NEW-Betriebsrat will kurze Hosen für Busfahrer

Seit 2016 müssen die Fahrer Dienstkleidung mit langem Bein tragen. Diese Dienstanweisung soll gekippt werden.

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NEW-Betriebsratsvorsitzender Michael Jans weiß, wie heiß der Job sein kann. Er ist selber 18 Jahre lang Bus gefahren. „Wir haben im Hochsommer einmal die Temperatur hinter der Frontscheibe gemessen: Das waren 75 Grad, da schmelzen die Dienstvorlagen regelrecht weg“, sagt er. Auf dem Fahrersitz könnten da gut und gerne noch 45 Grad und mehr erreicht werden.

Michael Jans, Vorsitzender des NEW-Betriebsrates

Da verwundert es nicht, dass die Busfahrer der NEW gerne einmal den Dienst am Steuer mit kurzen Hosen antraten. Bis vor einem Jahr war das auch noch möglich. „Und wir waren wirklich froh darüber“, sagt Jans.

Doch mit der Wahl zwischen kurz oder lang ist es vorbei. Es gibt es eine dienstliche Anordnung bei der NEW, die nackte Knie bei den männlichen Busfahrern verbietet. Egal, wie heiß es in den Bussen ist, die alle keine Klimaanlage haben.

„Wir sind sehr traurig über die Anordnung. Aber der Vorstand hat entschieden und ist nicht kompromissbereit“, sagt Jans. Die kurzen Hosen seien aus ästhetischen Gründen verboten worden. „Es wurde gesagt, dass dies bei einigen einfach nicht gut aussehe. Und dass es nicht so schlimm sei, im Dienst immer lange Hosen zu tragen, weil es nur wenige heiße Tage im Jahr gebe“, berichtet der Betriebsratsvorsitzende. Viele Mitarbeiter der NEW sind entsetzt. Zumal, weil bei einem Verstoß gegen die Kleiderordnung mit Verweis oder sogar Abmahnung gedroht werde.

NEW-Sprecherin Christina Achtnich bestätigt den Dress-Code. Weil das Unternehmen durch mehrere Fusionen gewachsen sei, habe man sich entschieden, eine einheitliche Dienstkleidung anzuschaffen — auch um eine „positive Außenwirkung“ zu erzielen. Beerenfarbene Polo-Shirts und dunkelblaue Hosen gehörten nun zur neuen Arbeitsgarderobe aller NEW-Mitarbeiter. Dass die Linienbusse der NEW keine Klimaanlagen besitzen, hat laut der Unternehmenssprecherin ökologische Gründe. Klimatisiert würden die Fahrzeuge fünf bis 15 Prozent mehr Sprit verbrauchen. „Eine Klimaanlage in einem geschlossenen Pkw macht Sinn, in einem Bus, in dem permanent die Türen geöffnet werden, ist das anders“, erklärt Christina Achtnich.

In der vergangenen Woche werden viele Busfahrer wohl bei den Außentemperaturen von bis zu 35 Grad in ihren langen Hosen auf dem Fahrersitz geklebt haben. Sie ärgerten sich vor allem über eine Mitteilung, die passend zur Wettervorhersage einen Tag vorher ausgehängt worden war. Auszüge daraus im Wortlaut: „Aus gegebenen Anlass weisen wir darauf hin, dass mit Einführung der neuen Dienstkleidung laut konzernweiter Arbeitsanweisung Nr.16/2016, Stand 1. August 2016, das Tragen von Bermudashorts sowie 7/8-Hosen untersagt ist. Des Weiteren ist ein Kombinieren von alter und neuer Dienstkleidung ausdrücklich nicht gestattet. Wir bitten um zwingende Einhaltung dieser Anordnung!“

Ganz aufgegeben hat der NEW-Betriebsrat noch nicht: Er will laut Jans einen neuen Vorstoß unter dem Gesundheitsschutz für variable Beinkleider für Busfahrer starten. Michael Jans: „Einen Bus bei großer Hitze zu steuern, ist wie Fahren mit einer schweren Erkältung.“