Spezies „Mann“ ist in Gefahr
Bei Kabarettist Stephan Bauer lachen Männer und Frauen synchron.
St. Tönis. „Vor der Ehe wollt’ ich ewig leben“, heißt das aktuelle, wenn auch nicht mehr ganz taufrische Programm von Stephan Bauer, mit dem er jetzt im Forum Corneliusfeld auftrat. Der Titel lässt erahnen, dass der 49-Jährige den Tücken in einer Ehe auf die Spur gehen würde. Aber auch Jugend- und Fitnesswahn sind Themen.
Um es vorweg zu nehmen: Stephan Bauer tritt Werte, wie sie in einer Ehe idealerweise gelebt werden, nicht mit Füßen, er macht nur auf die Fallstricke aufmerksam. Und das tut er mit sehr viel Humor, wobei ihm die leisen Töne erkennbar besonders liegen.
„Es liegen keinerlei Verkehrsmeldungen vor“: So beschreibt er die sexuellen Aktivitäten in so manchem Schlafzimmer. Er beschreibt aber nicht nur, sondern versucht auch, den Dingen auf den Grund zu gehen und kommuniziert Erkenntnisse, wie sie auch von einem Eheberater stammen könnten: „Abstumpfungen in der Ehe sind der Nährboden für Untreue“, erfahren die Zuschauer. Und, dass keiner mehr bereit sei, den anderen anzunehmen mit all seinen Fehlern und Unzulänglichkeiten.
Das sind dann die ernsten Momente in einem ansonsten sehr heiteren Programm — heiter auch deshalb, weil der Kabarettist immer wieder auch Witze einstreut. Die werden sich immer mal wieder wiedererkannt haben, in dem, was Stephan Bauer erzählte. Was ist Wischmobbing? Wenn der Mann Staub saugt und die Frau mit dem Lappen nacharbeitet. Bauer beklagt, dass jungen Leuten immer mehr der Sinn für Romantik verloren geht, und zwar vor allem Männern — eine traurige Tatsache, die Stephan Bauer aber auf sehr amüsante Weise auf den Punkt bringt: „Wenn sie sich langsam und lasziv entkleidet, sagt er: Spul mal vor.“
Ein Phänomen, das nichts mit der Ehe zu tun hat, aber typisch für die heutige Zeit ist: das Fehlen von Zeit. Bauer weiß auch warum: „Weil wir uns mit Dingen beschäftigen wie der Suche nach genau dem Klingelton, der zu unserer Persönlichkeit passt.“ Und er beklagt, dass Frauen immer männlicher werden, sieht den Fortbestand der Spezies „Mann“ in Gefahr. So seien Frauen mittlerweile trinkfest wie Männer. „Ich trink’ ab und zu ein Mineralwasser, um meine Leber zu überraschen“, lässt er eine Freundin seiner Frau sagen. Was dem 49-Jährigen Sorgen bereitet: „Der deutsche Mann hat sich in den vergangenen 30 Jahren degenerativ verändert.“
Bauer greift das Vorurteil auf, Frauen würden zu viel reden und hat für die Männer einen Tipp parat: „Wenn Frauen im Urlaub an einem wunderschönen Ort sagen, dass es ihnen die Sprache verschlagen, bleiben Sie dort.“ Es war ein ebenso tiefgründiger, nachdenklich stimmender Abend, bei dem aber auch viel gelacht werden konnte — Frauen und Männer lachten übrigens meistens synchron.