Urlaub von Tschernobyl
17 Mädchen und Jungen sind aus Weißrussland an den Niederrhein gekommen.
Willich. „Ich möchte einem Kind direkt etwas Gutes tun. Das finde ich besser, als hundert Euro zu spenden und ich weiß nicht, wo mein Geld hingeht“, sagt Daniela Braun. Die Anratherin sitzt im Garten des evangelischen Gemeindezentrums und bespricht mit anderen Eltern die geplanten gemeinsamen Aktivitäten.
Daniela Braun betreut erstmals ein Kind: den zehnjährigen Micha aus dem weißrussischen Städtchen Kalinkavitschy, das rund 80 Kilometer von Tschernobyl — dem Ort der Nuklearkatastrophe Mitte der 80er Jahre — entfernt ist. 17 Kinder aus Weißrussland, zwischen neun und 15 Jahren alt, sind wieder für vier Wochen nach Willich gekommen.
Bei der Begrüßungsparty steht Peter Küppers am Holzkohlegrill. Er ist schon lange der Vorsitzende der „Tschernobyl Kinderhilfe Willich“ und freute sich darüber, dass sich nach einem entsprechenden Aufruf in der Presse wieder einige neue Gasteltern bereiterklärt hatten, die Kinder aufzunehmen — im vergangenen Jahr hatten nur neun Kinder kommen können. „Mein Traum ist es, dass einmal ein ganzer Bus weißrussischer Schüler zu uns kommt“, sagte Kerstin Heisters.
Pressesprecherin Heisters ist für die gemeinsamen Veranstaltungen zuständig, bespricht mit den Eltern und Kindern, wer den Schwimmkurs im Freizeitbad „De Bütt“ und den dreitägigen Ausflug zur Jugendherberge Windeck mitmacht. Diese Erlebnistour hatte der Turnverein Schiefbahn gesponsert.
Neben Daniela Braun betreuen unter anderem Hans-Peter und Josi Leenen (Schiefbahn) sowie Theresia Esser (Willich) zum ersten Mal die Jungs und Mädels. Außerdem dabei sind Kurt und Marlies Spee. Bei den Spees wohnt die neunjährige Kseniya in den nächsten Wochen. Was Kurt Spee bereits auffiel: „Kseniya ist sehr zurückhaltend, auch beim frischen Obst aus unserem Garten.“ Sie ist wohl in Sorge, es könnte — wie in ihrem Zuhause — noch verstrahlt sein. Nach wie vor leiden viele Menschen nach der Explosion des Kernkraftwerkes im April 1986 in der Ukraine.
Schon lange macht das Anrather Ehepaar Nikolaus und Irmgard Görgen mit. Diesmal kümmern sie sich sogar um drei Generationen: So beherbergen sie die 39-jährige Lehrerin Anna Schachnova, die einmal mehr mit ihrer 31-jährigen Kollegin Veronika Soldatenko die Kinder begleitet.