Gasversorgung in Willich So bereiten sich die Stadtwerke auf einen Gas-Notfall vor

Willich · Die Stadtwerke Willich haben die wichtigsten Antworten zu den am häufigsten gestellten Fragen der Bürger zur Gasversorgung zusammengestellt und erklären auch, warum sie den Ursprung des Gases nicht beeinflussen können.

Tafil Pufja (rechts) ist Geschäftsführer der Stadtwerke Willich. Aktuell haben die Kunden viele Fragen zur Gasversorgung.

Foto: Norbert Prümen

(Red) Die Telefone im Servicecenter der Stadtwerke Willich laufen heiß. Auch per Mail stellen Bürger viele Fragen zur Versorgung mit Erdgas. Die wichtigsten Antworten des örtlichen Energieversorgers auf einen Blick.

Besteht die Gefahr, dass meine Familie von einem auf den anderen Moment kein Gas mehr bekommt?

Diese Gefahr bestehe nicht, so die Stadtwerke. Es liege derzeit keine Mangellage vor. Zudem gebe es euro­paweit geltende gesetzliche Bestimmungen, die mitunter Haushaltskunden im Falle von Versorgungsengpässen beson­ders schützen. Zu den geschützten Kunden gehören auch soziale Dienste wie Krankenhäuser, Altenheime und Feuerwehr. Zwar habe das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz kürzlich die Frühwarnstufe im nationalen Notfallplan Gas ausgerufen. Das sei jedoch vor allem eine wichtige Maßnahme zur Vorsorge. Denn im Falle einer Unterbrechung von Gaslieferungen müssen alle Akteure wissen, was zu tun ist.

Haben die Stadtwerke Willich eigene Gasspeicher?

Nein, die allermeisten Stadtwerke in Deutschland verfügen nicht über eigene Gasspeicher. Es gibt in NRW lediglich einen Erdgasspeicher bei Gronau, den 16 kommunale und kommunalnahe Gesellschafter kommerziell betreiben.

 Warum kaufen die Stadtwerke nicht einfach nur Gas aus Ländern wie Norwegen oder den Niederlanden?

Alle Energieversorger kaufen an den Märkten bestimmte Mengen an Erdgas, keine Lieferungen aus einzelnen Ländern. Die Stadtwerke haben damit keinen Einfluss darauf, woher das Gas tatsächlich stammt.

Wird eine Erhöhung der monatlichen Abschlagszahlung empfohlen?

Die Stadtwerke gehen davon aus, dass die Preise für Gas in den kommenden Monaten weiter steigen und die Beschaffungsmärkte sehr schwankend bleiben. So sei es in der aktuellen Situation sicherlich sinnvoll, über eine Erhöhung des Abschlags nachzudenken. Das gelte auch für Strom. Anpassungen sind möglich unter stadtwerke-willich.de.

Wie schätzen die Stadtwerke die Entwicklung der Preise ein?

Man geht davon aus, dass die Preise auf einem hohen Niveau bleiben und sogar weiter steigen könnten, je nachdem, wie sich die militärischen und politischen Auseinandersetzungen entwickeln. Ein Zurück auf Preise, wie wir sie 2019/2020 hatten, wird es aus Sicht der Stadtwerke auf absehbare Zeit eher nicht geben. Sobald sich die Lage entspanne und zu günstigeren Konditionen eingekauft werden könne, werde man die Preise für Energieprodukte wieder senken.

Behalten die Langzeitverträge mit Zusicherung stabiler Preise ihre Gültigkeit?

Viele Kunden haben Langzeitverträge mit ein- oder zweijähriger Laufzeit. Das bedeute mehr Planungssicherheit, sowohl für die Verbraucher als auch für die Stadtwerke. Für diese Langzeitverträge gelte eine sogenannte eingeschränkte Preisgarantie. Das heißt, dass lediglich steigende Steuern den Preis verteuern können.

Was kann ich als Bürger tun, wenn ich die Preise nicht schultern kann?

Die Stadtwerke bieten an, mit den Kunden in einem solchen Fall nach Lösungen zu suchen. Ansprechpartner ist das Servicecenter.

Kann die Umstellung von L- auf H-Gas, die derzeit in Willich technisch vorbereitet wird, gestoppt werden?

Ein Stopp der Umstellung sei technisch leider nicht möglich. Aktuell fließe das aus den Niederlanden stammende L-Gas noch in sechs Bundesländern, darunter auch in NRW. Da die Vorkommen dieses Erdgases jedoch nahezu ausgeschöpft sind, haben alle Ener­gieversorger vor zwei Jahren damit begonnen, die technischen Umstellungen auf H-Gas zu planen. Dieses H-Gas stammt aktuell zum Teil aus russischen Vorkommen.

Forcieren die Stadtwerke den Ausbau erneuerbarer Energien?

Ja, das sei definitiv der Fahrplan der Stadtwerke. Das habe man bislang schon gemacht, etwa durch Photovoltaik-Projekte vor Ort und durch Investitionen in Windparks. 2021 habe man beschlossen, weiter in größere Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu investieren.

Wie bereiten sich die Stadtwerke auf Not-Szenarien vor?

Aktuell beschäftigen sich die Stadtwerke intensiv mit Notfallkonzepten – also damit, was zu tun ist, wenn Erdgas Mangelware wird. Dazu gehöre unter anderem, dass man Kunden aus der Industrie bereits darüber informiert habe, was konkret bei einer möglichen Abschaltung geschehe. Bei einer sogenannten Mangellage seien diese Industriekunden nicht ausdrücklich geschützt.

Beschaffen die Stadtwerke Gas auf Vorrat?

Man beschaffe die Mengen an Gas, die dem Absatzpotenzial entsprächen. Gas auf Vorrat zu kaufen oder mehr Mengen zu beschaffen, als man benötige, sei wirtschaftlich nicht sinnvoll.

Könnten die Stadtwerke ihre gasbetriebenen Heizwerke auf Öl umstellen?

Technisch sei es durchaus möglich, Anlagen zur Wärmeerrzeugung umzustellen. Allerdings sei das mit erhöhtem Aufwand verbunden und sehr komplex in der Umsetzung. Hinzu komme, dass im Fall einer deutschlandweiten Notsituation alternative Energieträger auch sehr schnell knapp würden. Es sei aber Teil der Notfallkonzepte, wie man bei einer allgemeinen Zuspitzung der Situation mit den gasbetriebenen Heizwerken umgehe.