Baustelle Umbau Willicher Markt Die zwei Baustellen-Diplomatinnen
Willich · Christel Holter und Iveta Andres begleiten in Willich die Umgestaltung des Marktplatzes.
Zwischen der Zeichnung, die Citymanagerin Christel Holter aus ihren Unterlagen zieht, und dem tatsächlichen Zustand des Willicher Marktes, der darauf Millimeter-genau vermessen und mit eingezeichneten Bäumen und Möbeln fertig bestückt ist, liegen für Laien Welten.
Vor den Stufen zu Haus Hinzen ist eine robuste Fußmatte stumme, aber unübersehbare Aufforderung, den Baustellenschmutz möglichst vor Betreten des Naturladens von den Schuhen zu streifen.
Nach dem verregneten Wochenende bedecken noch Pfützen die unasphaltierte Fläche zwischen Konditorei Greis, dem Eishimmel und Pfarrkirche St. Katharina. Bei Schreib- und Spielwaren Erren werden Kunden mit Profilsohle am Schuhwerk wohl das Sand- und Splitgemisch mit ins Geschäft bringen. Auch rechts, die Peterstraße runter, sieht es – dreieinhalb Monate vor Platzeinweihung - noch unfertig aus. In die andere Richtung aber, vor Café Kleeberg und Panknin Schuhe, braucht es auf einem Streifen von gut vier Metern keine Phantasie und gezeichneten Pläne mehr, um sich den Marktplatz in spe vorzustellen – bestuhlt und bestückt auf einem einheitlichen Untergrund aus portugiesischem Granit. In Teilen also fertig. 20 Meter weiter lagern die Steine, die nun jeden Tag bewegt, verlegt und gerüttelt werden.
Viel Gesprächsbedarf
zur Innenstadt-Baustelle
Seit dem ersten Spatenstich an St. Katharina ist ein gutes Jahr vergangen. Ein Jahr, in dem Christel Holter und Projektleiterin Iveta Andres vom Geschäftsbereich Landschaft viele Alt-Willich-Einträge auf dem Arbeitszeitkonto hatten. „Das Interesse an dieser Innenstadtbaustelle war über die Zeit hinweg sehr groß. Es gab viel Gesprächsbedarf.“ Abzulesen ist der beispielsweise an den direkten Anfragen, die Holter aus dem E-Mail-Fach gezogen hat, „sicher im dreistelligen Bereich“. Iveta Andres hat regelmäßig Gespräche auf und an der Baustelle geführt. Nicht nur mit dem Vorarbeiter und seinem Team, sondern auch mit Bürgern, auch wenn die eigens für sie eingeführte „Marktsprechstunde“ in der Stadtschmiede an der Bahnstraße schließlich mangels Nachfrage eingestellt wurde.
Immer erklären, was man tut, war die diplomatische Devise der beiden Frauen. Bürgernähe in der Baustellenbetreuung. „Ein Jahr ist eine lange Zeit der fast täglichen Belästigung durch Lärm und Dreck“, sagt Iveta Andres. „Bei uns konnte der Ärger abgeladen werden“, ergänzt Holter. Insgesamt, sagen beide auf die zwölf Baustellenmonate bezogen, sei es „sehr verständnisvoll abgelaufen“.
Tauchten Probleme auf, wurden Lösungen gesucht. Bespiel Beleuchtung: Während der Tiefbauarbeiten wurden die Straßenlampen abmontiert, weil sie umgerüstet und aufbereitet werden mussten. „Das Fehlen der Laternen führte dazu, dass es in den Wintermonaten morgens um 6 Uhr auf dem Weg zum Bäcker sehr dunkel war. An einen Tag fiel dazu noch die komplette Beleuchtung an der Kreuzstraße ausfiel. Da musste man mit der Taschenlampe übern Platz“, sagt Holter. Daraufhin sei eine provisorische Baustellenbeleuchtung installiert worden. In leerstehenden Geschäften wurde per Zeitschaltuhr für zusätzliche Beleuchtung gesorgt.
Von einem geduldigen Miteinander spricht Holter auch in punkto Gastronomie. „Der Eishimmel ist durch den Sommer gekommen.“ Und im Café Kleeberg hätten Kunden sogar extra den Blick auf die Baustelle gesucht. „Natürlich war in dem Jahrhundertsommer die Außengastronomie eingeschränkt, der Untergrund schwierig. Aber in Absprache mit der Baufirma wurde nach Lösungen gesucht, zum Wochenende immer wieder Fläche dafür geschaffen.“
Anwohner reagieren auf
laufende Rüttelarbeiten
Auf die jetzt laufenden Rüttelarbeiten hätten Anwohner häufiger reagiert, als auf die Verdichtungsarbeit im Tiefbau, so Andres. Dabei sei die Verdichtung der Gräben, die für das Verlegen der neuen Schmutz- und Regenwasserrohre ausgeschachtet worden waren, eigentlich spürbarer, wenn sie lagenweise mit Sand, Kies und Schotter verfüllt werden.
Den Bürger mitnehmen – das hat Iveta Andres schon bei den Großprojekten in Anrath und am Kaiserplatz praktiziert. Die Baustellen-Kommunikation per Serien-Mail übernahm meist Christel Holter. „Die Sorgen und Ängste sind ja da. Denn teilweise ist so eine Baustelle existenziell.“
Anwohner und Geschäftsleute wurden regelmäßig über Bauzeiten, Abschnitte und neue Wege informiert. „In den Monaten ist viel passiert, das wächst schön was zusammen“, sagt Holter. Quartiersarbeit von Mensch zu Mensch, parallel zu Tiefbau und Plasterarbeiten.
Die Arbeiten sind laut Iveta Andres weiter gut im Zeitplan. Der tolle Sommer sei „fürs Bauen nicht so toll gewesen“, sagt sie. „Man konnte nachmittags die Geräte nicht mehr anfassen, so heiß waren sie.“ Arbeiter hätten daher in der Mittagspause gearbeitet und dann früher Schluss gemacht. Verloren wurde wenig Zeit. Auch die Schneetage zuletzt waren überschaubar.
Am 25. Mai wird der umgestaltete Willicher Marktplatz mit einem Bürgerfest nach dem Konzept „Kunst im Kern“ eingeweiht. Christel Holter und Ursula Preuß bereiten den Tag vor, der mit lokalen Kräften an verschiedenen Plätzen in der Innenstadt gefeiert werden wird – also auch am Kaiserplatz.
Bis dahin legen die Bauarbeiter zu Füßen von St. Katharina ihren Schlussspurt hin: Sie verlegen den Granit und Versorgungsleitungen rund um das Haus Hinzen, stellen Bänke, Mülleimer, viele weitere Fahrradständer und die großen Sitzmöbel mit langer Tafel auf.
Apropos aufstellen: Der Schützenbaum wird fast an gewohnter Stelle stehen. Wenn alles fertig ist, bekommt auch die „Ungeduld“ einen neuen Platz zugewiesen. Die Loni-Kreuder-Skulptur „wandert“ einmal über den Platz und wird vor dem Optiker (Markt 14) installiert. Die Bronze-Skultur harrt noch gut verpackt und verwahrt an einem sicheren Ort aus.
Im Laufe des März werden die Bäume gesetzt und das Fontänenfeld vorbereitet. Auf Letzteres ist Iveta Andres besonders gespannt. Und Christel Holter darauf, wie die lange Sitzbank angenommen wird. „Wir möchten, dass die Bürger dort picknicken.“ Nach der Baustellenbetreuung steht die Belebung des Platzes an. „Der Wochenmarkt kommt zurück“, sagt Holter. Für die beiden noch leer stehenden Ladenlokale an der Bahnstraße/Ecke Markt sind Nutzungen in Aussicht.
Vielleicht schon pünktlich zur Einweihung des Marktes. Der dann so aussieht, wie es Holters Plan schon Millimeter-genau in Aussicht stellt: Fußgängerzone. Ortsmitte mit hoher Aufenthaltsqualität. Ohne Baustellen-Entertainment.