Kultur „Mit der Musik erfahren Menschen ihre Stadt neu“

Welche Bedeutung hat das Festival „Acht Brücken“ für Köln?

Louwrens Langevoort ist der Mitbegründer des Festivals und Intendant der Kölner Philharmonie.

Foto: Neumann/Jörn Neumann

Louwrens Langevoort: Das Festival hat sich in den vergangenen elf Jahren in der Stadt etabliert. Es ein Festival, das die Jetztzeit für sich in Anspruch nimmt. Es schlägt Brücken zwischen verschiedenen Genres. Zur E-Musik kommt immer eine Brise U und Jazz hinzu. So werden Genres auch geöffnet. Beim Festival geht es nicht nur um die europäische und nordamerikanische Musik. Es gibt Einflüsse aus sehr vielen Kulturen. Neben den internationalen Künstlern, die bei den „Acht Brücken“ in Köln zu Gast sind, brechen wir auch eine Lanze für das, was in dieser Stadt selbst entsteht. Wir bringen in den Uraufführungen Komponisten und ihre neuen Werke in eine direkte Verbindung mit den Musikern und Ensembles, die diese Werke spielen. Und wir konfrontieren unser Publikum und verschiedenen Plätzen in Köln mit der Musik, sodass die Menschen ihre Stadt durch die Musik ganz neu erfahren können 

Was sind Ihre persönlichen Highlights bei der elften Ausgabe des Festivals in diesem Jahr?

Langevoort: Wir bereiten das Festival über ein paar Jahre vor und so liebt man eigentlich alle Programmpunkte, die dort angeboten werden. Zu den Dingen, auf die ich mich besonders freue, gehört „The Garden“ von Richard Ayres, die Uraufführung von Gordon Kampe‘s Comic-Oper zu der Graphic Novel „Ernst Busch – Der letzte Prolet“, das Nachholkonzerte zu Stockhausens „Sternklang“ im Stadion und Fausto Romitellis „Professor Bad Trip“ im Gloria.

Die Pandemie ist noch nicht besiegt, gibt es einen Plan B für das Festival?

Langevoort: Ich bin optimistisch und gehe davon aus, dass wir Ende April/Anfang Mai wieder Konzerte vor Publikum spielen können. Was mir etwas Sorgen macht, sind internationale Gäste aus Ländern wie der USA, wo man das Virus noch nicht so gut im Griff hat. Da könnte es noch Reisebeschränkungen geben und Künstler müssten dann zuerst in eine längere Quarantäne, was nur schwer vorstellbar ist. Ansonsten haben wir vor Ort durchaus, die Möglichkeiten, die Hygiene- und Sicherheitsvorgaben umzusetzen. Man kann im Notfall sicher nicht das komplette Festival streamen, aber das ist wie im vergangenen Jahr bei Teilen davon auf jeden Fall möglich. 

Wie hat sich das Festival in den vergangenen elf Jahren verändert?

Langevoort: Wir haben mit einem recht kleinen Festival zu Pierre Boulez und der zeitgenössischen französischen Musik begonnen. Heute sind die „Acht Brücken“ vielfältiger geworden und es gibt auch mehr Veranstaltungen, als dies noch zu Beginn der Fall war. Die Hauptinhalte des Festivals haben sich aber nicht verändert. Es geht immer noch darum, das Internationale und das Regionale zusammenzubringen. Musik aus der ersten Instanz wirft in den vielen Uraufführungen den Blick nach vorne in die nächste Zeit, die vor uns liegt. Es gibt aber auch Werkschauen und Rückblicke. Die beziehen sich aber auf die ersten 21 Jahre des 21. Jahrhunderts. In der Musik kann man diese Zeit im eigenen Leben noch einmal durchwandern. 

Zum Titel des Festivals gehört in diesem Jahr das „Comic“. Wie findet dieses seinen Platz bei den „Acht Brücken“?

Langevoort: Das Visuelle aus Animationen und Zeichnungen wird zum Beispiel über Leinwände auf der Bühne einen durchaus großen Raum beim Festival einnehmen. Es wird die Musik umgeben. Für uns war es eine Herausforderung, die Komponisten mit dem Thema „Comic“ zusammenzubringen. Das erklärt sich auch daraus, dass Comic für jeden etwas anders bedeutet. Aber das Visuelle gehört wie bei den allgegenwärtigen Graffitis in der Stadt fest zu unserem Alltag. Es ist ein Teil unseres Lebens. Wir stellen beim Festival durch die Themen immer wieder Fragezeichen auf uns müssen dann sehen, ob wir entsprechende Antworten finden können.