Hier entsteht ein Dorf der Generationen

In Hardterbroich wird ein neues Altenheim mit 80 Plätzen gebaut. Gleich daneben werden künftig mehr als 70 vorwiegend junge Menschen ihren Lebensmittelpunkt haben.

Foto: Detlef Ilgner

Im Herbst wird Hardterbroich zentraler Einsatzort für Umzugsunternehmen: Die rund 80 Bewohner des Altenheims Lürrip verlassen Mitte September ihr Haus und ziehen dauerhaft in den neuen Gebäudekomplex an der August-Monforts-Straße. Rund einen Monat später bekommen sie im selben Komplex neue Nachbarn: 53 Verwaltungsmitarbeiter der Stadttochter Sozial-Holding wechseln von der Königstraße in das Staffelgeschoss des Neubaus. Außerdem lernen dort künftig mehr als 70 vorwiegend junge Menschen, die zur Bildungs GmbH der Holding gehören.

Das heißt: Für mehr als 200 Menschen wird das Umfeld der August-Monforts-Straße in Hardterbroich zu einem zentralen Ort ihres Lebens — entweder weil sie dort wohnen, arbeiten oder lernen. Das alles geschieht in einem Neubau, der mit Grundstück und Parkplatz fast zwölf Millionen Euro kostet. Das sind die nüchternen Fakten.

Es gibt noch eine andere Sichtweise. Und die wird davon geprägt, wie sich Lebenswelten und -stile verändern und sich im Zuge dazu auch eine städtische Struktur neu entwickelt. Dies wird in Hardterbroich in den nächsten Jahren Schritt für Schritt geschehen.

„Ein Dorf der Generationen“: Diese Vision haben einst Sozial-Holding-Geschäftsführer Helmut Wallrafen und der Gladbacher Architekt Burkhard Schrammen vorgegeben mit Blick auf die Zukunft der Stadt. Das war vor mehr als zehn Jahren.

Heute firmiert vieles von dem, was 2006 prognostiziert wurde, unter Quartiersentwicklung und meint in großen Teilen Ähnliches. Hardterbroich könnte ein Vorreiter werden: Einkaufsmärkte haben sich dort bereits angesiedelt, ein Marktplatz wird entstehen, dazu ein Kindergarten. Das Altenheim und die Verwaltung der Sozial-Holding in direkter Nachbarschaft zur Zentralküche prägen das „Dorf“ nachhaltig.

In dem neuen Seniorenhaus werden die älteren Menschen aus Lürrip in acht Wohngruppen und auf zwei Stockwerken leben. Jeder Bewohner hat ein Einzelzimmer mit eigener Toilette und Dusche. Die Wohnungen sind barrierefrei und rollstuhlgerecht eingerichtet. 53 Quadratmeter stehen jedem Bewohner zur Verfügung, 22 davon sind der persönliche Rückzugsort. Die Wohnebenen sind so konzipiert, dass die Betreuer sie weitläufig einsehen können. Und es gibt mehrere Gemeinschaftsräume: angefangen von eigenen Wohngruppen-Küchen und Esszimmern bis hin zu einer großen Cafeteria im Erdgeschoss und einem Fitness-Bereich für Bewohner und Mitarbeiter. „Dort können auch Veranstaltungen des Stadtteils stattfinden“, sagt Holding-Geschäftsführer Wallrafen.

Dass die Stadttochter Sozial-Holding ihren Verwaltungsapparat zur August-Monforts-Straße verlegt, sorgt für eine spürbare Kostenersparnis. Die Miete entfällt künftig, wegen der Synergieeffekte sind Doppelbesetzungen etwa im Verwaltungsbereich des Heims nicht mehr notwendig. „Wir verringern die jährlichen Kosten um rund 200 000 Euro“, verspricht Wallrafen. Die Mitarbeiter bekommen Einzelbüros, es gibt mehrere Gemeinschaftsräume, die auch von der Bildungs GmbH genutzt werden. Nur die vier Mitarbeiter, die für die Heimaufnahme zuständig sind, ziehen ins Erdgeschoss, damit sie für potenzielle Bewohner und deren Angehörige künftig besser zu erreichen sind. Wallrafen: „Dort haben wir auch eine Musterwohnung, so dass sich mögliche Heimbewohner anschauen können, wie sie bei uns leben werden.“

Weitere Ideen will der Holding-Geschäftsführer entwickeln. Eine davon: Ältere Menschen sollen sich im Altenheim-Umfeld Elektro-Rollstühle und auch Elektro-Fahrräder leihen können.