„Es überwiegt der Respekt“ Eberl-Rückzug bewegt die Stadt
Mönchengladbach · Der Abschied des langjährigen Sportdirektors bewegt viele Fans – auch unter den Stadtprominenten.
Das Wohl und Wehe des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach schlägt sich auch stets in der Stimmung in der Stadt nieder. Deshalb war es für viele Mönchengladbacher ein Paukenschlag, als sich am späten Donnerstagabend die Nachricht verbreitete, dass Sportdirektor Max Eberl den Klub verlassen wird. In den 13 Jahren hatte Eberl die Borussia geprägt wie kaum ein anderer. Nun begründet er seinen Rücktritt mit gesundheitlichen Gründen. Das bewegt die Fans – auch stadtprominente Anhänger des Bundesligisten.
Die Mönchengladbacher Bestseller-Autorin Rebecca Gablé fiebert seit Kindheitstagen mit, wenn die Fohlenelf spielt. sie ist eingefleischter Fan – in guten wie in schlechten Zeiten. Eine Analyse scheut sie nicht, in diesem Fall fällt ihr das schwerer als sonst. „Oh, Mann, wie schade“, entfährt es ihr spontan. In ihrer Wahrnehmung habe Eberl eine große Fähigkeit, Talente aufzubauen und zu finden. Deshalb sei es sehr bedauerlich, dass er gehe. „Vielen Dank, Max Eberl!“, sagt Gablé.
Max Eberl habe „in einer beruhigenden und bescheidenen Art den Erfolg von Borussia Mönchengladbach“ geprägt, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD). „Deshalb schmerzt mich sein Rückzug, es überwiegt der Respekt“. Dass Eberls Abgang sich negativ auf die ohnehin außer Spielform geratene Borussia auswirken könnte, glaubt Heinrichs nicht: „Er ist eine Stütze, aber nicht die einzige. Hinter Borussia steht ein Team.“
Als TV-Moderator Jörg Boecker von der Nachricht erfuhr, dass Max Eberl bei Borussia aufhört, dachte er als Erstes: „Krass, der geht jetzt bestimmt nach Leipzig.“ Doch dann besann er sich: „Nein, ich lasse andere spekulieren. Ich warte ab.“ Nach der Pressekonferenz (PK) des scheidenden Sportdirektors ist er sicher: „Es geht Eberl nicht ums Geschäft, nicht ums Geld, nicht um einen Verein. Bei der PK ging es nur um den Menschen und seine Gesundheit. Diese ungeschminkte Ehrlichkeit hat mich unheimlich bewegt. Da ringt ein Fußballdirektor mit Tränen in den Augen um Worte.“
Eberls Bekenntnis sei ein wichtiges Zeichen für alle Menschen, die an Burnout oder an Depressionen litten und sich dazu auch zu bekennen. Vermisst hat Boecker ein klares und lautes Danke für alle Verdienste Max Eberls im Laufe der vielen Jahre bei Borussia. Zum Wunsch des Sportdirektors, dass die Menschlichkeit wieder in den Fußball zurückkehren solle, meint der Moderator: „Da sollte jetzt jeder Verantwortliche für sich entscheiden, was er macht.“
Auch Susanne Titz, Direktorin des Museums Abteiberg, ist Borussia-Fan. Eberls Abgang findet sie bedauerlich, hat aber einen interessanten, durchaus provokant gemeinten Vorschlag: „Das wäre doch mal eine gute Gelegenheit für eine Sportdirektorin!“
Gottes Segen ist Borussia sicher, denn auch Klaus Hurtz, Regionalvikar und Pfarrer der Gemeinde St. Marien in Rheydt, ist glühender Borusse. Mit den aktuellen Geschehnissen hadert der Kirchenmann: „Eberl, aber noch mehr Borussia hätte einen anderen Abgang verdient.“ Denn es bleibe „etwas Schales zurück, wenn man die augenblickliche Situation anschaut“. Damit meint er sowohl den Platz in der zweiten Tabellenhälfte als auch die Lage im Verein selbst. Und Borussia und der aktuelle Trainer Adi Hütter? „Ich habe den Eindruck, dass Trainer und Mannschaft nicht so kompatibel sind“, sagt
Hurtz.