Stadtsportverband vor dem Aus
Der komplette Vorstand des Tönisvorster Vereins ist am Mittwochabend zurückgetreten.
Tönisvorst. Roland Beurskens ist bedient. „Das Jahr hätte ich mir sparen können“, sagt er und meint seine Monate als Vorsitzender des Stadtsportverbandes Tönisvorst. Als er 2014 die Nachfolge von Alois Kox antrat, hat er ein solch jähes Ende nicht für möglich gehalten. Doch jetzt ist Ebbe in der Kasse. Seine satzungsgemäßen Aufgaben kann der Dachverband der Sportvereine, eine Institution in der Stadt seit 1983, nicht mehr erfüllen.
Die Tage des Stadtsportverbandes Tönisvorst sind so gut wie gezählt. Die des kompletten Vorstandes sind es schon: Er trat am Mittwochabend zurück.
Es ist ein Beinah-Aus, ausgerechnet verkündet im „Haus des Sports“ an der Schelthofer Straße. Beurschkens und Kassiererin Gerda Lentzsch wickeln die Geschäfte weiter ab, solange der Stadtsportverband Tönisvorst noch sein e.V. als eingetragener Verein hat. Die tatsächliche Auflösung konnte noch nicht vollzogen werden. Dazu hätten zwei Drittel der Mitgliedsvereine anwesend sein müssen. Waren sie aber nicht. Auch das enttäuscht die Vorstandsriege. Beurskens: „Ich hatte mit mehr Leuten gerechnet.“
Mit dem 1. April hat der Stadtsportverband seine Zahlungen eingestellt. Vereinsschwimmer bekommen keinen Schwimmbadnutzungs-Cent mehr. Die Sportlerehrung, die im März gefeiert werden sollte, war abgesagt worden. Die Breitensport-Förderung fällt flach.
„Sind wir noch zeitgemäß?“ Das fragt Beurskens durchaus selbstkritisch in die Runde. Eine Welle der Empörung hat seine öffentliche Ankündigung vom Ende des Stadtsportverbandes jedenfalls nicht ausgelöst. Beurskens hadert immer noch mit der Haltung der Stadt. „Es kommt so rüber, als habe die Stadt nichts für den Sport in Tönisvorst übrig.“
Er habe damit gerechnet, dass sie finanziell in die Bresche springt, wenigstens einen Teil der entgangenen 27 000 Euro, die man sich von der Sparkassenstiftung erhofft hatte, zu übernehmen. Aber der Antrag, den man zusammen mit Bürgermeister Goßen und Kämmerin Nicole Waßen ausgearbeitet habe, sei „wohl schon im Vorfeld durchs Raster gefallen“ und als nicht förderungswürdig dem Kuratorium der Stiftung vorenthalten worden — „ohne uns das mitzuteilen.“
Doch ohne diese finanzielle Ausstattung sei der Stadtsportverband ein Verein ohne Aufgabe. „Die Hallenpläne machen wir jetzt auch nicht mehr“, sagt Beurskens. „Wir haben das alles ehrenamtlich geleistet.“
Nach den Sommerferien soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung durchgeführt werden. In den Vereinen soll man sich bis dahin Gedanken machen. Soll es weitergehen mit dem Verband? Muss eine neue Satzung her? Es wirkt wie eine letzte Gnadenfrist.
Ebenso bedient wie Beurskens wirken auch Vereinsvertreter an diesem Abend. Sie schimpfen über den Bürgermeister. Er habe nichts für den Sport übrig. Sie schauen neidvoll nach Willich, auf die Sportstadt, die sich für die Vereine einsetzt. „Die haben allein sechs Kunstrasenplätze.“ Und sie schauen auf die Stadt Kempen, die, so erzählen sie, ihren klammen Stadtsportverband unterstützt habe. Und beenden dann nach 32 Minuten die Versammlung, die gefühlsmäßig schon den Schlussstrich unter 32 Jahre Stadtsportverband Tönisvorst gezogen hat.