Anja Liebert setzt auf Gartenarbeit und Bahnfahrten Länder aus dem Zug ganz anders erleben
Anja Liebert ist begeisterte Kleingärtnerin „in einem klassisch-konservativen Kleingartenverein. Das ist für mich ein wertvoller Ausgleich“. Dort kann sie nachhaltiges Obst und Gemüse anbauen und gleichzeitig Ruhe und Entspannung genießen, um vom hektischen Alltag herunterzukommen.
So kommen derzeit Zucchini, Tomaten und Kohlrabi aus dem eigenen Garten in den Kochtopf. „Auf der anderen Seite bin ich viel in Bewegung, ich erkunde die Stadt, überwiegend zu Fuß und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, und versuche auch sonst, mich sportlich fit zu halten“, erzählt sie.
Beim Urlaub setzt sie auf Bahnfahrten und hat damit schon Russland und Finnland durchquert. Zuletzt verbrachte sie die Ferien in Barcelona und am Strand von Katalonien. „Wir fahren da mit dem Nachtzug hin, das ist sehr entspannt. Man muss gar nicht Pauschalurlaub mit dem Flieger machen. Man kann Länder ganz anders kennenlernen, wenn das Land am Zugfenster vorbeigeschoben wird.“ Das Auto hingegen brauche sie fast gar nicht mehr. „Ich bin in diesem Jahr einmal Auto gefahren. Wenn ich im Zug sitze, kann ich die Zeit viel besser nutzen.“
Wenn es bei der Arbeit oder dem politischen Engagement Stress gibt, freut sie sich über den Rückhalt von Ehemann und Sohn. „Bei meinem Sohn finde ich es schön, dass er mir politisch viel Feedback gibt, weil er das Ganze aus der Brille der Jugendlichen sieht. Da bekommt man eine andere Sichtweise, als wenn man mit Gleichaltrigen über diese Themen spricht.“
Im Jobcenter arbeitet die Literaturwissenschaftlerin in einem Coachingprojekt für Langzeitarbeitslose. „Das zeichnet das Jobcenter Wuppertal aus, dass wir sehr viel innovative Projekte haben. Das finde ich einfach super und macht mir viel Spaß“, sagt Liebert. Grundsätzlich jedoch stört es sie, dass in Wuppertal so viele Menschen Sozialleistungen beziehen. Deshalb sei es so wichtig, Arbeitsplätze jenseits des Ersten Arbeitsmarkts zu schaffen und Arbeitgeber zu ermutigen, auch schwächere Menschen einzustellen.
Nach der Pandemie gehe es darum, Kleinselbstständigen wieder auf die Beine zu helfen. „Das kann aber die Stadt nicht alleine machen – dafür brauchen wir in der Stadt auch einen Willen und eine Aufbruchstimmung“, forderte sie.
Welche Orte in Wuppertal sie gerne Besuchern zeige, wollte Lothar Leuschen wissen. „Natürlich würde man mit Besuchern immer eine Runde Schwebebahn fahren. Aber ich halte mich auch gerne im Barmer Bereich auf, mit dem Nordpark und der Trasse. Diese Achse kann man gut zu Fuß erledigen und dabei ganz viel von Wuppertal zeigen.“ In ihrem Wohnviertel Sedansberg gebe es sehr viele schöne Gründerzeithäuser. „Die Fotomotive sind da ähnlich charmant wie auf dem Ölberg.“ Dass Wuppertal im Rest der Republik einen schlechten Ruf habe, kann Anja Liebert nicht erkennen. Viele Grüne seien begeistert von der Stadt mit dem grünen OB.
Nach der Wahl kann sie sich zur Belohnung eine Grillrunde im Kleingarten vorstellen. „Ich hoffe, dass ich mit vielen Grünen gemeinsam den Abend gestalten kann, wenn Corona es zulässt.“ ll/tah