Design-Studentinnen zeigen Papier-Mode

Fotos der Entwürfe sind ab heute in der Galerie Börgmann an der Wallstraße zu sehen.

Foto: Jörg Knappe

Liesbeth Baumberger ist zufrieden. Sie fühlt sich wohl in ihrer Tracht. Der weitausholende Rock aus schimmerndem Brokat mit feinster Spitze und das Oberteil mit den voluminös gebauschten Ärmeln und dem kleinen Kragen stehen ihr ausgesprochen gut. Eine Art Mitra mit bunten Perlen und einem roten Stern auf der Spitze krönt ihren Kopf. Stolz ist ihr Blick, gerade die Haltung vor dem schwarzen Hintergrund.

„Für mich sind Familie, Vergangenheit und Kultur sehr wichtig“, sagt sie. „Deshalb habe ich mich für eine Volks-Tracht entschieden — die allerdings mehr oder weniger meiner Fantasie entspringt“, sagt die Studierende der Hochschule Niederrhein. Aber: Der Brokat ist in Wirklichkeit Geschenkpapier, die „Spitze“ ein Scherenschnitt aus Pappe, und auch das edle Oberteil besteht aus Papier. Für das Foto-Shooting hat sie die Tracht vor ihren Körper gehalten, das „Kleidungsstück“ umhüllt sie nicht, es ist zweidimensional.

„Pappcouture — Selbstporträts der anderen Art“ heißt die Ausstellung, die Anna Koch, Dozentin für besondere Aufgaben im Fachbereich Textil-Design, mit sieben Studentinnen zusammengestellt hat. Heute Abend wird sie um 19 Uhr in der Galerie Börgmann an der Wallstraße 7 eröffnet. Morgen ist sie von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Die sieben Teilnehmerinnen des Kurses „Experimentelles Gestalten“ stellen sich in den Selfies dar. „Ich bin in die neue Rolle geschlüpft und fühlte mich in diesem Moment ganz anders als im wirklichen Leben“, sagt Liesbeth Baumberger.

Raphaela Küper thematisiert mit ihrem „Outfit“ die Unterdrückung der Frau — und ihren Befreiungswillen. „Bann der Rolle“ nennt sie ihr Kleid, dessen Oberteil sie wie einen Käfig geschnitten hat, den sie mittels der Pappschere, die sie vor ihren Körper hält, zerstören wird. Mit einem Gummiband hat sie ihr Gesicht gefesselt, der Mund besteht aus roter Pappe, das linke Auge ist mit einem Papierauge aus einer Modezeitschrift verdeckt. Das sieht lustig aus — ist es aber nicht.

Anna Droemonts Kostüm wirkt äußerst kostbar, besteht aber aus einem profanen Material — aus glitzernder Rettungsfolie. „Für die Accessoires habe ich beschichtetes Altpapier aus nicht recyclebarem Druckereiabfällen verwendet“, sagt sie. Aus den Ärmeln ragen vier Hände. „Wir haben uns zu zweit hinter die Papierkleidung gestellt.“ Es sei ihr Protest gegen die Überforderung der Menschen, die immer mehr und immer schneller produzieren müssen. Eine Maske bedeckt ihr Gesicht. Sie ist geschlossen — lässt keinen Blick auf die Welt zu. „So stelle ich die Mode in den Vordergrund.“

Theresa Hofmann hat sich für eine asiatische Kleidung entschieden. „Sie hat eine starke Affinität zu Asien, sie will später in Korea studieren“, sagt Anna Koch. Und dann sind da noch die „Rosendame“ Katrin Wagner mit beeindruckender Wespentaille und das „Blumenmädchen“ Giulia Braun mit weißer Tortenspitze im Dekolleté. Und Izel Ates in schwarz-weißer Fächerkleidung. Kleider machen Leute — auch Kleider aus Papier.