Energiekrise in Mönchengladbach NEW: Für Gaskunden Heizen noch viel teurer
Mönchengladbach/Grevenbroich · Gerade ist die Erhöhung des Gaspreises in der NEW-Grundversorgung um 83 Prozent bekannt geworden, nun wird der nächste Anstieg angekündigt. In Sondertarifen gibt es bereits Sprünge von Hunderten Prozent. Die Verbraucherzentrale warnt.
Bei immer mehr Gaskunden der NEW und anderer Versorger setzt der Schock ein. Die jetzt umgesetzten Preissprünge sorgen bei vielen Menschen für Probleme: „Die Situation ist absolut kritisch“, sagt Edda Nowak, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Mönchengladbach. Sie warnt davor, dass sich viele Menschen im Herbst eine warme Wohnung kaum mehr werden leisten können.
Und das ist noch nicht alles: Nachdem der Grundversorger NEW Anfang der Woche angekündigt hatte, den Gaspreis im Grundversorgungstarif zum 1. Oktober um 8 Prozent auf 17,85 Cent je Kilowattstunde zu erhöhen, droht bereits drei Monate darauf die nächste Preisrunde. „Schon zum 1. Januar 2023 wird die Grundversorgung voraussichtlich weiter erhöht“, teilte ein NEW-Sprecher mit. Das gilt für den Gaspreis. Der Preis für Strom in der Grundversorgung wird zum 1. November erhöht; um wie viel, ist noch nicht bekannt. „Auch hier werden die Preise nicht lange stabil bleiben können“, so der Sprecher. Grund für die extrem steigenden Gaspreise sind einerseits die stark gestiegenen Beschaffungskosten und andererseits die neu eingeführten Umlagen. Wie die NEW mitteilte, werde jeder Gaskunde im September ein Schreiben mit Abschlagsänderungen erhalten.
Bei vielen Kunden trifft das aber schon jetzt zu, und es beinhaltet weitaus größere Preiserhöhungen als die 83 Prozent in der Grundversorgung. Tilo Koch aus Viersen etwa bezog das Gas im Tarif „NEWgas online 12 plus“ bisher zu einem Arbeitspreis von 6,41 Cent brutto, ab Oktober sollen es dann 34,91 Cent brutto sein. Der Arbeitspreis steigt bei ihm demnach um mehr als 440 Prozent. Max Heinrichs vermietet eine 80 Quadratmeter große Wohnung in Korschenbroich und muss im Tarif „NEWgas Gold“ ab September 24,03 Cent statt wie bisher neun Cent bezahlen, wenn auch bei dann deutlich geringerem Grundpreis. Er rechnet vor: „Meine Mieter zahlen dann rund 250 Euro mehr im Monat an Nebenkosten.“ Darin sind die neuen Umlagen ab Oktober noch gar nicht berücksichtigt.
In allen Preisen hat sich ebenfalls noch nicht die von der Bundesregierung angekündigte geringere Mehrwertsteuer niedergeschlagen. Die NEW teilte dazu mit: „Sollte es zu einer Mehrwertsteuersenkung auf Erdgas von 19 auf sieben Prozent kommen, gibt die NEW diese vollständig an alle Kunden weiter.“
Doch wie kommen extremen Preissteigerungen von mehreren hundert Prozent zustande, die bei einigen Kunden gerade ins Haus flattern? Die Antwort: Sie haben Sondertarife. Das sind meist online abgeschlossene Gaslieferverträge bei der NEW mit einer Preisgarantie. Wenn die ausläuft, bietet die NEW eine neue an – und lässt sich die Preisgarantie für zwölf oder 24 Monate teuer bezahlen.
Kunden haben dann drei Möglichkeiten: Sie nehmen den teuren Sondertarif hin und haben einen klaren Preis für die vereinbarte Laufzeit. Oder sie kündigen den Tarif und suchen sich einen anderen Anbieter. Oder sie kündigen den Tarif und wechseln in die Grundversorgung der NEW, die im Moment mit den 17,85 Cent je Kilowattstunde deutlich günstiger ist. Wichtig: Wer das tun will, muss die NEW darüber informieren. Wer nur kündigt, fällt in die Ersatzversorgung, die im Moment 32,65 Cent brutto kostet.
Wäre der Wechsel in die Grundversorgung also ratsam? Energieberaterin Edda Nowak gibt keine Prognose ab. „Wer in die Grundversorgung wechselt, ist flexibel, aber es droht immer das Damoklesschwert von neuen Preiserhöhungen“, sagt Nowak. „Wir haben uns solche Preise wie jetzt ja auch nicht vor einem Jahr träumen lassen.“ Auf der anderen Seite ist es theoretisch denkbar, dass die Preise in der Grundversorgung irgendwann wieder fallen. Wer dann einen Sondertarif mit Preisgarantie hat, muss auch weiter den dann unter Umständen teureren Tarif bezahlen.
Nach der derzeitigen Lage in der Beratung der Verbraucherzentrale werden viele Gaskunden im Herbst und Winter Probleme haben, ihre warme Wohnung zu bezahlen. Schon jetzt melden sich viele, die die Nachforderungen auf Grundlage der alten Preise nicht bezahlen können. „Wie sollen die dann die viel höheren Abschläge ab Herbst bezahlen?“ Nowak warnt: „Wir brauchen dringend weitere Entlastungspakete und ein Moratorium gegen Energiesperren, wenn die Rechnung nicht bezahlt werden
kann.“