Gewappnet gegen Trickbetrüger „Es gibt immer wieder neue Maschen“
Tönisvorst/Kreis Viersen. · Eine Polizei-Spezialistin der Kreispolizeibehörde verrät, wie man sich vor Trickbetrügern schützen kann.
Rempel-Trick, Drängel-Trick, Klemmbrett-Trick, Geldwechsel-Trick, Blumen-Trick – Britta Färvers könnte diese Reihe noch länger fortführen. Die Kriminaloberkommissarin von der Kreispolizeibehörde weiß, dass kriminelle Profis „unzählige Variationen“ anwenden. „Es gibt immer wieder neue Maschen, aber das Ziel bleibt stets dasselbe.“ Gemeint ist das Geld anderer Leute. In dem die Täter vorgeben, Geld wechseln zu müssen oder eine Blume verkaufen möchten, werden die Opfer dazu gebracht, ihr Portemonnaie zu zücken. Aus dem dann höhere Beträge entwendet werden.
Oft werden ältere Menschen als Opfer ausgeguckt. Aus diesem Grund möchte die Kolpingsfamilie St. Tönis Senioren auf die Gefahren hinweisen, die mitunter auch an der eigenen Haustür lauern können. „Auf Diebstahl und Betrug, Haustürgeschäfte und Trickbetrügereien fallen leider immer wieder ältere Mitmenschen ein“, so die Kolpingsfamilie.
Deswegen hat sie Britta Färvers, spezialisiert auf Kriminalprävention, als Referentin in die „Bayernstube“ eingeladen. Die Polizistin will die Teilnehmer über die fiesen Methoden aufklären. „Ich kann mich am besten schützen, wenn ich weiß, wie diese Leute vorgehen“, sagt sie im Gespräch mit der WZ.
Regionale Beispiele gibt es genug, auch aus der jüngeren Vergangenheit. So klingelten im vergangenen Monat zwei Männer bei einer 65-jährigen Elmpterin und stellten sich als Handwerker vor. In der Nachbarschaft habe es einen Wasserrohrbruch gegeben und man müsse von ihrem Haus aus das Wasser laufen lassen. Die Frau ließ die beiden Männer zunächst ins Haus. Als ihr die ganze Sache doch komisch vorkam, forderte sie das Duo auf, das Haus zu verlassen. Später stellte die 65-Jährige fest, dass das Obergeschoss durchwühlt wurde – vermutlich hatte ein dritter Trickdieb unbemerkt das Haus betreten können. Es fehlte Schmuck.
Anrufe falscher Polizisten
haben stark zugenommen
Besonders dreist und gefährlich ist dieser aktuelle Fall aus Viersen: Um ihr 91-jähriges Opfer abzulenken, entfachten zwei unbekannte Frauen in der Küche ein Feuer auf dem Herd. Die Löscharbeiten des Mannes nutzten sie, um eine Geldbörse mit einigen hundert Euro Bargeld, Bankkarten und persönlichen Papieren zu stehlen. Keine Beute machte dagegen ein Telefonbetrüger, der sich vor einiger Zeit bei einer 75-Jährigen in St. Tönis meldete. Der Täter gab sich als Polizeibeamter aus und behauptete, es seien Einbrecher unterwegs und man müssen nun Geld und Wertsachen sicherstellen. Die Frau durchschaute die Betrugsmasche und legte auf.
Gerade solche Anrufe falscher Polizisten haben laut Britta Färvers in letzter Zeit extrem zugenommen. Die Expertin wird daher in der „Bayernstube“ auch über die Gefahren am Telefon sprechen. Bevorzugt werden Menschen mit Vornamen wie Gertrud, Irmgard oder Karl-Heinz aus dem Telefonbuch herausgepickt. Namen also, die eher für ein höheres Lebensalter stehen. Ein krimineller „Klassiker“ ist der Enkel-Trick, wobei das nicht immer wörtlich zu nehmen sei, betont die Kommissarin.
„Die unbekannten Betrüger können sich auch als Nichte, Neffe, ehemaliger Schulfreund oder Nachbar ausgeben“, so Färvers. Mit einer Lügengeschichte sollen die Ahnungslosen dazu gebracht werden, Geld oder Wertgegenstände auszuhändigen. Manchmal setzen die Kriminellen dazu auf die Wirkung des Schocks: Sie behaupten etwa, ein naher Verwandter sei schwer verletzt – oder lebensgefährlich an Corona erkrankt – und müsse nun zu einer teuren Therapie in die USA gebracht werden.
Die Präventionsberaterin rät dringend, sofort aufzulegen, wenn am Telefon nach Geld oder Wertsachen gefragt wird, oder der Angerufene „zur Verschwiegenheit“ gegenüber Verwandten, Bekannten oder der Polizei verpflichtet werden soll. Fremde, die vor der Tür stehen, sollten keinesfalls hereingelassen werden. Verdächtiges sollte schnell der Polizei gemeldet werden, entweder direkt unter der Rufnummer 110 oder unter 02162/3770.
Die Info-Veranstaltung der Kolpingsfamilie findet am Donnerstag, 15. Oktober, in der „Bayernstube“ statt. Beginn an der Schelthoferstraße 180 ist um 17 Uhr. Wegen der in Corona-Zeiten beschränkten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung erforderlich bei Rolf Giesen, Tel. 02151/797709.