Willich/Tönisvorst Von Eseln und komischen Vögeln
Im Stadtgeflüster wird heute geschnuppert, gelästert und zurückgeblickt.
Willich/Tönisvorst. Der Stadtflüsterer startet heute tierisch in die Woche. WZ-Fotograf Kurt Lübke hat an der Schiefbahner Straße/Dickerheide diese angeblich so störrischen Gesellen vor die Linse gelockt. Schwer war das offenbar nicht. Das Versprechen, dass es sich beim Objektiv um eine Möhre handle, sorgte schon für neugieriges Gedränge.
Nun wird es philosophisch. Das ist alles schnell dahergesagt: Kommen Sie und schnuppern Sie mal rein. So oder so ähnlich werben viele Vereine, Verbände und sonstige Institutionen um neue Mitglieder. Man darf — je nach Zusammenhang — allerdings diese Aufforderung auch nicht zu ernst nehmen. Wenn etwa eine Bauchtanzgruppe aus Schiefbahn dazu auffordert, doch mal mitzuschnuppern. Oder möchten Sie — liebe Fans des Stadtflüsterers — länger über diese Formulierung nachdenken. Ähnlich, um nicht zu sagen gesundheitsgefährdend wird es, wenn es darum geht, bei einem Tauchkurs mal reinzuschnuppern. Es ist sicher sinnvoll, die Nase zuzuhalten. Beim Training Qi Gong dagegen klingt es wieder ganz unverfänglich.
Es gibt ihn seit zehn Jahren und immer wieder macht er interessante und besuchenswerte Ausstellung. Für den Sprecher des Fotokreises 2006 aus Tönisvorst allerdings war’s das zunächst in seiner bisherigen Funktion: Kurt Fruhen macht’s nicht mehr. Das hat er den andern aus der Gruppe mitgeteilt. Und der Stadtflüsterer sagt: Gut gearbeitet, danke. Wenn nicht die lästige Suche nach einem Nachfolger nun anstünde.
Sie kennen doch bestimmt auch Tiere, die manchen Menschen ziemlich ähnlichsehen. Ist das gemeinhin oft bei Hunden der Fall. Aber es gibt auch andere Beispiele. So entdeckte WZ-Fotograf Kurt Lübke unlängst bei einer Ausstellung des Vogelzuchtvereins„Farbenpracht“ Vorst einen Kanarienvogel, der eine ganz prächtige Haarpracht vorweisen konnte. „Da wären die frühen Beatles bestimmt neidisch geworden“, kommentierte Kurt Lübke sehr treffend seinen eigenen Schnappschuss.
Kommen wir zu Menschen, die nicht mehr die Jüngsten, aber dennoch überaus rührig sind: die Alter-nativen in Tönisvorst. Erneut hat der Verein seine Zeitschrift „Älterwerden in Tönisvorst“ herausgegeben. Es gibt Rückblicke, Termine und eine Buchbesprechung. Dabei ist die Rede von Manfred Lütz („Unvermeidlich glücklich — eine Psychologie des Gelingens“). Und dann kommt noch Seite 15. Dort wird der Leser daran erinnert, dass das Jahr schon weit fortgeschritten ist. Der Vorstand der Alter-nativen wünscht mit Zukunftswerkstatt und Redaktionsteam schon mal ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Das kann man nicht früh genug tun.
Aber bevor wir zu weit in die Zukunft schweifen, blicken wir zurück. Beim Erntedankgottesdienst der Pfarre St. Cornelius in St. Tönis auf dem Hof der Familie Driehsen kam bei Kollekte und Einnahmen der Landfrauen die stolze Summe von 2172,76 Euro zusammen. Das Geld wird in den nächsten Tagen an die „Tönisvorster Hilfe“ übergeben. Die Pfarre sendet ein „herzliches Dankeschön an alle die, die zum Gelingen des Erntedank-Gottesdienstes und dem anschließenden Fest beigetragen haben“.
Einen Ausflug in die Vergangenheit der deutschen Demokratie hat die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft Willich unternommen. Sie war mit 25 Teilnehmern in die alte Bundeshauptstadt Bonn gefahren. Hauptziel war eine Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Norbert Röttgen (MdB) im früheren neuen Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn. In dessen Rede und einer Podiumsdiskussion ging es um Rückblicke auf den 3. Oktober 1990 sowie um aktuelle außenpolitische Themen. Bereits vormittags gab es eine fachkundige Führung im „Haus der Geschichte“, wobei die Historie der beiden deutschen Staaten vom Kriegsende 1945 bis zur Wiedervereinigung 1990 im Mittelpunkt stand. Die Teilnehmer kamen, unter anderem aus Japan, Neuseeland und Syrien. Der Tag in Bonn wurde von einem kleinen Barbecue abgerundet, das vom neuen CDA-Mitglied Thomas Rips vorbereitet worden war.
Zurück in die vergangene Woche. Da machte WZ-Berichterstatter Willi Schöfer im Vorster Café Papperlapapp eine ganz spezielle Erfahrung. Er hatte dort mit Hobby-Künstlerin Rita Pinnecke gesprochen, als das Interview ins Stocken geriet. „Wir mussten den Ausstellungsraum auf der ersten Etage nach etwa 30 Minuten wieder verlassen“, berichtet Schöfer. Dieter Ganser feierte dort anschließend mit vielen Freunden seinen 80. Geburtstag. Seine Ehefrau, Ingeborg Ganser (77), die viele Jahre in Vorst Grundschullehrerin war, durfte dabei nicht fehlen. Natürlich machten die beiden gerne Platz. Denn die Gansers sind nach wie vor bekannte Leute. Das Ehepaar wohnt schon seit Längerem in Köln, kommen aber regelmäßig nach Vorst zurück. Dieter Ganser kegelt nach wie vor im Vorster Club „Hau rin“ in die Vollen.
Für die einen ist er eine dubiose Gestalt, für andere ein ganz armer Kerl, für den Rest einfach Berti. Wir sprechen von der früheren Rotlicht-Größe Bert Wollersheim. Dessen Beziehung mit Ehefrau Sophie jetzt gescheitert ist. Was dann dazu führt, dass der Mann in Willich ganz alleine beim Einkauf gesehen wurde. Der Stadtflüsterer denkt gerade darüber nach, ob er ein Tränchen des Mitleids verdrücken soll.
Und noch ein Thema zum Tränchen verdrücken. Das Black Jake ist Geschichte. Für Jochen Contzen ist es Zeit für einen Nachruf: „Eigentlich sollte es weitergehen, aber durch widrige Umstände kam ein Remake leider nicht zustande. Nicht nur mir fehlt der Laden, sondern auch vielen Willichern, die den Laden geliebt haben.“ Contzen bedankt sich bei allen Gästen und Freunden, die vier Jahre das Jake zu schätzen wussten. Auf der Facebook-Seite sollen weiter Bilder aus den vergangenen Jahren gepostet werden. Für Contzen geht es — wenn auch in anderer Form — weiter. „Damit Ihr nicht auf gute Musik verzichten müsst, werde ich weiterhin in Willich als Musiker und DJ präsent bleiben.“
Zum Abschluss gehen wir im Aufzug auf eine musikalische Zeitreise. Möglich ist das im Schloss Neersen. Wer sich dort in der Kabine der Firma Otis auf den Weg nach oben macht, entdeckt unter dem Namen des Aufzugsherstellers eine kleine, mit Klebeband befestigte Ergänzung „Redding“. Zur Erklärung: Otis Redding ist ein berühmter Soul-Musiker, der in den 60er Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Ein heimlicher Fan (Name ist dem Flüsterer bekannt) hat den Sänger auf diese Weise im Aufzug verewigt.