Stadt will Hochhaus für Flüchtlinge mieten
Der Eigentümer will das Haus Nr. 20 im Römerbrunnen sanieren. Wenn das passiert ist, kann sich die Stadt vorstellen, dort 40 Wohnungen für Flüchtlinge und andere Bedürftige anzumieten.
Nr. 20 ist das höchste Hochhaus in der Siedlung an der Giesenkirchener Straße. Es steht seit 14 Jahren leer, wurde geschlossen, nachdem sich immer wieder Menschen von seinem Dach in den Tod gestürzt hatten. Jetzt hat Grand City Property, Eigentümer der Wohntürme, der Stadt 40 Wohnungen in diesem Wohnturm, der im Laufe seines Leerstands nicht attraktiver geworden ist, angeboten.
Karl Sasserath, Fraktionssprecher der Grünen
„Wir können uns vorstellen, die Wohneinheiten für städtische Belange anzumieten“, sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Die Wohnungen könnten Flüchtlingen, aber auch anderen Bedürftigen zur Verfügung gestellt werden. Grundsätzliche Bedingung sei aber die komplette Sanierung des Hauses. Im Sinne der Stadtentwicklung könne es nur sinnvoll sein, das Hochhaus herzurichten, sagt Wolfgang Speen: „Es hat niemand Spaß an einer solchen Bauruine.“
Das sieht der Fraktionssprecher der Grünen, Karl Sasserath, ganz anders. „Schon seit vielen Jahren wird immer wieder über den Rückbau der Hochhaus-Siedlung diskutiert. Stattdessen denkt die Stadt jetzt allen Ernstes über die Reaktivierung des Hochhauses Nr. 20 nach.“ Er ist sicher, dass die Sanierung unbezahlbar wird. „Abriss wäre preiswerter und sinnvoller“, sagt Sasserath. Im Moment sei es ruhig im Römerbrunnen: „Je mehr Menschen da leben, desto mehr Probleme wird es geben.“
„Im Moment herrscht im Römerbrunnen sozialer Frieden“, sagt auch Tony Trapp. Der Sozialarbeiter leitete viele Jahre lang das Jugendzentrum BÜZ am Römerbrunnen und betreut ehrenamtlich die Flüchtlinge im Römerbrunnen. Das sind derzeit 148 Menschen, die in 45 Wohnungen leben, die die Stadt bereits seit längerer Zeit angemietet hat. „Unser Flüchtlingscafé ist gut besucht, ist manchmal sogar überfüllt“, sagt Trapp. Der Raum werde von Grand City Property kostenfrei zur Verfügung gestellt. „Wir müssten, wenn weitere Flüchtlinge kämen, auf jeden Fall unser Raumangebot erweitern“, sagt Trapp. Dabei werde der Eigentümer ihm sicher entgegenkommen.
Das bestätigt Property-Manager Raffael Houben. „Die Begegnungsstätte für Flüchtlinge ist jetzt schon zu klein, da werden wir eine gute Lösung finden“, sagt er. Houben bestätig auch, dass das Hochhaus Nr. 20 kernsaniert werden soll, und dass die Stadt dort 40 Wohnungen anmieten will. „Das Haus ist derzeit auf dem Stand von 1970. Wir werden aus den 112 Wohnungen durch Zusammenlegungen insgesamt 96 Wohneinheiten schaffen“, sagt Houben. Die Fassaden müssen erneuert werden, ebenso das Dach, die Fenster, die Heizungsanlage. Ein neuer Aufzug soll installiert werden, und im Erdgeschoss soll eine 120 Quadratmeter große Wohnung für soziale Zwecke — etwa für ein Mutter-Kind-Café — genutzt werden können.
Von den bewohnbaren 507 Wohnungen im Römerbrunnen sind derzeit 503 vermietet, sagt Raffael Houben. Dazu kommen Leerstände — wie im Hochhaus Nr. 20 und im Haus Nr. 30. Houben: „Wir rechnen in Zukunft mit einem enormen weiteren Zulauf von Mietern.“