt darin die Nebenrolle des Fußballtrainers“, freut er sich über prominente Unterstützung.
Er erzählt von dem Jungen, der ihn zu Themba inspiriert hat. Der 1000 Kilometer lief, um seine kleinen Geschwister in van Dijks Heim zu finden, nachdem er erfahren hatte, dass die Mutter gestorben war, die ihn in der Heimat zurückgelassen hatte, um in der Fremde Geld zu verdienen.
„Obwohl er nicht lesen und schreiben kann, hat er seine Ausbildung zum Altenpfleger mit Auszeichnung bestanden. Eine positive Geschichte. Es gibt viele andere Geschichten“, sagt van Dijk, lächelt, und erzählt weiter.