Erntehelfer gesucht Meinung zu Erntehelfer-Plattform gehen in der Region auseinander

Leverkusen. · Auf „Das Land hilft“ können sich Freiwillige zur Erntearbeit melden.

Norbert Stamm begrüßt die Idee der Freiwilligen-Portale.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Das Lied „Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt“ müsste dieser Tage werden zu „Im Märzen der Bauer neue Erntehelfer sucht“. Er findet sie auf mehreren Plattformen, die unter anderem das Bundeslandwirtschaftsministerium initiiert hat. Eine davon: „Das Land hilft“.

Auf die macht auf Facebook Leverkusens SPD-Fraktionschef Peter Ippolito aufmerksam: „Wenn Rhabarber, Spargel und Co. nicht auf dem Feld verfaulen sollen, kann Jeder und Jede mit freier Zeit etwas tun.“ Ippolito hat den Link zur neuen Plattform dazugesetzt. Auf der heißt es „300.000 fehlen“. Weil die Reisefreiheit in Europa stark eingeschränkt sei, fehlten den Landwirten die Arbeitskräfte. „Gleichzeitig können viele Menschen, die in der Gastronomie oder dem Einzelhandel beschäftigt sind, nicht arbeiten. Andere, wie Studenten, sind zum Zuhause bleiben verdammt. Für all diese Menschen haben wir die Aktion ,Das Land hilft’ gestartet.“ Auf der Vermittlungsplattform können sich Landwirte und Arbeitgeber und freiwillige Helfer unbürokratisch finden. Arbeitsbedingungen wie Entlohnung oder der zeitliche Rahmen müssen beide Seiten miteinander vereinbaren.

Die Plattform findet Zuspruch auch im Raum Leverkusen. Ein Leichlinger notiert: „Ich biete Hilfe für die Feldarbeit an und bringe Erfahrungen im Gemüsebau mit!“ Ein Leverkusener gesteht: „Ich bin Naturfreund, auch sehr begeistert von Landwirtschaft. Ich habe keine Erfahrung, aber bin sehr motiviert.“ Bis Freitagnachmittag hatten rund 44 Leverkusener ihre Dienste angeboten.

Nur auf Seiten der Landwirte rund um die Stadt hat sich noch niemand eingetragen. Für Friedhelm Kamp­hausen ist das verständlich. „Die meisten Obstbauern hier brauchen Erntehelfer erst ab August zur Apfelernte.“ Kamphausen hat auf dem Grunder Hof Hühner, „die keine Krise haben und fröhlich legen“, betreibt Ackerbau, macht sich aber Gedanken, wie er dafür sorgen kann, dass seine festen Mitarbeiter ihren Urlaub nehmen können.

Appenrodt will seine
Erntehelfer selbst abholen

Friedhelm Appenrodt aus Leichlingen baut Erdbeeren an und sieht die Idee kritisch: „Wir arbeiten mit Lebensmitteln. Als Betriebsleiter muss ich entscheiden, wer bei mir arbeitet. Es ist nicht zielführend, Leute zu nehmen, von denen man nicht weiß, aus welchem Umfeld sie kommen, und ob sie nicht Kontakt zu infizierten Menschen hatten. Das ist mir ehrlich gesagt zu riskant.“ Appenrodt will zum Erntestart Anfang Mai langjährige Mitarbeiter aus Polen an der Grenze selbst abholen, damit sie sich unterwegs in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht anstecken.

Norbert Stamm von den Obstanlagen Mönchhof in Burscheid an der Grenze zu Lützenkirchen, rechnet in rund vier Wochen mit dem Beginn der Erdbeerernte. Bei „Das Land hilft“ hat er sich noch nicht eingetragen. Noch habe er Saisonarbeitskräfte, die die Heimreise nicht ohne weiteres antreten können. „Es gibt gerade mehrere Portale“, sagt er. „Die Initiativen sind gut. Ich werde sie in Anspruch nehmen, wenn es soweit ist. Aber man muss dann gucken, was dabei rauskommt.“ Will heißen: Wer sich meldet, muss unter anderem erst angelernt werden und sich darauf einstellen, für die Ernte auch mal die Zähne zusammenzubeißen. Den Obstbauern sorgt noch etwas anderes: „Wir haben Probleme, an normale Produkte zu kommen, an Ersatzteile für Maschinen und Verpackungsmaterial.“ LH