In den nächsten Jahren drohen zahlreiche Brückensperrungen
Viele der 400 Brücken in der Stadt müssen saniert werden. Das geht nur nach und nach. Die Verwaltung hat eine Liste mit Prioritäten angelegt.
Die Gladbacher müssen sich darauf einstellen, dass in den nächsten Jahren mehrere Brücken wegen Bauarbeiten gesperrt werden. Gleich zwei waren es schon in dieser Woche vor Ostern. Bei einer routinemäßigen Hauptprüfung der Brücke an der Bettrather Straße, die über die Hermann-Piecq-Anlage führt, wurden erhebliche Schäden an der Außenschale und am Mauerwerk entdeckt. Die Buslinie 16 musste eine Umleitung fahren, weil die Brücke an der Ritterstraße über die Niers wegen Schäden keine schweren Lasten mehr tragen konnte.
An der mehr als 100 Jahre alten Brücke an der Bettrather Straße führt die Stadt derzeit Untersuchungen durch. „Es werden Bohrkerne gezogen, um die Beschaffenheit des Materials zu prüfen — solange bleibt die Anlage für den Verkehr gesperrt“, sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. Von den Ergebnissen hänge dann das weitere Vorgehen ab. In der Zwischenzeit können nur Fußgänger und Radfahrer das Bauwerk passieren. Die Buslinie 009 fährt wegen der Sperrung eine Umleitung über die Beethovenstraße.
Wenige Meter entfernt führt die Viersener Straße über die Anlage. Auch sie wurde von der Stadt als sanierungsbedürftig eingestuft. Die Arbeiten an der Brücke sollen laut Stadt in den Sommerferien beginnen. Welche Auswirkungen das auf den Verkehr haben wird, ist noch unklar.
Insgesamt gibt es rund 400 Brücken in Gladbach, von denen 175 in die Zuständigkeit der Stadt fallen. Neben den städtischen sind auch einige Bauten der Deutschen Bahn in die Jahre gekommen. Diese plant 2018 Sanierungsarbeiten an der Krefelder Straße. 2019 ist eine Sperrung der Güterbahnlinie Rheydt-Helena-brunn für Brückenbauprojekte geplant. Das wiederum nutzt die Stadt für Arbeiten an den Gleisüberführungen der Aachener Straße und an der Konradstraße. Zudem wird 2019 die Überführung an der Dessauer Straße (Abzweig Richtung Geneicken) saniert. Darüber hinaus sind laut Bahn bis 2023 aber keine weiteren Arbeiten vorgesehen.
Wegen der hohen Anzahl an geschädigten Brücken kann die Stadt diese nur nach und nach sanieren. Dazu wurde eine Kategorisierung in der Art von Schulnoten erstellt, die den Zustand der Bauwerke bewertet. In die Gesamtnote fließen Faktoren wie Stand- und Verkehrssicherheit sowie Dauerhaftigkeit ein.
Bei rund 30 Prozent der Brücken sind einfache Reparaturen wirtschaftlich nicht mehr vertretbar. Mittelfristig müsse daher entschieden werden, ob die Bauten grundsaniert oder neugebaut werden. Die Stadt führt das auf das hohe Alter vieler Brücken sowie ein Unterhaltungsdefizit in der Vergangenheit zurück.
Diese Versäumnisse nehmen nun problematische Ausmaße an. Denn die Sperrungen der Brücken werden nicht nur Auswirkungen auf den Pkw-, sondern auch auf den Lkw-Verkehr haben. „Gerade für den stark zunehmenden Schwerlastverkehr werden viele Brücken zum Problem, da nicht nur die Anzahl, sondern auch das Gesamtgewicht der Fahrzeuge weiter steigt. Sondertransporte mit mehr als 400 Tonnen sind immer häufiger durch das Stadtgebiet zu leiten“, heißt es von der Stadt.
Das sieht auch die IHK Mittlerer Niederrhein so. „Grundsätzlich begrüßen wir die nun in Gang kommenden Arbeiten. Dringend erforderlich ist die Sanierung der Brücke an der Ritterstraße, weil dort viel Schwerlastverkehr herrscht“, sagt Verkehrsreferent Wolfgang Baumeister. Klar sei aber auch, dass der Sanierungsstau inzwischen ein nicht mehr erträgliches Ausmaß erreicht habe. „Ich vertraue bei den anstehenden Arbeiten darauf, dass die Stadt ein intelligentes Umleitungssystem einrichtet, um die Auswirkungen auf den Verkehr so gering wie möglich zu halten“, sagt Baumeister.
Vorrang bei der Sanierung haben laut Stadt indes grundsätzlich solche Brücken, über die große und wichtige Straßen führen. Die Stadt eine Liste erstellt, welche Brücken bis 2021 saniert werden müssen. Für die gesamten Bauarbeiten hat sie rund zwölf Millionen Euro veranschlagt.