Politik zögert mit Zuschüssen für die Tafel

Der Tafel-Verein hat ein neues Domizil gefunden, wartet aber noch auf grünes Licht aus dem Stadtrat.

Foto: Ilgner

Sie suchen bereits seit mehreren Jahren — mit der Stadttochter EWMG und auch allein als Verein. „Seit wir wissen, dass die Stadt das Reme-Gelände als Baugebiet entwickeln will, schauen wir uns nach einer neuen Bleibe um. Denn wir wissen ja, dass wir vom Fleenerweg wegmüssen und wollten uns rechtzeitig auf den Umzug vorbereiten“, sagt Monika Bartsch, ehemalige Oberbürgermeisterin und heute Vorsitzende der Mönchengladbacher Tafel. Es gab durchaus Angebote für ein neues Vereinsdomizil. Aber entweder waren die Räumlichkeiten zu klein. Oder sie standen nur zum Verkauf. Oder sie lagen mitten in einem Wohngebiet. „Wir finanzieren uns aus Spenden und können keine Halle für rund eine Million Euro kaufen. Und wir müssen unseren Kunden auch immer eine gewisse Anonymität zusichern, sie nicht zum Beispiel in einem Wohngebiet auf dem Präsentierteller zeigen“, sagt Bartsch.

Jetzt hat die Tafel endlich Räumlichkeiten auf dem Gelände des früheren TIN, heute Red Box, im Nordpark gefunden. Doch derzeit scheitert ein Vertragsabschluss an einem jährlichen städtischen Zuschuss von 60 000 Euro. Politiker des Finanzausschusses meldeten bei ihrer jüngsten Sitzung Beratungsbedarf an und wollen sich erst noch einmal intensiver mit dem Thema beschäftigen. Dabei geht es den Fraktionen FDP und Die Linke in erster Linie um die Frage, ob der Standort im Nordpark nicht zu weit draußen ist. Die SPD will verhindern, dass ein städtischer Zuschuss an die Tafel dazu führt, dass andere Vereine Ähnliches fordern. Nur die CDU signalisierte bereits: „Wir stimmen dafür.“ Jetzt wird erst eine Sondersitzung des Sozialausschusses einberufen, vielleicht fällt eine Entscheidung in der Mai-Ratssitzung.

Bartsch und die rund 140 Mitglieder des Tafel-Vereins hoffen auf einen positiven Ausgang. Denn sie brauchen zügig Planungssicherheit. „Wir versorgen rund 3000 Menschen mit Lebensmitteln. Dreimal in der Woche stehen hier bei uns am Fleenerweg rund 400 Kunden vor der Tür, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Und auch die mehr als 100 ehrenamtlichen Helfer, die teilweise täglich für uns aktiv sind, müssen endlich wissen, wohin die Reise geht“, sagt Bartsch. Sie hat sich bereits mit einem Architekten, der ehrenamtlich die Bauleitung für den Umbau im Nordpark übernehmen würde, die Situation vor Ort angesehen. Bartsch: „Das ist alles machbar. Wir müssen nur spätestens im Oktober mit dem Umbau anfangen, damit wir die Lebensmittel im Januar nächsten Jahres im früheren TIN ausgeben können.“

In der 740 Quadratmeter großen Halle muss alles das untergebracht werden, was sich der Tafel-Verein am Fleenerweg über Jahre geschaffen hat. Es müssen Trennmauern eingezogen und Lagerräume eingerichtet werden. Für Helfer und Besucher sind Toiletten erforderlich, dazu sind ein Büro und Bereiche notwendig, in denen die Tafel ihre Kühlgeräte aufstellen kann. „Die ganze Infrastruktur kostet 300 000 Euro. Diese Investitionen finanzieren wir aus Rücklagen, die wir eigens für den Umzug angespart haben“, sagt Bartsch. Nun ist die Kasse leer — die Miete und die Nebenkosten kann die Tafel nicht mehr übernehmen. Sie machen monatlich rund 5000 Euro aus. Die EWMG kann dem Verein die Halle auch nicht kostenfrei überlassen, weil dies eine verdeckte Gewinnausschüttung wäre.

Dass der neue Standort für Hilfesuchende schlecht erreichbar sein soll, kann Tafel-Chefin Bartsch nicht nachvollziehen: „Aus Rheydt steuert die Linie 14 den Nordpark an, aus Gladbach ist es die Linie 17. Und zwar zweimal pro Stunde. Selbst aus Richtung Rheindahlen fährt eine Linie“, sagt Monika Bartsch. Zusätzliche Kosten durch Busfahrten sieht sie nicht auf die Besucher der Tafel zukommen: „Die meisten unserer Kunden haben ein Sozialticket zu vergünstigten Preisen. Dieser neue Standort ist für uns ideal. Eine Ablehnung würde uns sehr treffen.“