Entwicklungshilfe: Ein Gladbacher in Honduras
Daniel Kempken arbeitet für die deutsche Entwicklungshilfe. In seinem Job sieht er die ganze Welt.
Mönchengladbach. Es ist acht Uhr morgens in Tegucigalpa, der Hauptstadt Honduras’, als Daniel Kempken ans Telefon geht. „Wenn ich aus meinem Fenster schaue, dann sehe ich einen strahlenden Sonnenschein“, sagt der Mitarbeiter der deutschen Botschaft. 15 Grad seien es gerade. „Es ist ja auch Winter.“
Während des Interviews regnet es in Mönchengladbach und durch die Zeitverschiebung ist es bereits 15 Uhr. Dem nasskalten deutschen Winter ist Kempken entflohen. Er arbeitet beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Seit Anfang 2012 ist er Repräsentant der deutschen Entwicklungspolitik in Honduras und gleichzeitig der stellvertretende Botschafter dort. Als dieser arbeitet er in der Wirtschafts-, Außen- und Kulturpolitik mit.
Kempken wurde 1955 in Mönchengladbach geboren. Er hat Jura studiert — und nebenher zwei Semester Entwicklungspolitik. Beim Ministerium für Entwicklungspolitik bewarb er sich 1989 initiativ und „hat einfach Glück gehabt“. Seitdem zieht er alle paar Jahre um, immer in ein anderes Land, meist der Sonne hinterher. „Nach meinem Studium habe ich drei Jahre als Reiseleiter auf Mallorca gearbeitet“, sagt Kempken. Dann ging es für das Ministerium 1991 für ein Jahr in den Kongo. „Der Bürgerkrieg hat meinen Einsatz jedoch schnell beendet.“ Dann ging es nach Sambia, dort hat Kempken vier Jahre lang mit seiner Frau gelebt. 1996 zog er zurück nach Bonn, Anfang 2000 nach Ecuador — übernahm aber auch Aufgaben in Chile. 2005 bis 2009 wohnte Kempken in Berlin, 2010 reiste er durch Uruguay und war auf den Kanarischen Inseln. Und nun ist Honduras seine Heimat.
Bis Mitte 2016 ist sein Aufenthalt geplant. Dann geht es wieder nach Deutschland. „Dann bleibe ich wohl erst einmal, es sei denn, man bietet mir noch ein interessantes Land an“, sagt er. Bei seinen Auslandsaufenthalten ist Kempkens Frau immer mit dabei. Sie arbeitet als Sekretärin im Bundeskanzleramt und wird für die Reisen freigestellt.
Die Zeit in Deutschland bezeichnet Kempken als „interkulturelles Auftanken“. „Wenn ich in der Heimat bin, kann ich besser vergleichen, wie es in anderen Ländern ist. Ich nehme immer ein bisschen fremde Kultur mit nach Deutschland“, sagt Kempken.
Aber auch ein Stück deutsche Heimat reist mit um die halbe Welt. „Am liebsten esse ich Currywurst.“ Seine Frau bereite ihm die manchmal zu. Neben dem Essen verbindet Kempken mit Mönchengladbach vor allem „tolle Freunde und meine Mutter“. Er sei gern in der Stadt, sagt er. Irgendwann wolle er auch „Schlaglichter Niederrhein“ schreiben. „Dafür waren meine Aufenthalte bisher jedoch zu kurz.“ Seine „Schlaglichter“ (kleines Foto) sind Kempkens Leidenschaft. Vier dieser Reiseführer hat er schon geschrieben. „Ich lasse mich beim Reisen treiben, spreche mit den Einheimischen und lese die Zeitung.“ Aus diesen Eindrücken gemischt mit recherchierten Fakten schreibt Kempken dann die Berichte.
Als das Gespräch beendet ist, ist es draußen vor dem Redaktionsfenster dunkel. Bei Kempken zieht eine einzelne Wolke am ansonsten blauen Himmel vorbei. Er muss los. Der Botschafter hat ihm erlaubt, für das Interview ein bisschen später zu kommen, aber nun muss er zur Arbeit.