Streit um den Karnevalsladen
Geschäftsführer Herbert Geiss will die Deiters-Filiale erweitern. Die Stadt lehnt ab. Bleibt das Geschäft in Gladbach?
Familie Geiss ist nicht dafür bekannt, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Robert und Carmen wurden mit ihrer RTL II-Sendung „Die Geissens“ bekannt. Roberts Cousin Herbert wirkt zwar eher hinter der großen Bühne — der karnevalistischen, wohlgemerkt —, doch wenn er sich äußert, hat es meist Gewicht.
Seit 2003 führt Geiss die Kölner Deiters GmbH und betreibt in Deutschland 15 Filialen, darunter das größte Karnevalskaufhaus der Welt in Frechen. Seit Ende 2013 ist das Unternehmen auch in Gladbach vertreten, im Königskarree. Doch nun liegt Geiss im Clinch mit der Stadt und kündigt an, spätestens mit dem Veilchendienstagszug Bilanz zu ziehen: „Hat der Standort Gladbach eine Zukunft oder erweist sich das Geschäft als Fehlinvestition?“
Dahinter steckt eine Auseinandersetzung um die Expansionspläne von Deiters, das derzeit über 760 Quadratmeter Verkaufsfläche verfügt. Schon seit Frühjahr 2014 versuche man, zusätzlich eine angemietete Erweiterungsfläche für den Verkauf zu nutzen, heißt es seitens des Unternehmens.
Herbert Geiss junior, Geschäftsführer von Deiters
Konkret gehe es dabei um 540 Quadratmeter im Ober- und Untergeschoss des Marktes an der Reyerstraße, die zuvor ein Tapetenmarkt nutzte. Doch der Antrag auf Nutzungsänderung liege seit nunmehr fast einem Jahr bei der Baubehörde — obwohl man eine gutachterliche Auswirkungsanalyse vorgelegt habe, die besage, dass keine negativen Folgen für die zentralen Versorgungsbereiche der Stadt zu erwarten wären.
Deswegen habe man, da 80 Prozent des Jahresumsatzes in der Karnevalszeit erwirtschaftet würden, jetzt in Absprache mit dem Eigentümer des Königskarrees, Dieter Langen, einen Kompromiss unterbreitet. Die Stadt möge wenigstens für die Dauer der Session eine erweiterte Nutzungsgenehmigung dulden, bis über den Antrag entschieden ist. Doch auch dies habe die Behörde, begründet mit der örtlichen Verkehrslage, abgelehnt. Hierzu teilt Deiters mit, man habe der Stadt bereits im Juli konkrete Vorschläge eines Verkehrsexperten zum Schutz der Anwohner und zur Verbesserung der Parksituation vorgelegt.
Nun soll es immerhin eine Anhörung geben. „Das Schreiben geht am Montag raus“, sagt der Technische Beigeordnete Andreas Wurff. „Hätten die Anwohner nicht schon vorher eine Lösung verdient gehabt. Oder hätte man die erwirtschafteten Gewerbesteuern nicht lieber in Mönchengladbach gehalten“, fragt Dieter Langen.
Die von Deiters beantragten Änderungen seien in dieser Form schlichtweg nicht genehmigungsfähig, entgegnet Wurff. Sowohl der Flächenzuwachs als auch speziell die Brandschutzsituation im Obergeschoss würden dies nicht erlauben. „Konkret ist ein zweiter Rettungsweg nicht nachgewiesen“, sagt Wurff. Nun gelte es, im Rahmen der Anhörung, die nach den Karnevalstagen terminiert werden soll, eine neue, dauerhafte Lösung zu finden.
Für Deiters-Chef Geiss sind die langen Abstimmungszeiträume nicht tragbar. „In anderen Städten, beispielsweise Düsseldorf, rollt man uns den roten Teppich aus“, sagt er. Dort sei ganz unkompliziert eine neue Filiale entstanden, gemeinsam mit der Stadt sei auch die neue Verkehrssituation rasch gelöst worden.