Landtagswahl 2022 in Mönchengladbach Kohle-Ausstieg im Fokus

Mönchengladbach · Während es Martin Wirtz schwer haben wird, ins Parlament zu rücken, ist der Weg für Lena Zingsheim-Zobel klar.

Martin Wirtz und Lena Zingsheim-Zobel sind die beiden Direktkandidaten der Grünen.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Wenn es keinen politischen Erdrusch mehr gibt, dann wird Lena Zingsheim-Zobel ab dem Mai einen neuen Tätigkeitsschwerpunkt haben. Und der dürfte im nordrhein-westfälischen Landtag liegen. Nicht, dass die 28-Jährige im südlichen Wahlkreis Mönchengladbachs, in dem sie für die Grünen direkt kandidiert, die große Favoritin auf das Direktmandat wäre. Das Rennen in dem Wahlkreis ist relativ offen. Aber die Landespartei hat Zingsheim-Zobel auf Listenplatz neun gewählt. Da müssten die Grünen schon noch eine ganze Menge falsch machen, damit dieser Listenplatz nicht zieht.

Ähnlich sicher ist beim zweiten Direktkandidaten der Grünen, Martin Wirtz, dass er nicht im Landtag vertreten sein dürfte: Er ist gar nicht auf der Landesliste vertreten und müsste dann schon im eher konservativeren nördlichen Wahlkreis das Direktmandat holen. So viel können die Grünen bis zur Wahl kaum mehr richtig machen, damit es für das Direktmandat reicht.

So wenig Wirtz damit rechnen dürfte, ins Landesparlament einzuziehen, so sehr bereitet sich Zingsheim-Zobel darauf vor. Sie hat den Fraktionsvorsitz im Stadtrat abgegeben für den Wahlkampf und wird nach eigenem Bekunden auch nicht für den vakanten Parteivorsitz in Mönchengladbach kandidieren, wenn am 2. April eine Nachfolgerin für Anita Parker gewählt wird. Sie wird stattdessen in Bielefeld bei der Landesversammlung der Grünen Jugend weilen. Land statt Kommune – ein Signal. Der Co-Vorsitzende der Mönchengladbacher Grünen ist übrigens Martin Wirtz, der dieses Amt auch weiter ausführen wird. Zingsheim-Zobel hingegen kündigt an, ihr Ratsmandat zurückzugeben, sollte sie in den Landtag einziehen.

Für sie ist es bereits der zweite Landtagswahlkampf. 2017 trat sie ebenfalls im südlichen Wahlkreis an und kam gegen Hans-Willi Körfges (SPD) und Frank Boss (CDU) auf 6,3 Prozent. Damals hatte die zweifache Mutter keinen Listenplatz. Diesmal sollen es mehr Stimmen sein, laut Forsa liegen die Grünen derzeit im Landestrend bei 17 Prozent. „Vor fünf Jahren war die Welt ganz anders“, sagt Zingsheim-Zobel. „Damals war Schulpolitik das beherrschende Thema, jetzt haben wir eine Pandemie und Putins Krieg. Beim Klimawandel sind wir noch einmal weiter, aber es ist wenig für den Klimaschutz passiert.“ Wirtz ist 38 Jahre alt und als Heilerziehungspfleger in der Eingliederungshilfe für psychisch kranke Menschen in Mönchengladbach tätig. Seine politischen Schwerpunkte sieht er im Artenschutz, in queerpolitischen Themen und in der Inklusion. Lena Zingsheim-Zobel ist Sonderpädagogin in Elternzeit. Bildungspolitik, Inklusion und Klimaschutz bezeichnet sie als ihre Schwerpunkte. „Haltung zeigen ist wichtig und den Rechten klarzumachen, dass sie keinen Platz haben im Parlament“, sagt sie.

Der Kohle-Ausstieg und das damit verbundene Ende des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler II ist für Wirtz wie für Zobel ein großes politisches Thema. „Der Ausstieg 2030 ist für uns gesetzt, Lützerath muss die Grenze sein“, sagt Wirtz. Zingsheim-Zobel fordert, bei den Tagebau-Folgekosten den Betreiber RWE in die Verantwortung zu nehmen.

In der aktuellen Debatte um die hohen Spritpreise lehnen beide Grünen-Politiker einen diskutierten Sprit-Rabatt ab. Zingsheim-Zobel sähe lieber einen Preisnachlass auf öffentliche Verkehrsmittel. „Wir brauchen größere Alternativen, indem wir Verkehrsmittel geschickt miteinander vernetzen. Dazu brauchen wir ein 365-Euro-Ticket für ganz NRW: Über solche Lösungen müssen wir gerade jetzt diskutieren“, sagt Zingsheim-Zobel. Wirtz mahnt aber auch: „Den motorisierten Individualverkehr zu verteufeln kann nicht die Lösung sein.“