Flucht während der Zigaretten-Pause
Haftstrafe für Faik B. Polizei beobachtet seinen Wohnort.
Krefeld. Für die Strafkammer des Landgerichtes Krefeld ist die Sache klar: Der 37-jährige Faik B. aus Mönchengladbach hat im Jahr 2006 seine damals 13-jährige Stieftochter aus Kempen mehrfach sexuell missbraucht und vergewaltigt. Der aus dem Kosovo stammende Mann war mit der Mutter des Opfers zu diesem Zeitpunkt verheiratet, heute ist die Ehe geschieden.
„Ich hatte Angst, dass er mich und meine Mutter umbringt“, hatte die junge Frau bei ihrer Aussage vor Gericht erklärt. Mehrfach soll Faik B. auch seine Ex-Frau bedroht und geschlagen haben. Während die Staatsanwaltschaft sich in einem emotionalen Plädoyer für eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten einsetzte, war die Verteidigung des Angeklagten auf einen Freispruch ausgelegt. Der Gladbacher, dem eine Dolmetscherin zur Seite stand, schwieg im gesamten Verfahren.
Der Verteidiger des Mannes wies auf inhaltliche Abweichungen bei den verschiedenen Aussagen des Opfers hin. Es gäbe wenig objektivierbare Fakten, erklärte er. Saß Faik B. zu Prozessbeginn noch locker und ruhig im Gerichtssaal, so war am Dienstag nicht mehr viel davon übrig geblieben.
Nach einer zweistündigen Pause sollte schließlich das Urteil verlesen werden. Da sich dies jedoch verzögerte, ging Faik B. mit einem Verwandten „für eine Zigarette“ vor die Tür. Der Verwandte tauchte wenig später mit erschrockenem Blick im Gerichtsaal auf und erklärte, dass Faik B. vor dem Gerichtsgebäude in Tränen ausgebrochen und dann weggerannt sei. „Mach keinen Unsinn“, beschwor der Anwalt seinen Mandanten, den er per Handy erreicht hatte. Doch der Angeklagte blieb verschwunden. In Abwesenheit wurde er zu einer Strafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt.
Die Gladbacher Polizei fahndet bereits nach dem flüchtigen Täter und lässt seinen Wohnort überwachen, sagte ein Sprecher. jre