Langenfeld/Monheim Landwirte suchen dringend Erntehelfer

Langenfeld/Monheim. · Wegen der Corona-Krise fehlen die Saisonarbeiter aus Polen und Rumänien. Und Restaurants fallen als Kunden weg.

Die Folie über den Erdbeeren ist gespannt, doch es fehlen die Erntehelfer, berichtet Landwirtin Christina Weeger aus Richrath.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Obstanbau ist Handarbeit. Und genau dieser arbeitsintensive Charakter ihres Betriebs stellt Familie Weeger aus Richrath derzeit vor große Probleme: Die Familie baut auf einer Fläche von fünf Hektar Erdbeeren an – und zum 1. April sollten die ersten von 25 Saisonarbeitskräften aus Rumänien kommen. „Sie können aber nicht über Ungarn und Österreich einreisen, weil die Grenzen dicht sind“, sagt Christina Weeger.

Der Provinzialverband für den Obstbau verhandele derzeit über die Möglichkeit, die Rumänen auszufliegen, aber noch gebe es keine greifbare Lösung. Die polnischen Kräfte hätten sowieso schon abgesagt, weil sie befürchten, nach ihrer Rückkehr in die Heimat zwei Wochen in Quarantäne zu müssen. Aus anderen deutschen Obstbaubetrieben hatten sich die Polen „bei Nacht und Nebel“ davongemacht, als die polnische Regierung die Grenzen schloss. „Wir brauchen aber diese Hände“, betont Weeger.

Für abwegig hält sie in diesem Zusammenhang die Ratschläge, man könnte doch die jetzt beschäftigungslosen Servicekräfte aus der Gastronomie ins Feld schicken. „Feldarbeit ist hart, und mit ein paar Stunden ist es nicht getan“, stellt Weeger klar. Dass bei den Deutschen das Bauern-Gen inzwischen vollständig aus der DNA gemendelt wurde, ist ihr vor einigen Jahren bewusst geworden. Damals ging es um den Nachweis, dass die neue europäische Freizügigkeit der Polen keine deutschen Arbeitsplätze bedrohe. „Von zehn Arbeitslosen, die sich zur Schnupperstunde Feldarbeit angekündigt hatten, kamen fünf. Drei kehrten sofort um, die restlichen zwei haben wir selber nach Hause geschickt“, berichtet die Obstbäuerin.

Immer weniger Kunden pflücken Erdbeeren selbst vom Feld

Weeger hofft, dass bis Mitte Mai, wenn die dreimonatige Erntezeit beginnt, die Corona-Krise bewältigt ist. „Sonst verfault uns das Obst.“ Denn auch insgesamt gehe der Trend zum Selberpflücken in der Bevölkerung stark zurück. Als Direktvermarkter ist auch Ortslandwirt Josef Aschenbroich aus Immigrath von der Pandemie betroffen. Seit alle Restaurants, die er sonst mit Eiern versorgt, geschlossen haben, verschiebe sich der Verkauf mehr auf die Privatkunden, die seinen Hof oder den Marktstand aufsuchen. In ihrem Familienbetrieb sind die Aschenbroichs indes nicht auf auswärtige Kräfte angewiesen, sein Sohn müsse bei der Feldarbeit – allein in der Treckerkabine – keine Rücksicht auf Kontaktsperren nehmen.

Dennoch nimmt Aschenbroich im Zuge der Krise fallende Preise für Weizen, Raps und Zucker wahr. Er fragt sich, ob man als Lehre aus der die Welt umspannenden Pandemie irgendwann vielleicht doch wieder mehr auf Autarkheit und den Konsum regionaler Produkte setzen wird.

Heinz Modemann, der in Reusrath Gemüse anbaut, wundert sich derzeit über den großen Ansturm auf seinen Hofladen. „Das ist wie an Weihnachten.“ Vor allem Kartoffeln seien säckeweise über die Theke gegangen. Die Leute seien, so vermutet der Landwirt, vor der als kritisch empfundenen Enge und Nähe im Supermarkt geflohen.

Karl Zimmermann geht einem Beruf nach, der ihm einen weitgehend aseptischen und kontaktlosen Aufenthalt in der freien Natur ermöglicht. Tatsächlich bewegt den Förster immer noch vor allem der Borkenkäfer – auch in Zusammenhang mit Corona: Denn der Export des üppig angefallenen Käfer-Holzes nach China ist zum Erliegen gekommen. Und die Sägewerke in der Eifel und in Belgien, die normalerweise 40 bis 50 Lkw-Ladungen pro Tag verarbeiten, bleiben derzeit auf dem dabei anfallenden Sägemehl sitzen, weil dieses nicht für die Produktion von Laminat nach Frankreich exportiert werden kann.

Ansonsten habe er einige Pflanzaktionen mit Schulklassen und seine Führungen mit Kitas und auch Projektwochen absagen müssen. Wenn er jetzt Waldbesitzer oder -arbeiter treffen müsse, fahre man vorsichtshalber in separaten Fahrzeugen in den Forst.