SPD-Neujahrsempfang in Willich SPD: Neujahrsempfang mit ganz eigener Würze
Willich · Zum Jahresauftakt setzt der SPD-Vorstands-Wunsch-Bürgermeisterkandidat Dietmar Winkels auf Zutaten wie Humor, Optimismus und Toleranz. Schärfe ist ab fehl am Platz – zumindest in den Reden.
Die größte Schärfe steckte beim Neujahrsempfang der SPD in der Currywurst – dem mit einer Portion Pommes wohl „sozialdemokratischsten aller Essen“. Willichs Parteichef Lukas Maaßen lud am Freitag die mehr als 150 Gäste im Gründerzentrum ein, eine Portion später mit in die Gespräche zu nehmen. Schärfe gehörte zum Imbiss, nicht aber zum Rezept seines Jahresauftakts. Maaßen schlug den Kurs der Sachlichkeit ein. Er feierte den Wert der Freiheit, politisch und gesellschaftlich im 75. Jahr nach Kriegsende über Themen debattieren zu können. „Und das werden wir wie nie zuvor tun.“ Für das Willicher Kommunalwahljahr 2020 versprach er allen Parteien „einen fairen Wahlkampf“.
Appell gegen Feindseligkeit
und Aggression
Es war ein perfektes Warm-up für den SPD-Vorstands-Wunsch-Bürgermeisterkandidaten Dietmar Winkels (66). Gleich nach seinem Neujahrsgruß an alle dankte Winkels Bürgermeister Josef Heyes für seinen „immerwährenden Einsatz für die Bürger der Stadt Willich“. Zu Heyes‘ Ankündigung, nicht erneut kandidieren zu wollen, sagte er: „Ich weiß, dass Ihnen diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist.“ Einen direkten Gruß schickte Winkels auch an Bernd-Dieter Röhrscheid, seinen Fraktionsvorsitzenden, der Willichs Sozialdemokraten seit Jahrzehnten an dieser politischen Schalt- und Schnittstelle vertritt. Seit 50 Jahren ist er SPD-Mitglied, deckt damit zeitlich die Hälfte der Parteigeschichte in der Region ab.
Dann widmete sich Winkels Themen, in hohem Maße Menschen zugewandt. Nicht als Lautsprecher, nicht als übertriebener Mahner, sondern mit der Kraft einer Haltung. Übersteigerter Nationalismus und die Befeuerung von Feindseligkeit und Aggression habe nie dem Menschen, sondern immer nur den Führern von extremen Bewegungen genutzt, so Winkels. Dabei müsse man nicht weit zurück oder woanders hinschauen. Er erlebe dies schon bei manchem mitgehörten Thekengespräch. „Zum Abwenden.“
Aber genau das will und wird Winkels nicht tun. Alle demokratischen Parteien seien aufgefordert, diese Tendenzen und Entwicklungen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern: „Unsere Demokratie schützen, an ihr täglich arbeiten und solidarisch miteinander umgehen, nur so können wir auf eine gemeinsame Zukunft hoffen.“
Nachbessern will
die SPD bei der Bildung
Dem Ist-Zustand der Stadt Willich stellte Winkels ein gutes Zeugnis aus: „Ja, wir Sozialdemokraten sagen, dass vieles in unserer Stadt in Ordnung ist.“ Im Vergleich zu anderen Kommunen „sind wir gut aufgestellt“. Der Gemeinschaft, die Willich als Ort des Lebens, des Wirkens und als Teil der Heimat sehe, gehe es gut. Nachbessern will der SPD-Mann aber trotzdem in einigen Bereichen, vor allem in der Bildung. Der Zugang dazu müsse für alle Kinder und Jugendlichen kostenfrei sein. Eine Kernforderung der 200 SPD-Mitglieder in der Stadt und ein hoher Wert auf der Winkels-Werte-Skala. 450 000 Euro, die Haushaltsgröße für die steuerliche Entlastung von Gewerbebetrieben 2020, hätte er dafür genutzt.
Neben Digitalisierung, Klimaschutz und Infrastruktur wollen Willichs Sozialdemokraten den Wohnungsbau fördern, bezahlbar auch für Normal- und Geringverdiener. Mindestens 50 Prozent der Mittel in den sozialen, barrierefreien Geschosswohnungsbau fließen zu lassen, ist eine Forderung. Kandidat Winkels will tragfähige Lösungen anbieten.
Siebenkotten: „Keine unsinnige Schärfe hineingebracht“
Nicht nur bei diesem Passus hat Lukas Siebenkotten, von 1995 bis 1999 SPD-Bürgermeister in Willich und heute Direktor des Deutschen Mieterbundes, gut zugehört. Kandidat, Stil und Rede? Wie kamen sie bei ihm an? „Haben mir gut gefallen“, so Siebenkotten. Winkels habe sich sehr für das Gemeinsame eingesetzt: „Er hat keine unsinnige Schärfe hineingebracht. Das ist der richtige Weg.“
Winkels würzt sein Jahresrezept sowieso ganz anders. Unter anderem mit zwei Teilen Frohsinn und Humor, drei Löffeln Optimismus, mit Toleranz, Ironie und zehn Löffeln Heiterkeit. Politisch ist eine seiner Zutaten besonders bemerkenswert: „eine große Prise Takt“.