Jacques Tilly möchte wieder los legen „Mir juckt’s in den Fingern“
Am 15. Februar ist Rosenmontag. Aber dieser jecke Feiertag wird in diesem Jahr in Düsseldorf ganz anders begangen.
Der Zoch ist abgesagt, der Straßenkarneval fällt wegen Corona aus. Wo normalerweise rund eine Millionen Zuschauer den Wegesrand säumen, wird 2021 Leere herrschen. Keine Vereinswagen, keine politisch-bissigen Mottowagen, keine Fußgruppen, kein Prinzenwagen, keine Kamelle.
Einer, der in diesen Zeiten die Wochen vor dem Rosenmontag mal ganz anders erlebt, ist Jacques Tilly. Der Düsseldorfer Rosenmontagswagenbauer würde in „normalen Zeiten“ gerade kaum Schlaf bekommen und sein kreatives Hirn würde auf Hochtouren rattern. Was sind die brisanten Themen, die er in seiner so unvergleichlich guten Art satirisch auf den Punkt bringt? So, dass man sie in aller Welt ohne Sprachdifferenzen versteht? Nachrichten lesen, im Fernsehen sehen, morgens früh aus dem Bett, ab in die Wagenbauhalle, Skizzen am Schreibtisch anfertigen zu den Themen und dann dem Comitee Düsseldorfer Carneval vorlegen. Am besten noch kurz vor Zoch-Beginn, so dass alles aktuell ist.
Der CC-Vorstand entscheidet dann: Hop oder top?! Seit dem unvergesslichen CC-Geschäftsführer Jürgen Rieck (starb 2013), der Tillys freche Entwürfe stets unterstützt hat, traut man sich in Düsseldorf mehr als alle anderen Städte, wodurch Düsseldorfs Zoch international den besten und unverschämtesten Ruf genießt. Weltweit werden Tillys Mottowagen aus Düsseldorf am und nach Rosenmontag gefeiert. Oder, und diese Provokation freut ihn, sein Team und alle Düsseldorfer, als Schande von den Dargestellten zitiert. „Normalerweise, wenn am 15. Februar 2021 Rosenmontag traditionell gefeiert würde, dann wäre ich jetzt kaum erreichbar. Meine Aufgabe ist es, jede Session zum Rosenmontag zwölf gute Ideen zu haben, die ich skizziere und die dann von unserem großartigen Team in der Wagenbauhalle als Großplastiken zu Mottowagen gebaut werden. Ich bin in dieser Zeit sonst ganz schweigsam in meinem Tunnel unterwegs“, sagt Jacques Tilly. „In diesem Jahr ist alles anders. Da ist Entspannung angesagt. Auch, wenn es mir in den Fingern juckt, wenn ich diese Corona-Begleiterscheinungen wie die Querdenker mit ihren Verschwörungstheorien sehe. Da könnte man wunderbare Mottowagen auf die Straße schicken. Aber ich habe mir vorgenommen, dass ich die Entspannung derzeit genieße, auch wenn ich mir das so nie gewünscht hätte.“
Einfach mal abschalten, das tut auch Jacques Tilly gut. Wobei er und sein Team trotzdem genug in der Wagenbauhalle zu tun haben. Ihre Arbeiten sind gefragt, auch im TV. So hat das Tilly-Team jüngst mit seinen Großplastiken den ZDF-Fernsehgarten verschönert.