Vermehrte Raubüberfälle in Mönchengladbach Marienplatz: CDU will Kameras – trotz Abratens der Polizei

Rheydt. · Die Polizei hat ihre Präsenz erhöht. Trotzdem bringt OB-Kandidat Frank Boss das Thema in den Polizeibeirat.

Nach den Raub- und Gewaltdelikten in den vergangenen Wochen ist der Marienplatz für viele ein „Angstraum“ geworden.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Soll der Marienplatz mit Videokameras ausgestattet werden, oder nicht? Diese Frage wird gerade kontrovers diskutiert. Landtagsabgeordneter Frank Boss, der für die CDU bei der Oberbürgermeisterwahl antritt, ist für eine Überwachung. Felix Heinrichs, OB-Kandidat für die SPD, und Bezirksvorsteherin Barbara Gersmann sehen sie kritisch.

Fakt ist: In der Rheydter City gab es in den vergangenen Wochen vermehrt Raub- und Gewaltdelikte. Eine Bande Jugendlicher tyrannisiert dort vorrangig Schüler – bedroht, bestiehlt und schlägt sie. Für einige Opfer ist die Innenstadt mit dem Marienplatz deshalb ein Angstraum geworden, eine „No-Go-Area“, wie sie sagen. Dass die begangenen Straftaten Bürger das Sicherheitsgefühl nehmen und beunruhigen, kann die Polizei verstehen. „Wir nehmen das sehr ernst“, heißt es in einer Pressemitteilung am Donnerstag. Auf die aktuelle Entwicklung habe man mit verstärkter Polizeipräsenz reagiert. Außerdem würden nun Einsatzkonzeptionen angepasst. Und: Die Videobeobachtung am Marienplatz wird Thema im Polizeibeirat. Frank Boss, der dort Vorsitzender ist, hat den Punkt nach eigenen Worten auf die Tagesordnung setzen lassen. „Mein Vorschlag, den Platz mit Kameras beobachten zu lassen, fand bei vielen Rheydtern Zustimmung“, so Boss. „Endlich sagt mal jemand was“, habe er gehört.

Die Polizei sagt: Eine Analyse der Kriminalitätsbelastung des Marienplatzes im Herbst 2019 habe noch keine Auffälligkeiten gezeigt. Will heißen: Zu diesem Zeitpunkt war der Marienplatz aus Polizeisicht kein Kriminalitätsschwerpunkt. Dies wäre aber eine Voraussetzung für die Installierung einer Videobeobachtung.

Doch seit November hat sich die Situation geändert. Immer wieder kommt es dort zu Zwischenfällen mit einer Gruppe junger Männer, die viel kriminelle Energie zeigt. Allerdings: Nicht immer war der Marienplatz auch der Tatort. Bei einem Überfall auf einen 16-jährigen und einen 17-jährigen Schüler war der Marienplatz zwar Ausgangspunkt, die Straftat geschah aber an der Mittelstraße, in der Nähe des dortigen Einkaufscenters. Wie die Opfer berichteten, hätten die Täter genau gewusst, wo es in dem angrenzen Parkhaus Kameras gibt.

Die aktuelle Entwicklung ist der Grund, weshalb die Polizei die Kriminalitätsentwicklung nun erneut genau analysieren will. Darüber hinaus werde zurzeit eingehend geprüft, ob eine Videobeobachtung „aus rechtlichen und tatsächlichen Gründen zulässig, erforderlich und aus polizeilicher Sicht zweckmäßig ist“. Dabei sei auch zu betrachten, ob die Videobeobachtung zu einer Verdrängung von Straftaten in nicht beobachte Bereiche führen würde. Polizeipräsident Mathis Wiesselmann: „Wir wollen als Polizei Mönchengladbach nicht, dass Kriminalität durch Videobeobachtung nur verdrängt wird und sich Probleme räumlich verlagern. Wir brauchen eine umfassendere Sichtweise.“

Frank Boss sagt, der Polizeipräsident habe ihm versichert, dass die aktuellen Kriminalitätszahlen zur nächsten Sitzung des Polizeibeirats am 10. März vorliegen werden. Dies wolle er nun abwarten, aber es werde schwer, ihn von der Forderung nach einer Videobeobachtung am Marienplatz abzubringen. Begleitende Maßnahmen wie Streetworker und Jugendarbeit seien ebenfalls nötig, Videokameras aber ein wichtiger Baustein, damit sich an der Situation etwas ändert.