Buchhändler registrieren derzeit vermehrt Bestellungen übers Internet Mit Beginn der Pandemie ist die Lust am Lesen neu erwacht

Wuppertal · Wuppertals Buchhändler registrieren derzeit eine große Nachfrage nach Lesestoff. Bestellungen werden dabei vielfach online aufgegeben. Ein recht teures Buch geht besonders oft über die Ladentheke.

Kerstin Hardenburg aus dem Glücksbuchladen kann unter anderem Elke Heidenreichs „Männer in Kamelhaarmänteln“ empfehlen.

Foto: Fischer, Andreas

„Wenn ich am Montagmorgen die Bestellungen per E-Mail durchsehe, dann entsprechen die schon einem normalen Tagesumsatz“, sagt Michael Kozinowski. Der Inhaber der Buchhandlung Mackensen am Laurentius-Platz kennzeichnet damit die neue Lust am Lesen, die zur Zeit der Pandemie viele Menschen „befallen“ hat. „Zwar ist der reine Publikumsverkehr im Geschäft leicht rückläufig, aber dafür explodieren die Bestellungen per Anruf oder E-Mail gerade zu.“ Wie seine Mitbewerber hat auch Kozinowski festgestellt, dass die Kundschaft nicht auf den Preis schaut und bei einem Buch-Hit wie der Obama-Biografie „Ein verheißenes Land“ die stolzen 42 Euro kommentarlos akzeptiert werden.

Eine ähnliche Beobachtung hat auch Kerstin Hardenburg, die Chefin des „Glücksbuchladens“ an der Friedrichstraße gemacht. „Vieles wird bestellt und dann im Geschäft abgeholt. Aber wer will, kann nach Anmeldung auch abends nach Geschäftsschluss allein im Laden stöbern“, erklärt Kerstin Hardenburg, die gern auch ihr derzeitiges Lieblingsbuch „Herzfaden“, den Roman der Augsburger Puppenkiste, empfiehlt und da seitens der treuen Leserschaft auf reichlich Gegenliebe stößt. Und auf einen weiteren Aspekt der derzeitigen Stimmungslage weist die Buchhändlerin hin: „Es werden auch viele Spiele und Puzzles gekauft, weil die Menschen einfach mehr zuhause bleiben.“

Diesem Argument kann sich Susanne Erb von der Ronsdorfer Bücherstube nur anschließen: „Wir haben jetzt ein Schaufenster nur mit Spielen dekoriert und damit offenbar den Geschmack unserer Kundschaft getroffen“, berichtet die Inhaberin des Ronsdorfer Kulturtempels an der Staasstraße. „Natürlich stehen die Bücher aber im Vordergrund, und da vertrauen die Ronsdorfer unserer Beratung, wobei wir auch mal Lesetipps außerhalb der Bestsellerlisten geben.“ Hits sind aber auch die Bestseller von Volker Kutscher „Olympia“, von Charlotte Link oder Sebastian Fitzek. „Im Bücherverkauf hat die Adventszeit schon am 1. November begonnen“, sagt Susanne Erb und zeigt sich mit ihrem Team erfreut über den Bücher-Boom und die Treue der heimischen Leserschaft.

Darauf kann man sich auch in der Buchhandlung Nettesheim an der Hauptstraße in Cronenberg verlassen. „Wir  kennen die Lese-Bedürfnisse unserer Kundschaft und ordern dementsprechend“, sagt Buchhändlerin Monika Sommer . „Die kulturbeflissenen Menschen haben kaum noch Möglichkeiten,  Konzerte oder Theater zu besuchen und lesen deshalb erheblich mehr.“ Bestellt werde derzeit viel telefonisch und per E-Mail, abgeholt werde dann im Laden. Bestens geht „Herzfaden“ von Thomas Hettche, aber natürlich auch Barak Obamas „Ein verheißenes Land“ oder die Bestseller-Autoren Charlotte Link, Sebastian Fitzek sowie Lucinda Rileys „Die Sonnenschwester“  oder Elke Heidenreichs „Männer in Kamelhaarmänteln“.

„Offenbar haben die Menschen in Corona-Zeiten weniger Lust am Fernsehen und deshalb mehr Spaß am Lesen“, hat Steffie Eigenbrod aus der Buchhandlung Jürgensen am Vohwinkeler Kaiserplatz festgestellt. „Das führt dann dazu, dass manche Kunden mit einem ganzen Stapel Büchern aus dem Geschäft gehen“, berichtet die Vohwinkeler Buchhändlerin. „Wir geben unseren Kunden auch die Möglichkeit, mal nach Geschäftsschluss ganz in Ruhe zu stöbern.“ Und was läuft besonders gut? „Eigentlich querbeet, aber Lebensgeschichten von Frauen des 20. Jahrhunderts, vor allem der 20er bis 50er Jahre finden großes Interesse, wobei über Telefon, aber auch auf elektronischem Wege bestellt und dann hier bei uns abgeholt wird.“

Auch in Oberbarmen wollen die Menschen in selbst auferlegter Quarantäne der Corona-Wirklichkeit entfliehen. Mit spannender, aber auch anspruchsvoller Literatur, wie Gundula Täger von der traditionsreichen Buchhandlung Schleu-Behle an der Berliner Straße weiß. „Ungestört stöbern ist natürlich schwierig, weil derzeit nicht mehr als vier Personen im Laden sein dürfen. Aber wir können ja telefonisch  beraten, und da wir seit Jahrzehnten hier im Quartier eine treue Stammkundschaft haben, wissen wir auch in etwa, was gewünscht wird.“ Und die Oberbarmer Leserschaft greift gern zu „Ada“ von Christian Berkel oder „Kingsbridge“, dem mächtigen „Historienschinken“ von Ken Follett oder den „üblichen Verdächtigen“ Joy Fielding, Charlotte Link, Volker Kutscher und Sebastian Fitzek.