Fremdenhass: Kundin beschwert sich bei Firma über schwarzen Mitarbeiter
Der Juniorchef des Unternehmens Rollladen Müllers reagierte entsetzt und kündigte die Geschäftsbeziehung auf. Den Fall postete er bei Facebook.
Markus Müllers war, wie er sagt, einfach nur „stinkesauer“. Seine Monteure hatten bei Frau C. in Schwalmtal eine Reparatur durchgeführt. Alles lief wie immer. Doch dann kam der Anruf. „Unsere Sekretärin kam zu mir und war total aufgebracht“, sagt der Juniorchef des Wickrather Rollladen-Unternehmens. Sie berichtete, Frau C. habe sich über den Fremden beschwert, der in ihrem Haus gearbeitet habe.
Markus Müllers, Juniorchef, über seinen Mitarbeiter
Markus Müllers rief die Kundin zurück. Frau C. forderte, Firma Müllers solle ihr niemals mehr Fremde und Flüchtlinge schicken. „Sie sagte, man wisse ja nie, ob deren ,Sippschaft’ nicht hinterher die Wohnung ausräumen würde“, so Müllers.
Darauf kündigte er der Kundin jegliche weitere Geschäftsbeziehung auf, machte sie zur Exkundin. „Man muss sich das mal vorstellen“, sagt er. „Ich habe unserem Monteur Frank Mokotar, der schon 40 Jahre bei uns tätig ist und an den Nachwirkungen einer Schulter-Operation leidet, gemeinsam mit einem Helfer losgeschickt.“ Und dieser Helfer, der den Monteur bei schweren Arbeiten unterstützen sollte, sei nun mal dunkelhäutig. „Der junge Mann spricht hervorragend Deutsch und hat der Kundin auch noch geholfen, einen schweren Schrank auf die Seite zu schieben.“ Der junge Mitarbeiter sei übrigens gar kein Flüchtling, wie Frau C. vermutet habe.
Markus Müllers konnte und wollte seinen Ärger nicht einfach für sich behalten. Er schilderte den Vorgang auf Facebook mit dem Vermerk „Unglaublich — und eben wirklich so passiert. Habe den Blutdruck immer noch auf 180! Teilen ausdrücklich erwünscht!“
Er löste eine Riesenwelle von Reaktionen in dem sozialen Netzwerk aus. „Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet“, sagt er. Der Beitrag von „Rollladen Müllers“ erhielt innerhalb von 23 Stunden 15 232 „Gefällt mir“-Angaben und wurde 10 688 Mal geteilt. Zahlreiche Facebook-User lobten die Zivilcourage der Firma und den offenen Umgang mit diesem Fall. Ein User schreibt: „Vielen Dank für so viel Rückgrat gegenüber seinen Mitarbeitern (. . .)“. Ein anderer kommentiert: „Danke für dieses Zeichen der Menschlichkeit und Nächstenliebe (. . .)“. Eine weitere Reaktion: „Respekt. Leider ist das Verhalten der Ex-Kundin absolut kein Einzelfall. Wer kennt nicht die Gespräche beim Bäcker oder Metzger. Teilweise wird einem da vom Zuhören schon schlecht.“ Auch Borussia Mönchengladbach meldete sich gestern auf Facebook zu Wort: „Wir ziehen den Hut vor unserem Sponsor.“
Aber auch kritische Stimmen wurden laut. Das sei mit Sicherheit ein werbestrategischer Fake, unterstellten einige User. Leichter könne die Firma doch keine Werbung machen. „Ich wurde angefeindet, weil mein Post so professionell aussieht“, sagt dazu Markus Müllers.
Der Juniorchef war gestern ein viel gefragter Mann. „Ich habe meine Termine gemacht, zu mehr bin ich nicht gekommen“, sagt er. Als mutig habe er seinen Post aber nicht empfunden.