Bundespressekonferenz Lauterbach: Die fünfte Corona-Welle wird kommen

Berlin · 30 Millionen Menschen sollen noch vor Weihnachten in Deutschland geboostert sein, weitere 30 Millionen danach. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und RKI-Präsident Lothar Wieler haben nun über weitere Maßnahmen in der Corona-Pandemie informiert.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und RKI-Präsident Lothar Wieler informierten über die Corona-Lage in Deutschland.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ruft die Menschen zu Corona-Tests und Feiern nur im kleinen Kreis an Weihnachten auf. Zwar seien die Feiertage keine besondere epidemische Herausforderung, sagte Lauterbach am 22. Dezember in Berlin. Doch müssten alle an den Weihnachtstagen aufeinander acht geben. Besondere Vorsicht sei etwa geboten bei Zusammenkünften zum Fest geboten. „Ich rate allen, sich vorher zu testen.“ Bevorzugt solle man mehrere Test hintereinander machen. „Kleine Gruppen sind besser als große Gruppen“, betonte Lauterbach zudem.

Lauterbach bekräftigte, dass die fünften Corona-Welle mit der hoch ansteckenden Omikron-Variante nicht mehr verhindert werden könne. Er zeigte sich aber optimistisch, dass die befürchtete drastische Entwicklung der Welle abgewendet werden könne. „Da bin ich zuversichtlich.“ Auch der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sieht nach eigenen Angaben gute Chance, dass die Infektions- und Krankenstandskurven nicht die Form einer Wand annehmen.

Neuer Impfstoff steht bald bereit

Zudem dürfte der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Novavax laut Lauterbach auch Anfang 2022 in Deutschland erhältlich sein. Vier Millionen Dosen seien bestellt und würden bald zur Verfügung gestellt, „soweit das Werk liefern kann“, sagte der SPD-Politiker. Gerechnet werde mit einer Lieferung im Januar. Eine spezielle Verteilung innerhalb Deutschlands sei zwar nicht vorgesehen. Er erwarte jedoch größere Nachfrage in einigen Bundesländern wie Sachsen, Sachsen-Anhalt, möglicherweise auch Teilen von Bayern, sagte Lauterbach.

Das Mittel von Novavax ist vor wenigen Tagen als fünfter Corona-Impfstoff in der EU zugelassen worden. Zwei Dosen werden im Abstand von etwa drei Wochen gespritzt. Es handelt sich um einen Proteinimpfstoff - er basiert also auf einer anderen Technologie als die bisher verfügbaren Corona-Präparate. Die Effektivität zum Schutz vor symptomatischen Infektionen wurde von der EU-Arzneimittelbehörde EMA mit rund 90 Prozent angegeben. Unklar ist jedoch, wie gut es um den Schutz vor der neuen Omikron-Variante bestellt ist. Experten wiesen zudem darauf hin, dass man über den neuen Impfstoff noch nicht so viel wisse wie über die Präparate, die bereits länger breit angewendet werden.

Wieler verteidigt Empfehlung maximaler Kontaktbeschränkungen

Der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat seine Empfehlung harter Corona-Maßnahmen verteidigt. Er sagte am Mittwoch in Berlin in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Karl Lauerbach (SPD), dass er „keinerlei Widerspruch“ zu einer Vorlage des Expertenrats der Bundesregierung sehe, dem auch er selbst angehört. Dieses Gremium habe lediglich dazu aufgefordert, etwas zu tun, ohne genauer zu sagen, was. „Das RKI ist eben eine Institution, die das in konkrete Empfehlungen dann ummünzt.“

Der Expertenrat der Bundesregierung hatte am Sonntag vor einer „explosionsartigen“ Verbreitung der Omikron-Variante gewarnt, aber nur vage „gut geplante und gut kommunizierte Kontaktbeschränkungen“ gefordert. Das Robert Koch-Institut (RKI) forderte dann am Dienstag kurz vor der Bund-Länder-Runde viel weitreichendere Maßnahmen, als sie dann später von Kanzler Olaf Scholz und den Ministerpräsidenten der Länder beschlossen worden sind, darunter sofortige, „maximale“ Kontaktbeschränkungen.

Lauterbach bestätigte, dass er von RKI-Empfehlungen überrascht worden ist. „Da wird die Abstimmung noch optimiert werden.“ Der SPD-Politiker betonte aber auch: „In meinem Haus gibt es keine Zensur, was wissenschaftliche Arbeiten angeht. Das wird es auch nicht geben.“ Das RKI ist ein Forschungsinstituts der Bundesregierung, das zum Geschäftsbereich des Gesundheitsministeriums gehört. Lauterbach ist also quasi Wielers Chef.

Wieler lobte die von Bund und Ländern für die Zeit nach Weihnachten beschlossenen Maßnahmen trotz seiner deutlich weitergehenden Empfehlung als „sehr, sehr gut“. „Es sind stringente Maßnahmen, die werden das Infektionsgeschehen verlangsamen“, sagte er. Ob er die Maßnahmen für ausreichend hält, wollte er aber nicht sagen: „Ob ich zufrieden oder unzufrieden bin, ist völlig irrelevant.“

(dpa/red)