Berufswelt: Zahl der Lehrstellen sinkt
95,9 Prozent der Jugendlichen, die eine Ausbildung suchten, sind vermittelt. In diesem Jahr gab es ein Fünftel weniger Angebote als 2008. Aber 2008 war ein besonderes Jahr.
Mönchengladbach. "Wir haben immer noch eine große Anzahl an Bewerbern und sind auch bemüht, möglichst vielen von ihnen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen", sagt Anita Breit, Geschäftsführerin von Nellen & Quack.
Insgesamt 25 Schulabgänger haben im August in dem Gladbacher Speditions- und Logistikunternehmen eine gewerbliche oder kaufmännische Berufsausbildung begonnen.
Eine Zukunftsinvestition in eigener Sache, die in den nächsten Jahren für Unternehmen vor dem Hintergrund eines sich abzeichnenden Fachkräftemangels immer wichtiger sein dürfte, wie dieses Unternehmen erkannt hat: "Wir bilden unsere eigenen Fachkräfte aus", sagt Anita Breit wohlwissend.
Dennoch meldet die Agentur für Arbeit einen leichten Rückgang bei den Lehrstellen-Angeboten. Für Mönchengladbach heißt das: "Im Vergleich zu 2008 gibt es dieses Jahr 20,2 Prozent weniger gemeldete Ausbildungsstellen", sagt Doris Schillings, Geschäftsführerin operativ der Agentur in Gladbach, zu Beginn des neuen Ausbildungsjahrs.
3492 Berufsausbildungsstellen wurden ihrer Agentur bis September 2009 gemeldet. "Das Lehrstellen-Angebot ist damit genauso hoch wie 2006/2007 und liegt damit nach wie vor auf hohem Niveau", sagt Schillings.
Gleichzeitig habe es mit 4518 Bewerbern 5,7 Prozent weniger Nachfragen als im Vorjahr gegeben. Daher konnten auch bis Ende September 95,9 Prozent aller Jugendlichen mit einem Ausbildungsplatz versorgt werden. Im vergangenen Jahr waren es 93,5 Prozent. Doris Schillings positive Bilanz für dieses Ausbildungsjahr: "Die derzeitige Krise hat den Ausbildungsmarkt noch nicht entscheidend belastet."
Ein Trend, den Stefan Bresser, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gladbach, für das Handwerk bestätigen kann: 416 Lehrverträge sind im handwerklichen Bereich für das neue Ausbildungsjahr zustande gekommen. Das seien zwar 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr, "doch das Handwerk ist weiterhin bemüht auszubilden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken", sagt Bresser.
Dennoch befürchtet Dieter Porschen, Hauptgeschäftführer der IHK Mittlerer Niederrhein, dass es in Zukunft immer schwieriger sein wird, "gut motivierte und gut qualifizierte Auszubildende zu finden". Immer weniger Schulabgänger, schlechtere Schulqualifikationen in Deutsch und Mathe sowie immer mehr junge Menschen, die sich statt für die Lehre fürs Studium entscheiden, "verschärfen den sich abzeichnenden Fachkräftemangel", so Porschen.
186 Bewerber sind in der Stadt bis jetzt noch ohne Ausbildungsplatz geblieben. Dem stehen 135offene Stellen gegenüber. Allerdings nicht immer in zu den Suchenden passenden Berufsbildern. Trotzdem sagt Schilings: "Es lohnt sich, am Ball zu bleiben."