Sorgen um Tellmann-Platz
Rheydts Bezirksvorsteher Karl Sasserath (Grüne) stößt eine Diskussion um die Junkie-Szene an und fordert einen Drogenkonsumraum.
Mönchengladbach. Die Drogenszene ist vom Marktplatz zum Tellmann-Platz gewandert. Jeden Tag sitzen an der Ecke Friedrich-Ebert-, Wilhelm-Strater- und Mühlenstraße 30 bis 40 Abhängige und konsumieren vor Ort ihre Drogen. „Das ist ein Problem, und ich schaue da nicht weg, auch wenn so eine Diskussion von vielen Seiten nicht gewünscht wird“, sagt Bezirksvorsteher Karl Sasserath. Er hat das Thema auf die Tagesordnung der Bezirksvertretung Süd gebracht, die am Mittwoch tagte.
Für die Menschen, die diese Diskussion nicht wollten, habe er Verständnis, weil man kaum etwas gegen die Entwicklungen auf dem Tellmann-Platz machen könne. „Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Ordnungsbehörden.“ Finde die Polizei drei Portionen Heroin unter den Sträuchern, müsse sie unter den anwesenden Junkies eindeutig die Besitzer feststellen, bevor sie etwas tun könne. Auch Trinken in der Öffentlichkeit sei kein Grund für einen Platzverweis. „Erst wenn randaliert wird, ist etwas zu machen“, sagt der Politiker der Bündnis-Grünen.
Doch das Problem stinkt nach seinen Beobachtungen und denen von Anwohnern im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel. Die Menschen, die sich vor dem Möbelhaus treffen und aufhalten, verrichten in der Öffentlichkeit ihre Notdurft — und setzen sich an den gleichen Stellen ihre Spritzen.
„Hier müssen dringend Toiletten aufgestellt werden“, sagt Sasserath und fordert von der Verwaltung, den Platz anders zu gestalten. „Er kann nicht auf Dauer der Drogenumschlagsplatz der Stadt sein.“ Gleichzeitig fordert er einen Drogenkonsumraum. „Es ist längst nachgewiesen, dass sich durch solche Anlagen die Zahl der Süchtigen nicht erhöht.“
Norbert Tellmann, Eigentümer des Möbelhauses, das dem Platz seinen inoffiziellen Namen gibt, habe lange Zeit friedliche Koexistenz mit der Szene gelebt. „Der weiß auch, dass es sich um Schwerkranke handelt, die irgendwo bleiben müssen“, begründet Sasserath dessen Taktik. Er hat sogar den Platz vor dem Eingang zu seinem Geschäft auf eigene Kosten sauber gehalten.
Seit die Polizei im Sommer mehrere Menschen am Tellmann-Platz verhaftete, sieht die Sache anders aus. „Eine Sachbeschädigung hat es gegeben und eine zerschlage Scheibe am Geschäftseingang, die man als Einbruchsversuch werten muss“, zählt Sasserath auf. Er fordert von der restlichen Politik ein Suchthilfe-Konzept für die Stadt.
Für die CDU sagte Bezirksvertreterin Petra Heinen-Dauber am Mittwoch, sie teile die Sorgen. Es stehe auch zu befürchten, dass Jugendliche in die Szene eingeführt werden. Norbert Sachsenhausen (SPD) sagte, der Rückschnitt der Büsche an dem Platz habe nichts gebracht (siehe Kasten)
Die Grünen beantragten, das Thema in die Tagesordnung für die nächste Bezirksvertretungs-Sitzung aufzunehmen. Bis dahin soll die Stadt prüfen, was möglich ist. Carsten Henkel von der Bauverwaltung will klären, ob der Platz in die baulichen Planungen des Innenstadtkonzepts Rheydt einbezogen werden kann. Stefan Gros-Breuer vom Gesundheitsamt will sich erkundigen, welche Erfahrungen andere Städte mit Drogenräumen gemacht haben und ob eine Einrichtung für Rheydt sinnvoll wäre.