Serie: Der Herr der Wagen
Jürgen van Nieuwenhofen prüft alle Fahrzeuge in Gladbachs Brauchtum auf ihre Sicherheit.
Mönchengladbach. Mit ihm ist nicht zu spaßen. "Und wenn 50 Leute weinen: Wenn ihr Fahrzeug nicht in Ordnung ist, ziehe ich es aus dem Verkehr", sagt Jürgen van Nieuwenhofen. Er ist beim MKV Fachbereichsleiter für den Veilchendienstagszug und nimmt auch bei allen anderen Brauchtumszügen die Fahrzeuge ab. "Sicherheit geht vor", begründet er.
Im richtigen Leben ist der 60-Jährige Abnahmeinspekteur im technischen Fahrzeugsuntersuchungsdienst bei der Deutschen Bahn. "Wenn ich mein Okay gebe, können die ICE weitere 1,2 Millionen Kilometer laufen", umreißt er die Verantwortung, die er dort trägt.
Dem Karneval widmet er 15 ehrenamtliche Arbeitsstunden in der Woche. "Das fängt im Oktober an, bis zum Veilchendienstagszug." Momentan überprüft er die Wagen für den Blumenkorso in Rheydt. "Ich sehe mir die Wagen schon beim Entstehen an", berichtet er.
Sonst wüsste er nicht, welche Konstruktion beispielsweise unter dem herrlichen Styropor-Schwan steckt, den die Rheer Mösche zum 12. September mit 20.000 Blüten bestecken werden. "Ob das stabil genug ist."
So kann er schon im Entstehen Tipps geben, wie sich Konstruktionsschwächen vermeiden lassen. "Ich habe ganz engen Kontakt mit den Gesellschaften", sagt er, "dann ist das eine Zusammenarbeit und keine Konfrontation." Das bestätigt auch Harald Quasten, Vorsitzender der Rheer Mösche: "Für uns hat das nur Vorteile."
Deswegen wird ihn die Gesellschaft heute mit ihrem Brauchtumspreis ehren, den sie seit drei Jahren vergibt. Die Fahrzeuge müssen ohnehin alle drei Jahre zum Tüv. Wenn van Nieuwenhofen ihnen ein Zertifikat ausstellt, ersparen sie sich die Überprüfung in den anderen Jahren. "Der Tüv würde kosten", sagt Quasten
Gladbach war eine der ersten Städte, die den Beschluss der Innenminister von 1992 zur Sicherheit bei Brauchtumszügen konsequent umsetzte. "Mit unseren Steigungen im Zugweg ergeben sich besondere Anforderungen an die Bremsen der Fahrzeuge", sagt Nieuwenhofen. "Das ist dort, wo es flach ist, nicht so wichtig."
Quasten sagt: "Wir haben alle ein Interesse, dass nichts passiert. Wer will schon Tote, wie es sie schon bei Zügen in Köln und Mainz gab, wer solche Vorkommnisse wie auf der Love-Parade?"
Gerade an dem Unglück in Duisburg werde deutlich, sagt van Nieuwenhofen, wie wichtig es sei, Erfahrung mit Veranstaltungen zu sammeln und zu nutzen. "Deswegen arbeite ich meinen Nachfolger schon seit drei Jahren ein und werde ihn auch weiterhin begleiten", sagt er. Jost Fünfstück hat das Amt im Mai übernommen.