Tönisvorster Schulausschuss: Wer lernt in Zukunft wo?
Bis Januar soll eine Lösung fürs Raumkonzept her. Viel Arbeit für Politik und Verwaltung.
St. Tönis. Zu behaupten, der Tönisvorster Schulausschuss habe ein Päckchen zu tragen, ist zurzeit eine glatte Untertreibung. Ein Riesenpaket hat er auf seine Schultern geladen. Seine Mitglieder müssen binnen eineinhalb Monaten klären, wo die Stadt in den nächsten zehn Jahren ihre Schüler ab Klassenstufe 5 unterbringt. Noch gibt es vier weiterführende Schulen an zwei Standorten.
Dazu sammelt Harald Schramm in der Verwaltung derzeit die Fakten: Wie viele Schüler besuchen demnächst Haupt-, Real- Sekundarschule und Gymnasium? Wie viele Klassen-, Fach- und Mehrzweckräume benötigen sie? Wie hoch ist der Ganztags-Bedarf? Wer isst mittags unterm Schuldach?
Rein rechnerisch — das ist die gute Nachricht — lässt sich der Raumbedarf mit dem Gebäude Kirchenfeld und dem Schulzentrum Corneliusfeld decken. Doch wer lernt künftig wo? Acht mögliche Varianten hat Schramm aufgelistet — „wertneutrale Überlegungen“, wie er und Bürgermeister Thomas Goßen mehr als einmal betonen. Darunter sind die Varianten „Real- und Hauptschule am Standort Kirchenfeld“, nur Realschule oder nur Sekundarschule dort. Eingerichtet werden könnte auch ein Oberstufenzentrum im Kirchenfeld oder ein Mittelstufenzentrum für alle Klassen 7, 8 und 9.
Zwei Varianten sehen vor, die Klassen 5 und 6 des Michael-Ende-Gymnasiums oder der Sekundarschule im Kirchenfeld starten zu lassen. Ein Veto der Bezirksregierung hat die Zahl der Varianten allerdings reduziert: Die Behörde werde einem Umzug der Sekundarschule zum Kirchenfeld-Standort nicht zustimmen, sagt Schramm. Begründung: Dependance-Lösungen seien nur fünfzügigen Schulen vorbehalten und bei einem „Endausbau“ der Sekundarschule würde der Platz im Kirchenfeld hinten und vorne nicht reichen.
Eine schwierige Situation bleibt es für alle. Schramm: „Keine Schule möchte die Teilung.“ Die Lösung darf, da sind sich alle im Ausschuss einig, keine klaren Verlierer und keine klaren Gewinner produzieren. Jede Schule muss sich bewegen, und die eigene Kompromissbereitschaft abklopfen. Viele Punkte sind ins große Ganze einzubeziehen: So ist den verbleibenden Klassen der Hauptschule zugesichert worden, dass sie im Ort den Abschluss machen können - ab August 2015 organisatorisch angedockt an eine andere weiterführende Tönisvorster Schule. Monika Ricken, Leiterin der Realschule Leonardo da Vinci, bat darum, die Personalsituation zu bedenken. Etliche Lehrer unterrichteten schließlich gleichzeitig in Real- und Sekundarschule.
Sekundarschulleiterin Christine Lohmann nannte „Ganztag und Mensa die neuralgischen Punkte“ in der Diskussion. „Hier ist der größte Stress angesiedelt.“ Die Fraktionen stellten jede Menge Fragen. Sie erhalten bald die Unterlagen mit allen Zahlen und Prognosen zu Schülern und Raumbedarf. Ein geruhsamer Monat wird der Dezember für sie nicht. Wie gesagt, sie haben nicht nur ein Päckchen zu tragen.