Stadtplanung Wenn in Parkhäusern keiner parkt
Mönchengladbach. · Stationen für elektrische Shuttle-Busse, Paketlieferung oder Carsharing – das könnte aus Parkhäusern werden, falls der Autoverkehr einmal abnimmt.
Die Zeichen sind eindeutig, wenn man nicht gerade mitten in der Shopping-Hochzeit vor Weihnachten auf sie schaut: Voll belegte Parkhäuser zeigt das Parkleitsystem in Mönchengladbach selten an. Und sollte es tatsächlich einmal gelingen, mehr Menschen auf Fahrrad und Öffentlichen Personenverkehr umsteigen zu lassen, müsste der Bedarf an Stellplätzen in Parkhäusern folglich weiter sinken. Bleibt die Frage: Was wird dann aus Mönchengladbachs Parkhäusern? Leerstand oder gar Abriss? Mag dieses Szenario auch noch in weiter Ferne liegen, die Verkehrsplaner der Stadt haben durchaus schon mal der Fantasie freien Lauf gelassen.
Parkhäuser werden
nicht überflüssig
Ein Abschied vom Parkhaus kommt in den Gedankenspielen der städtischen Planer nicht vor. Im Gegenteil: „Parkhäuser werden nicht als Auslaufmodell betrachtet, sondern als Chance, den Stadtraum vom ruhenden Verkehr zu entlasten und wieder Freiraum für Bürgerinnen und Bürger zu schaffen“, sagt die Stadtverwaltung. Und: „Für die Zukunft müssen Überlegungen angestellt werden, wie Parkhäuser, die schon jetzt nicht voll ausgelastet sind, attraktiver gestaltet werden können, um den Druck von den Straßen dorthin zu verlagern.“ Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie ein Parkhaus ansprechend gestaltet wird und wie gut die Wegweisung dorthin funktioniert. Es geht auch um neue Formen der Nutzung eines Parkhauses.
In Arbeit
Bei zwei größeren Stadtentwicklungs-Projekten in der Mönchengladbacher Innenstadt sollen neue Wege bereits beschritten werden. Sowohl in der „Seestadt“ und im Wohngebiet, das auf dem ehemaligen Maria-Hilf-Gelände an der Viersener Straße entsteht, sind Garagen für die Bewohner der Quartiere vorgesehen. Das holt parkende Anwohnerautos von der Straße. Diese Quartiersgaragen sollen auch schon zu Mobilitätshubs mit Bike- und Car-Sharing-Angeboten werden.
Zukunftsmusik
„Parkhäuser könnten als innerstädtisches Logistikzentrum für die letzte Meile genutzt werden, als Elektro-Tankstelle oder in Zukunft als Landeplatz für autonome Minihubschrauber“, haben sich die Verkehrsplaner überlegt. Interessante Möglichkeiten könnten Parkhäuser eröffnen, wenn denn einmal autonom fahrende Autos auf den Straßen unterwegs sind. Beispiele, was alles denkbar ist, haben sie in drei Zukunftsszenarien entwickelt. Hier ihre Überlegungen im O-Ton:
Szenario 1: Parkraum
für autonomes Fahren
Wenn Autos langsam und ohne Personen autonom fahren dürfen, könnten die Nutzer bequem vor ihrer Haustüre aussteigen. Das autonom fahrende Auto würde dann im nächstgelegenen Parkhaus einen Parkplatz aufsuchen. Technisch ausgereifte E-Fahrzeuge könnten hier an einer induktiven Ladestation aufgeladen werden und nach dem Ladevorgang selbstständig auf einem freien Platz im Parkhaus fahren, damit die Ladestation vom nächsten Fahrzeug genutzt werden kann.
Szenario 2: Parkhäuser
als Mobilstationen
Parkhäuser werden nicht nur für Carsharing genutzt, sondern bieten gleichfalls Raum für Leihfahrräder, Lastenfahrräder und andere Mobilitätsformen. Parkhäuser könnten „Stationen“ für Shuttleservice-Angebote sein – vielleicht um in Zukunft den Autoverkehr aus dem Innenstadtbereich heraus zu halten. Man stellt sein Fahrzeug in außenliegenden Parkhäusern ab und kommt mit kleinen elektrifizierten Shuttle-Bussen in die Innenstadt.
Szenario 3: Parkhäuser
als Mikrologistik-Hubs
Parkhäuser bieten genug Raum für die Mikrologistik. Ein Laster fährt rein und legt Pakete ab, die von dort per Lastenrad verteilt werden können. Alternativ können Nutzer ihre Pakete direkt vor Ort abholen. Da im Parkhaus genügend Platz ist, können Pakete dort bequem abgeholt werden. Ist das Paket zu schwer und man ist nicht mit dem Auto gekommen, kann ein Lastenfahrrad oder ein Carsharing-Fahrzeug bequem im Parkhaus geliehen werden.