Firmengeschichte aus St. Tönis Die Drei von der Tankstelle Friedl

St. Tönis · Die Familie, zu der auch Schwiegersohn Alexander gehört, ist seit 50 Jahren in der Branche.

Zwei Generationen an der Zapfsäule: Günter und Günter Friedl mit Tochter Heike.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Seit 50 Jahren sind Günter und Gudrun Friedl schon selbstständig und führen ihre Tankstelle mit viel Spaß an der Sache. „Wer kann das heute noch von sich behaupten? Einen Betrieb zu Gründen und 50 Jahre lang diesen selber zu führen?“ Gudrun Friedl lächelt.

Der Name Friedl ist in St. Tönis schon lange ein Begriff. Seit 37 Jahren betreibt die Familie bereits ihre Tankstelle und Autowerkstatt an der Krefelder Straße. Angefangen haben die Eheleute noch in Krefeld: Im Jahr 1968 bekam das Ehepaar Friedl sehr spontan die Möglichkeit, eine Aral-Tankstelle mitsamt Kfz-Werkstatt am Nauenweg zu übernehmen. Nach nur vier Wochen Bedenkzeit beschlossen die beiden, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. „So wie es damals war, kann man sich das heute kaum noch vorstellen“, erzählt die Chefin. In der Anfangszeit hieß es an der Tankstelle noch: Überall mit anpacken.

Service: Damals wurden
Autos noch betankt

Das Bedienen auch außerhalb des Kiosks gehörte noch zum Programm. Dem Kunden das Auto betanken, die Scheiben reinigen – all das war üblicher Service. In der Werkstatt wurden, wie jetzt in St. Tönis auch, zusätzlich alle gängigen Fahrzeugtypen repariert. Kleinere Dinge erledigten die Männer aus der Werkstatt nebenbei: den Ölstand der Kundenfahrzeuge messen etwa oder kaputte Birnen ersetzen.

Anfang der 1980er Jahre wurden die Tankstellen auf den „SB-Betrieb“ umgerüstet und die Aral-Tankstelle am Nauenweg geschlossen. Das Ehepaar musste sich etwas Neues suchen und stieß, ähnlich zufällig wie mit der ersten Tankstelle, auf eine Anzeige von BP. Für deren Tankstelle an der Krefelder Straße wurde ein Pächter gesucht. Die Tankstelle entsprach den Vorstellungen des Ehepaars, außerdem war sie nicht allzu weit von den Krefelder Kunden entfernt.

Kurzerhand sagten sie zu, bezogen die neue Tankstelle und richteten ihre Werkstatt Anfang 1981 ein. „Kaum hatten wir uns eingelebt, wurde die Krefelder Straße umgebaut“, erzählt Gudrun Friedl. Die Straßenführung der Krefelder Straße wurde in den noch heute sichtbaren Zustand gebracht, also das Gleisbett für die Straßenbahn zwischen zwei zweispurige Straßen. „In der Zeit war es für uns etwas schwieriger, aber wir haben es überstanden“, so die Tankstellen-Betreiberin.

Schließlich kauften
sie das Areal

Nach kurzer Zeit wurden die Friedls von den Grundstückseigentümern gefragt, ob sie an einem Kauf interessiert seien. „Wir haben wieder kurz überlegt und abgewogen. Im Endeffekt haben wir uns für den Kauf entschieden“, erzählt die Besitzerin und blickt sich stolz um. Zehn Jahre nach dem „Umzug“ von Krefeld nach St. Tönis kam ein Anbau hinzu. 1991 wurde der Verkaufsraum vergrößert, außerdem wurde ein Büro im Obergeschoss eingerichtet.

„In der Zwischenzeit kam auch unsere Tochter Heike in den Betrieb und lernte dort ihren Mann Alexander kennen. Wir sind ein richtiger, kleiner Familienbetrieb“, erzählt die Chefin und die Freude darüber ist ihr deutlich anzusehen. Tochter Heike und Schwiegersohn Alexander arbeiten bis heute kräftig mit. Während die Männer vor allem in der Werkstatt tätig sind, ist die Tankstelle fest in Frauenhand.

„So sind inzwischen 50 Jahre vergangen. Gute wie schlechte Zeiten.“ Es gab in den Jahren viele schöne Stunden und Feiern, die die Familie nicht missen möchte. An die Rente denken sowohl Gudrun als auch Günter Friedl noch nicht: „So lange wir noch können und Spaß dran haben, wieso sollten wir dann aufhören?“ Aber wenn es dann so weit sei, werde sie ein Buch schreiben. „Es gibt so viele lustige, aber auch traurige Geschichten.“ Man lege sich über die Zeit ein dickes Fell zu. „Viele kommen gestresst von der Arbeit und tanken schnell. Oft bekommen wir es ab, aber es gibt genauso die Kunden, die uns ein strahlendes Lächeln schenken.“ Es mache einfach viel Spaß und die Abwechslung komme nicht zu kurz. „Jeder Tag ist anders.“

Besondere Ziele stehen nicht mehr auf dem Plan der Familie. Aber ein einziger Wunsch wird bestehen bleiben: „Unser größter Wunsch ist, dass wir und unsere Kunden gesund bleiben und noch viele schöne und lustige Stunden erleben dürfen“, betont Gudrun Friedl. Wie gerufen, schauen in dem Moment sowohl Tochter Heike als auch Mann Günter kurz  vorbei und können dem Gesagten nur zustimmen.