Willich-Wekeln Großeinsatz bei Pflege-Einrichtung in Willich: Erste Mängel wurden schon 2017 bemerkt
Willich · Die Schließung einer Wohngemeinschaft für Menschen, die beatmet werden müssen, hat hohe Wellen geschlagen. Erste Mängel sind schon vor Jahren festgestellt worden.
Es war ein stundenlanger Einsatz am Dienstagnachmittag am Bonnenring in Wekeln, der bis in die Nacht dauerte: 110 Einsatzkräfte von Feuerwehren und Hilfsdiensten, Notärzte und Pflegekräfte, dazu Mitarbeiter des Sozial- und Gesundheitsamtes des Kreises Viersen rückten an, um sieben Bewohner einer Wohngemeinschaft zu verlegen. Die Straße wurde gesperrt, Busse wurden umgeleitet.
Der Kreis Viersen hatte die Einrichtung, die sich in privater Trägerschaft befindet, wegen Mängeln in der Raumhygiene, in der Körperpflege und in der medizinischen Pflege geschlossen. Nun mussten die Bewohner, die in unterschiedlichem Umfang beatmet werden müssen, nach Viersen, Krefeld und Gladbeck verlegt werden.
Notfallseelsorger standen
zur Verfügung
Der Einsatz hatte um 15.30 Uhr begonnen. Vor Ort war er um 23.20 Uhr beendet. Ein großer Teil der Kräfte kam von der Freiwilligen Feuerwehr Willich. Transportfahrzeuge wurden von den Feuerwehren Tönisvorst, Kempen, Grefrath, Niederkrüchten, Schwalmtal und Nettetal gestellt. Sieben Notfallseelsorger standen Patienten und Angehörigen zur Verfügung.
Aus Grefrath war das Deutsche Rote Kreuz am Nachmittag mit Krankentransportwagen, vier Helfern und einer Notärztin angerückt. Die Grefrather Helfer übernahmen den Transport eines Patienten nach Gladbeck. Nicht nur die Patienten mussten verlegt werden, sondern mit ihnen ihr privates Eigentum, Geräte und Möbel, darunter auch die Pflegebetten. Das benötigte Zeit und passende Fahrzeuge. Das Grefrather DRK rief zu diesem Zweck einen 7,5-Tonnen-Betreuungs-Lkw hinzu.
Die Einsatzkräfte trugen bei ihrer Arbeit Schutzkleidung, zu ihrem eigenen Schutz, denn das Gesundheitsamt konnte nicht ausschließen, dass dort multiresistente Keime vorhanden sind, aber auch zum Schutz der Patienten, für die aufgrund ihres Zustandes eine hohe Infektionsgefahr bestand.
Der Einsatz musste gründlich vorbereitet werden und sei daher abends erfolgt, so der Kreis Viersen. „Es war eine große logistische Herausforderung passende Ersatzeinrichtungen zu finden und einen professionellen Transport mit qualifizierten Kräften und entsprechenden Fahrzeugen zu organisieren“, so Kreis-Sprecher Markus Wöhrl.
Das Gesundheitsamt hatte bei einer Kontrolle in der vergangenen Woche Missstände festgestellt. Der Betreiberfirma wurde die fachgerechte Reinigung der Einrichtung und ordnungsgemäße Pflege per Verfügung aufgegeben. Doch als der Kreis am Montag zur Nachkontrolle kam, waren die Mängel nicht beseitigt worden. Daher beschloss die Behörde, die Einrichtung zu schließen und die Bewohner in andere Einrichtungen in Viersen, Krefeld und Gladbeck zu verlegen, in denen die fachgerechte Pflege sichergestellt werde. Die Angehörigen der Patienten oder die gesetzlichen Betreuer seien über die Verlegung informiert worden, die meisten waren auch dort, schildert Markus Wöhrl.
Vor Ort habe man am Dienstag nur das Personal angetroffen. Die Geschäftsführung der Betreiberfirma sei nicht anwesend gewesen.
Die Einrichtung hatte eine größeren Einzugsbereich als nur die Stadt Willich, die Patienten stammen vom Niederrhein. Ins weiter entfernte Gladbeck wurden zwei Patienten gebracht, die nicht so häufig Kontakt zu Verwandten haben. Die Unterbringung sei vorläufig. Ob die Einrichtung in Willich wieder öffnen wird, ist noch nicht klar. Wenn die fachlichen Voraussetzungen gegeben seien, könne eine Wiederzulassung geprüft werden.
Mängel besonders
bei der personellen Ausstattung
Die Einrichtung unterliegt der Kontrolle des Kreises Viersen als Aufsicht nach dem Wohn- und Teilhabegesetz und als Gesundheitsbehörde und war den Prüfern auch zuvor schon aufgefallen. In einem Ergebnisbericht zur Prüfung der Einrichtung im März 2017 wurden bereits Mängel festgestellt. Beanstandungen gab es insbesondere im Bereich personelle Ausstattung. „Die fachliche Eignung sowie der Personaleinsatz sind nicht ausreichend zur Versorgung der Nutzer. Die Beschäftigten sind ihren Fortbildungspflichten nicht in erforderlichem Umfang nachgekommen. Es wurde eine ordnungsbehördliche Anordnung ausgesprochen“, hieß es damals im Bericht.
Eine Anfrage der WZ zu den Vorwürfen bei der Betreiberfirma blieb am Mittwoch unbeantwortet.